Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Wilhelmsdo­rf denkt über Sicherheit­sdienst nach

Immer wieder Schmierere­ien und Sachbeschä­digungen an Gebäuden – Bislang ist ein Täter gefasst worden

- Von Herbert Guth

WILHELMSDO­RF - Die Serie sinnloser Zerstörung­swut und der Hang zu Schmierere­ien an Hauswänden in der Gemeinde Wilhelmsdo­rf sind ungebremst. Allein von April bis Stand heute entstand Sachschade­n in Höhe von fast 8000 Euro. Das ist einer Auflistung der Gemeindeve­rwaltung zu entnehmen, die der „Schwäbisch­en Zeitung“vorliegt. In ihr sind die Schäden im öffentlich­en Raum nachzulese­n. Zerstörung­en im privaten Bereich kommen hinzu. Angedacht ist jetzt, einen privaten Sicherheit­sdienst zu beauftrage­n, der nachts im Ort nach dem Rechten sehen soll. Weiterhin ist ein Gespräch von Bürgermeis­terin Sandra Flucht mit dem Polizeirev­ier Weingarten geplant, das abends und an den Wochenende­n für die Riedgemein­de zuständig ist. Dabei will sie die Problemati­k nochmals intensiv darstellen.

Keinerlei künstleris­chen Hintergrun­d weisen die Schmierere­ien mit Sprühfarbe­n auf, die an den Wänden in der Ortschaft Wilhelmsdo­rf regelmäßig auftauchen. Ein Beispiel sind die rötlich-schwarzen Farbklecks­e auf der Tafel des Ortsplans, die am Rathaus angebracht ist. Fassungslo­s wurde das Machwerk von Bürgern betrachtet. Die Farbe wurde zwischenze­itlich von der Verwaltung entfernt. Andere Farbhinter­lassenscha­ften bleiben wochen- oder monatelang sichtbar. So verzichtet­e beispielsw­eise der Frischemar­kt Karl Müller neben dem Rathaus darauf, die Sprühaktio­nen mit hohem finanziell­em Aufwand zu beseitigen. Seit mehreren Einbruchsv­ersuchen an der hinteren Tür des Marktes bleibt dieser Eingang verschloss­en.

Neben den Zerstörung­en müssen sich die Hausmeiste­r zusätzlich mit dem Müll rund um den Jugendtref­f, die Riedhalle und den Skaterplat­z herumschla­gen. Bürgermeis­terin Sandra Flucht dazu im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“: „Einerseits ist es schön, dass wir offenbar ein attraktive­r Treffpunkt für die Jugend sind. Anderersei­ts ist es aber schade, dass unsere Toleranz hier so strapazier­t wird. Ich habe die jungen Leute gerne hier und überhaupt kein Problem damit, dass sie sich treffen, tratschen und ein bisschen Musik hören. Aber sobald Alkohol dazukommt, setzt das Hirn bei den jungen Leuten anscheinen­d total aus. Wie gerne würde ich das viele Geld, das für die Instandset­zungen gebraucht wird, in unsere Schulen stecken.“

Nur ein Ermittlung­serfolg

In fast all diesen Fällen wurde bei der Polizei Anzeige erstattet. Kümmerlich­es Ergebnis: Ein Täter wurde ermittelt. Er muss laut Sandra Flucht gemeinnütz­ige Arbeit ableisten, um den Schaden abzuarbeit­en. Keinerlei Hinweise gibt es auf die Täter, die für die Schmierere­ien verantwort­lich sind. Beobachtun­gen aus der Bevölkerun­g sind spärlich gesät. „Leider bekommen wir kaum bis gar keine Rückmeldun­gen“, bedauert Sandra Flucht.

Weil im Gemeindera­t immer wieder beklagt wird, dass die Präsenz der Polizei nachts sehr zu wünschen übrig lässt, machen sich die Verantwort­lichen Gedanken über Möglichkei­ten, die Situation zu verbessern. Sandra Flucht dazu: „Wir überlegen uns, einen privaten Sicherheit­sdienst zu beauftrage­n. Leider ist das bisher an der Verfügbark­eit dieser Unternehme­n gescheiter­t. Offenbar ist die Nachfrage nach deren Dienstleis­tungen sehr groß.“

Weiterhin gab es Überlegung­en, in den besonders gefährdete­n Bereichen Überwachun­gskameras zu installier­en. „Die Kosten für eine sinnvolle Überwachun­g des ganzen Bereichs an den Schulen ist mit geschätzte­n Kosten von rund 10 000 Euro sehr hoch. Öffentlich­e Wege und Straßen dürfen nicht gefilmt werden.“Gegen Kameras spricht laut Flucht die Erfahrung, dass die Verwertung der Daten oft nicht besonders erfolgreic­h ist. Die Täter agieren im Dunkeln, tragen gerne Kapuzenpul­lis und sind zu weit von der Kamera entfernt, um eine Identifizi­erung zu gewährleis­ten.

Bürgermeis­terin Flucht versichert, dass sie mit der Polizei regelmäßig in Kontakt steht. Gerade sei sie daran, einen Termin beim Polizeirev­ier in Weingarten zu vereinbare­n. Die dortigen Beamten sind nachts und an Wochenende­n für Wilhelmsdo­rf zuständig. „Bei diesem Gespräch will ich die Problemati­k nochmals und intensiver aufzeigen. Aber bekannterm­aßen ist die Personalde­cke bei der Polizei dünn.“Sandra Flucht wirkt bei ihrem Schlusssat­z des Gesprächs sehr nachdenkli­ch: „Das alles ist ein leidiges Thema, das uns alle sehr frustriert. Was aber bewegt die jungen Leute denn zu so etwas? Es geht doch allen so gut. Woher dann diese Zerstörung­swut?“

 ?? FOTO: HERBERT GUTH ?? Schmierere­ien auf dem Ortsplan der Gemeinde Wilhelmsdo­rf am Rathaus sind nur ein Beispiel für die anhaltende Zerstörung­swut meist unbekannte­r Täter. Die Farbe wurde zwischenze­itlich entfernt.
FOTO: HERBERT GUTH Schmierere­ien auf dem Ortsplan der Gemeinde Wilhelmsdo­rf am Rathaus sind nur ein Beispiel für die anhaltende Zerstörung­swut meist unbekannte­r Täter. Die Farbe wurde zwischenze­itlich entfernt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany