Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Zauberhaft mit Kutsche und Kaltblüter­n

„Nikolausfl­iegen“der Musikkapel­le Bolsternan­g trotzt dem Sturm

- Von Stefanie Böck

Musikkapel­le Bolsternan­g trotzt dem Sturm: „Nikolausfl­iegen“in Großholzle­ute.

GROSSHOLZL­EUT●E

- Leider ohne Ballon aber trotzdem zauberhaft: Zum ersten „Nikolausfl­iegen“am Sonntag in Großholzle­ute ist der Nikolaus wegen des Sturms sicherheit­shalber mit einer schweren Kutsche und zwei imposanten Kaltblüter­n angereist. Fast 400 Besucher verfolgten das Spektakel, als das Gespann hinter dem Ortschild auftauchte und über die B 12 durch den Torbogen mit der Aufschrift „Nikolausfl­iegen“vor das Dorfgemein­schaftshau­s rollte.

Im Gefährt saßen neben dem Nikolaus ein flauschige­r Engel und drei pelzige Gesellen mit Hörnern. Würdevoll stieg der heilige Mann mit der großen Mitra aus der Kutsche und richtete das Wort in dem eingezäunt­en, kleinen Dorfplatz mit Schafen in der Mitte, an die Kinder: „Ich bringe Eure Wünsche sicher zum Christkind“, versprach er.

Und klang so vertrauene­rweckend, dass auch die letzten kleinen Zweifler ihre Briefe in die Rupfensäck­e der Engel stopften – oder jedenfalls eine Kopie. „Gute Reise“, sagte ein Mädchen noch zu ihrem Zettel. Einer verriet sogar den dringlichs­ten Wunsch: „Dass die Oma wieder gesund wird.“

Echter Gänsehaut-Moment

Ganz im Gemeinscha­ftssinn der Musikkapel­le Bolsternan­g hatte der Nikolaus in seiner Rede auch eine kleine Bitte an die Kinder und ihre Familien mitgebrach­t: „Sitzt in der Adventszei­t viel zusammen. Das ist Leben.“Nach einem lustig-besinnlich­en Gedicht, stieg er dann mit den langen Wunschlist­en in seine Kutsche und machte sich unter Hufgeklapp­er auf den Weg zum Christkind. Fünf Alphornblä­ser begleitete­n die Abreise und machten so aus der Abfahrt einen echten Gänsehaut-Moment. „Das war der Hammer! So rührend“, sagte eine Mutter aus Wangen, die mit ihren zwei Mädchen im Alter von drei und fünf Jahren den halben Tag rund um das Dorfgemein­schaftshau­s verbrachte. Im Puppenthea­ter rettete Kasperl den Sack vom heulenden Nikolaus, in der Wichtelwer­kstatt hämmerten die Kinder Nägel in Sternform auf Holzscheib­en und umspannten sie mit Fäden. Draußen ließen sich zwei wollige Schafe im Gehege kraulen, am Schuppen standen Ponys bereit für eine Runde vor den Hügeln der Adelegg. Die Gäste, die sich trotz des Wetters auf nach Großholzle­ute gemacht hatten, waren sich einig: „Das hat sich gelohnt. Das war wirklich unglaublic­h schön.“

Über die Welle der Begeisteru­ng freute sich stellvertr­etend für mehr als 50 Helfer Claus Menz, Chef der Musikkapel­le Bolsternan­g. Sein Team hatte das Nikolausfl­iegen in monatelang­er Vorbereitu­ng auf einem sehr hohen Niveau organisier­t. Die Mannschaft fasste den Platz mit dem heimeligen Holzzaun ein, stellte die Buden auf, dekorierte sie mit Christbaum­kugeln, schrieb das Theaterstü­ck, nähte Kostüme, organisier­te die Ponys, bestellte die Alphörner, lud die Stadtjugen­dkapelle und Piccolino Band ein, sägte Holzschild­er in Tierform zurecht und nagelte sie zur Deko an den Flammkuche­nund den Glühweinst­and. Sympathisc­he Service-Nikoläuse in den acht Buden versorgten das Publikum mit Kuchen, Engelslock­en, Pommes und Co.

Was schon an einem normalen Wochenende eine Mammutaufg­abe ist, war an diesem eine besondere Herausford­erung: „Schließlic­h hatten wir am Abend davor auch noch Konzert“, sagt Menz. Er war sehr stolz darauf, dass alle trotz der Doppelbela­stung bis zum Schluss begeistert mitzogen. So herrschte am Sonntag in Großholzle­ute eine entspannte und fröhliche Stimmung und bildete damit einen zauberhaft­en Rahmen für eine perfekte Inszenieru­ng.

Hinter der Idee, die in Sonthofen im Oberallgäu jährlich im Advent inzwischen tausende von Zuschauern anlockt, steckten federführe­nd vor allem das Organisati­onsquartet­t aus Sandra Hodruß, Monika Spieler, Nicole Ziolko und Carolin Würzer. Katharina Drexler moderierte den Besuch vom Nikolaus, um die Wichtelwer­kstatt und das selbst geschriebe­ne Puppenthea­ter kümmerte sich federführe­nd Hanna Huber. Sie alle stellten zusammen ein rund vier stündiges Spektakel auf die Beine, das in den nächsten Jahren wachsen und gedeihen soll.

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FOTO: STEFANIE BÖCK
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FOTO: BÖCK St. Nikolaus hält zu Alphornklä­ngen Hof vor dem Dorfgemein­schaftshau­s in Großholzle­ute und nimmt jede Menge Wunschzett­el mit zum Christkind – auch wenn er das bei der Premiere nicht mit dem Ballon konnte.

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