Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Zauberhaft mit Kutsche und Kaltblütern
„Nikolausfliegen“der Musikkapelle Bolsternang trotzt dem Sturm
Musikkapelle Bolsternang trotzt dem Sturm: „Nikolausfliegen“in Großholzleute.
GROSSHOLZLEUT●E
- Leider ohne Ballon aber trotzdem zauberhaft: Zum ersten „Nikolausfliegen“am Sonntag in Großholzleute ist der Nikolaus wegen des Sturms sicherheitshalber mit einer schweren Kutsche und zwei imposanten Kaltblütern angereist. Fast 400 Besucher verfolgten das Spektakel, als das Gespann hinter dem Ortschild auftauchte und über die B 12 durch den Torbogen mit der Aufschrift „Nikolausfliegen“vor das Dorfgemeinschaftshaus rollte.
Im Gefährt saßen neben dem Nikolaus ein flauschiger Engel und drei pelzige Gesellen mit Hörnern. Würdevoll stieg der heilige Mann mit der großen Mitra aus der Kutsche und richtete das Wort in dem eingezäunten, kleinen Dorfplatz mit Schafen in der Mitte, an die Kinder: „Ich bringe Eure Wünsche sicher zum Christkind“, versprach er.
Und klang so vertrauenerweckend, dass auch die letzten kleinen Zweifler ihre Briefe in die Rupfensäcke der Engel stopften – oder jedenfalls eine Kopie. „Gute Reise“, sagte ein Mädchen noch zu ihrem Zettel. Einer verriet sogar den dringlichsten Wunsch: „Dass die Oma wieder gesund wird.“
Echter Gänsehaut-Moment
Ganz im Gemeinschaftssinn der Musikkapelle Bolsternang hatte der Nikolaus in seiner Rede auch eine kleine Bitte an die Kinder und ihre Familien mitgebracht: „Sitzt in der Adventszeit viel zusammen. Das ist Leben.“Nach einem lustig-besinnlichen Gedicht, stieg er dann mit den langen Wunschlisten in seine Kutsche und machte sich unter Hufgeklapper auf den Weg zum Christkind. Fünf Alphornbläser begleiteten die Abreise und machten so aus der Abfahrt einen echten Gänsehaut-Moment. „Das war der Hammer! So rührend“, sagte eine Mutter aus Wangen, die mit ihren zwei Mädchen im Alter von drei und fünf Jahren den halben Tag rund um das Dorfgemeinschaftshaus verbrachte. Im Puppentheater rettete Kasperl den Sack vom heulenden Nikolaus, in der Wichtelwerkstatt hämmerten die Kinder Nägel in Sternform auf Holzscheiben und umspannten sie mit Fäden. Draußen ließen sich zwei wollige Schafe im Gehege kraulen, am Schuppen standen Ponys bereit für eine Runde vor den Hügeln der Adelegg. Die Gäste, die sich trotz des Wetters auf nach Großholzleute gemacht hatten, waren sich einig: „Das hat sich gelohnt. Das war wirklich unglaublich schön.“
Über die Welle der Begeisterung freute sich stellvertretend für mehr als 50 Helfer Claus Menz, Chef der Musikkapelle Bolsternang. Sein Team hatte das Nikolausfliegen in monatelanger Vorbereitung auf einem sehr hohen Niveau organisiert. Die Mannschaft fasste den Platz mit dem heimeligen Holzzaun ein, stellte die Buden auf, dekorierte sie mit Christbaumkugeln, schrieb das Theaterstück, nähte Kostüme, organisierte die Ponys, bestellte die Alphörner, lud die Stadtjugendkapelle und Piccolino Band ein, sägte Holzschilder in Tierform zurecht und nagelte sie zur Deko an den Flammkuchenund den Glühweinstand. Sympathische Service-Nikoläuse in den acht Buden versorgten das Publikum mit Kuchen, Engelslocken, Pommes und Co.
Was schon an einem normalen Wochenende eine Mammutaufgabe ist, war an diesem eine besondere Herausforderung: „Schließlich hatten wir am Abend davor auch noch Konzert“, sagt Menz. Er war sehr stolz darauf, dass alle trotz der Doppelbelastung bis zum Schluss begeistert mitzogen. So herrschte am Sonntag in Großholzleute eine entspannte und fröhliche Stimmung und bildete damit einen zauberhaften Rahmen für eine perfekte Inszenierung.
Hinter der Idee, die in Sonthofen im Oberallgäu jährlich im Advent inzwischen tausende von Zuschauern anlockt, steckten federführend vor allem das Organisationsquartett aus Sandra Hodruß, Monika Spieler, Nicole Ziolko und Carolin Würzer. Katharina Drexler moderierte den Besuch vom Nikolaus, um die Wichtelwerkstatt und das selbst geschriebene Puppentheater kümmerte sich federführend Hanna Huber. Sie alle stellten zusammen ein rund vier stündiges Spektakel auf die Beine, das in den nächsten Jahren wachsen und gedeihen soll.