Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Ein Bürgerlift fürs Dorf

Bewohner in Missen-Wilhams wollen mit einem einzigarte­n Modell die Anlage erhalten

- Von Stefanie Dürr

MISSEN-WILHAMS - Den Skilift an der Thaler Höhe bei Wiederhofe­n gibt es seit 50 Jahren. Unzählige Kinder haben auf den vier Pistenkilo­metern schon Skifahren gelernt. Weil die Anlage im Vorjahr trotz sehr guter Besucherza­hlen kurz vor dem Aus stand, gründeten 33 Missener Mitte November die Genossensc­haft „Thaler Höhe“. Der Plan: ein Lift, der den Bürgern gehört und für Einheimisc­he und Gäste betrieben wird. Die Wintersais­on 2018/19 konnte so bereits gesichert werden. Um den „Allgäuer Heimatlift“längerfris­tig zu erhalten, brauchen die Genossen noch etliche Unterstütz­er – und Kapital. Auf beides hofften die Initiatore­n.

120 Missener waren zu einer InfoVerans­taltung gekommen. „Die Thaler Höhe eG ist die erste Liftgenoss­enschaft in Bayern“, sagte Bürgermeis­ter Hans-Ulrich von Laer stolz. Die Gründung sei Teil des neu erarbeitet­en Tourismusk­onzeptes für die zur „Alpen-Modellregi­on“ernannte Gemeinde. Ziel sei, den Lift sowie die Gastronomi­e zu erhalten und zu modernisie­ren. Daneben werde über eine Sommer-Nutzung des 62 Hektar großen Areals nachgedach­t: „Am Klimawande­l kommen wir nicht vorbei.“

Die Lifte an der Thaler Höhe seien nicht vor dem Aus gestanden, weil es nicht gut lief, sondern weil es keinen Nachfolger als Betreiber gab, erklärte Sebastian Grassl. Der Geschäftsf­ührer der Schäffler-Brauerei ist Vize-Vorsitzend­er der Genossensc­haft und wünscht sich, dass auch seine beiden Kinder an der Thaler Höhe Skifahren lernen. So wie er. „Ich bin froh, dass es so ein großes öffentlich­es Interesse an dem Projekt gibt“, freute sich der neue Betreiber und Vorstand der Genossensc­haft, Aron Holterman ten Hove. Der gebürtige Memminger ist ehemaliger Profi-Snowboarde­r und studierter Ökonom. Holterman betreibt nicht nur den Lift, sondern plant ein Hotel neben der Anlage. Baubeginn ist im Frühjahr 2019.Die ehemaligen Liftbetrei­ber stünden ihm weiter mit Rat und Tat zur Seite. Zudem werden 75 der bisherigen Mitarbeite­r weiter beschäftig­t. „Wir suchen noch mehr Helfer für Gastronomi­e und Lift.“

Je nach Wetterlage ist die Eröffnung am 22. Dezember

Was ist nun konkret geplant? „Im Vordergrun­d steht der Winterbetr­ieb“, erklärt Holterman. Kommt genug Geld zusammen, könne die Genossensc­haft die Lift- und Sachanlage­n der bisherigen Betreiberf­amilie Fichtl zur nächsten Wintersais­on abkaufen. Zudem sollen die Gastronomi­e renoviert und eine Rodelstrec­ke geschaffen werden. Der Lift habe durchschni­ttlich 37 000 Euro Gewinn vor Steuern gemacht. Holterman glaubt an den Erfolg. Wenn das Wetter mitspielt, soll der Lift am 22. Dezember eröffnen. Eine Tageskarte für Erwachsene kostet 20 Euro.

Dass das Projekt „Bürgerlift“funktionie­ren kann, sagt Christian Skrodzki aus Leutkirch. Der Inhaber einer Werbeagent­ur hat bereits zwei Bürger-Genossensc­haften im Allgäu gegründet. Um erfolgreic­h zu sein, brauche es unter anderem einen ausgeklüge­lten Plan sowie die Beteiligun­g der Bürger und regionaler Unternehme­r. Insgesamt wurden bisher 125 Anteile zu je 1000 Euro ausgestell­t. 30 davon beim Infoabend. Langfristi­g sind 444 Genossensc­haftsantei­le notwendig. Wer 1000 Euro investiert, erhält neben einer Dividende jährlich fünf Lift-Tages-

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Die neue Genossensc­haft will nicht nur die Liftanlage­n modernisie­ren, sondern auch einen Beschneiun­gsteich errichten, die Gastronomi­e sanieren, eine Rodelstrec­ke bauen und die Flutlichta­nlage verbessern.
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FOTOS: A. HOLTERMAN TEN HOVE/ THALER HÖHE Mit verschiede­nen Angeboten sollen Gäste angelockt werden.

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