Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
„Alle waren an der Belastungsgrenze“
Bauhofleiter Albert Kolb zieht erstes Fazit – und wartet auf den „Schneemonat“Februar
ISNY - „Wetterbedingt sind wir mit dem Gröbsten durch“, hofft Albert Kolb, der Leiter des Isnyer Baubetriebshofs. Der Wetterbericht sage eine stabile Hochdruckwetterlage vorher. Allerdings ergänzt er umgehend: „Der Winter hat erst begonnen, es kann durchaus noch schlimmer werden.“Der Januar sei erfahrungsgemäß eher der Kältemonat, der Februar der Schneemonat.
Er müsse zuallererst seine Leute loben: „Aber richtig! Alle waren an der Belastungsgrenze, bei uns brannte 14 Tage lang der Hut“, betont Kolb im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“nach den zwei schneereichen Wochen.
Doch nach wie vor seien sämtliche Mitarbeiter einsatzbereit und belastbar, körperlich und zeitlich, Tag und Nacht. Auch deren Flexibilität sei optimal, fast jeder sei für jede Aufgabe einsetzbar. Und dann müssten seine Leute auch noch so manche Schelte „gewisser Mitbürger“einstecken: „Aber das halten wir durch und machen uns klar, dass der Bürger seine persönliche Prioritäten im Kopf hat – wir arbeiten mit Hochdruck die offizielle Prioritätenliste ab, wir müssen immer das Ganze im Auge haben“, betont Kolb.
Wobei er anmerkt, dass mit diesen Schneemengen in so kurzer Zeit auch viele Bürger mit ihrer Räumpflicht höchst gefordert waren. Unvermeidlich sei freilich gewesen, dass Räumfahrzeuge auch vor so mancher Hof- oder Garageneinfahrt einen zusätzlichen Schneewall hinterlassen hätten, zum Ärger der Bürger. Zu den Prioritäten des Baubetriebshofes gehöre das städtische Hauptverkehrsnetz: die Buslinien, Rettungswege für Feuerwehr und Rotes Kreuz, Parkplätze und Zufahrten für Müllabfuhr und Gewerbe. Zweite Priorität hätten die Siedlungsstraßen, erst nachrangig kämen dann die sogenannten Spielstraßen dran. Um das Wichtigste in den vergangenen Tagen zu bewältigen, seien im Zweischichtbetrieb acht Fahrzeuge, Radlader mit Pflug und Streuer im Einsatz gewesen sowie vier Fahrzeuge mit je zwei Mann Besatzung als „Handkolonnen“. Ihr Auftrag sei es, den Schnee auf Treppen, vor Ampeln, Haltestellen und Übergängen von Hand zu beseitigen. Zudem seien Subunternehmer – die Firmen Albrecht, Prinz, Pollet, Rief und Keybach – mit acht Vierachser-Lastwagen und Schaufelladern teils Tag und Nacht im Einsatz gewesen.
Große Schneefräse war
Tag und Nacht im Einsatz
Ihr Ziel dabei: Die Straßen so zu räumen, dass wieder Begegnungsverkehr möglich ist und die Autofahrer freie Sicht über das Verkehrsgeschehen bekommen. Die große und „schlagkräftige“Schneefräse sei Tag und Nacht im Einsatz gewesen, sie werfe den Schnee ins Freigelände oder befülle die Lkw zu dessen Abtransport.
Die Ortschaften seien je mit einem Räumfahrzeug bestückt, sei dort auch eine Schneeabfuhr notwendig, werde sie von Isny aus organisiert. Die Schneemassen werden auf die große Lagerfläche in Burkwang gekarrt – verbunden mit der Hoffnung, dass die Sonne den Schnee bis zum Beginn des Theaterfestivals mitgenommen hat. „Was da bereits an Tonnen liegt, ist für mich nicht abschätzbar, sagt Kolb, „eher zu überblicken ist der Salzverbrauch, und der wird wahrscheinlich bei rund 300 Tonnen liegen. “
Und es kommen vermeintliche Kleinigkeiten hinzu: Bevor Kolb am Wochenanfang endgültig die Nachtschicht planen konnte, musste er klären, ob Kfz-Mechanikermeister Uwe Kolb in der Werkstatt den großen Radlader bis zum Nachmittag repariert bekommt. Der Bauhofleiter bekommt zur Antwort: „Das Problem ist erkannt, ein undichtes Hydraulikelement muss ausgebaut, gelötet und wieder eingebaut werden, dann ist die Sache vergessen.“
Bauhofleiter Kolb unterstreicht, dass sein Mechaniker vom Lkw bis zur Motorsense alles zuverlässig zu reparieren in der Lage ist. Uwe Kolb wiederum ist mit seinem Arbeitsplatz höchst zufrieden: „Hier hilft man einander ganz selbstverständlich, und es gilt noch: ‚Ein Mann ein Wort‘.“Seinem Chef wiederum ist wichtig zu betonen: „Wenn der Hut brennt, wird nicht diskutiert, sondern geschafft. Ich gucke mir die Sachlage an, gebe den Auftrag und dann muss es laufen.“
Ein bislang unerledigtes Thema wolle er außerdem noch ansprechen, fügt Albert Kolb abschließend hinzu: Die Präparierung der Winter-Wanderwege sei bis jetzt nicht möglich gewesen. Erstens wegen der eingangs genannten, vorrangigen Prioritäten, und zweitens wegen zahlreichem Schneebruch auf den Wegen. In Kooperation mit dem Forstamt und mit dem städtischen Forstbetrieb müssten die umgestürzten Bäume zuerst beseitigt und aufgearbeitet werden. Das sei allerdings erst möglich, wenn keine Bruchgefahr mehr besteht.