Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Das Ende der Wasserwach­t

Als Grund nennt Waltenhofe­ner Verein massive Mitglieder­probleme

- Von Bastian Hörmann und Aimée Jajes

WALTENHOFE­N - „Etwas zu beginnen, erfordert Mut, etwas zu beenden, noch mehr.“Mit diesem Satz leitet die Wasserwach­t Waltenhofe­n auf ihrer Internetse­ite ein, dass sie sich aufgelöst hat. Als Grund gibt der Verein „anhaltende massive personelle Probleme im AktivenBer­eich“an. Der Rückgang der Mitglieder­zahlen setzte nach Angaben des bisherigen Vorsitzend­en Manuel Stammel mit der Schließung des örtlichen Schwimmbad­s Anfang der 2000er-Jahre ein.

Seitdem ging die Mitglieder­zahl zurück, sagt Stammel. „Das ist genau die Generation, die uns jetzt fehlt.“Einsatzber­eit seien nurmehr „vier bis sechs Leute“. Eine Schnellein­satzgruppe, wie sie die Waltenhofe­ner für den Mittleren Inselsee am Niedersont­hofener See stellten, verlange drei Gruppen von je fünf Mitglieder­n. Selbst die, die zuletzt dabei waren, arbeiteten teils weit entfernt oder in Schicht. „Dieses Risiko war uns zu hoch.“

Trotzdem habe der Vorstand lange versucht, die Wasserwach­t zu retten. Etwa mit Aktionen zur Mitglieder­werbung – auch in den umliegende­n Kommunen. Doch das habe vor allem Kinder zum Verein geführt. Bis die einsatzber­eit sind, hätte es zu lange gedauert. „Wir haben ausgerechn­et: In den nächsten fünf Jahren wären von der Jugend nur zwei bis drei Mitglieder zu den Aktiven gestoßen – wenn sie uns so lange erhalten bleiben“, sagt der ehemalige Vorsitzend­e.

Nikolausan­gebot bleibt

In drei Punkten können die Waltenhofe­ner allerdings erleichter­t sein: Bisher besuchten die Wasserwach­tler als Nikoläuse verkleidet Waltenhofe­ner Kinder – und dieses Angebot wird es auch weiterhin geben. Dafür habe sich ein eigener Verein gegründet, zuständig blieben dieselben Ansprechpa­rtner.

Auch die Sanitätsdi­enste, die die Wasserwach­tler bei Veranstalt­ungen in Waltenhofe­n übernommen hatten, sind gesichert. Sie übernimmt eine neu gegründete Ortsgruppe des Roten Kreuzes (BRK). „Sanitäter hatten wir genug – nur keine, die ins Wasser gehen.“

Und nicht zuletzt besteht weiterhin Wasserwach­tsdienst am Mittleren Inselsee. Zuständig ist dort künftig die Wasserwach­t Kempten. Sie kann das aufgrund ihrer Größe personell leichter stemmen. Außerdem hätten manche derer, die bislang in der Wasserwach­t Waltenhofe­n geholfen haben, nach Kempten gewechselt.

Leiter der neuen BRK-Ortsgruppe ist Mark Hofmann. Ihm zufolge wird die Rettungshu­ndestaffel der Schwerpunk­t der Gruppe sein. Sie kommt im Gebäude der bisherigen Wasserwach­t am Wertstoffh­of unter. Mit der Christbaum­sammlung am vergangene­n Samstag habe die neue Bereitscha­ft bereits ihre erste Aktion erfolgreic­h durchgefüh­rt.

Und trotzdem, so betont Bürgermeis­ter Eckhard Harscher, geht der Gemeinde viel verloren: „Es tut weh, wenn so ein Stück Ortsgeschi­chte nicht mehr bestehen kann.“Schließlic­h gestalte die 1970 gegründete Wasserwach­t das Ortsleben seit vielen Jahrzehnte­n mit. „Das Engagement des Vereins für die Gemeinde war sehr, sehr hoch“, sagt der Rathausche­f.

Ein Beispiel für das große Engagement der Ortsgruppe nennt Helmut Fichtweile­r vom Ordnungsam­t: den alljährlic­hen Faschingsu­mzug in Niedersont­hofen. Hier übernahm die Wasserwach­t den Sanitätsdi­enst. „Wir konnten sie immer bei Veranstalt­ungen einsetzen, das klappte stets auf dem kurzen Weg“, sagt Fichtweile­r. Bürgermeis­ter Harscher beruhigt, dass unter anderem dieser Sanitätsdi­enst weitergefü­hrt wird. Auch er sieht einen Zusammenha­ng zwischen der Schließung des Hallenbads und den sinkenden Mitglieder­zahlen.

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FOTO: CHRISTOPH KÖLLE Die Waltenhofe­ner Wasserwach­t gibt es nicht mehr. In dem Vereinsgeb­äude beim Wertstoffh­of kommt die neu gegründete Ortsgruppe des Bayerische­n Roten Kreuzes (BRK) unter.

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