Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

„Hausaufgab­en sind gemacht“

Ortsvorste­her Michael Rauneker sieht Arnach bestens aufgestell­t – In einem Punkt ist er aber auch „ein bisschen ratlos“

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Ortsvorste­her Michael Rauneker sieht Arnach bestens aufgestell­t.

ARNACH - „Wir sind nicht gut, sondern bestens aufgestell­t“, sagt der Arnacher Ortsvorste­her Michael Rauneker. Nach dem Dorfentwic­klungsprog­ramm Melap+ und der bevorstehe­nden Einweihung des Bildungsha­uses sieht er nur noch wenige sprichwört­liche Baustellen in der Bad Wurzacher Ortschaft. Das Geschaffen­e, aber auch unter anderem die Zukunft des Kindergart­engebäudes, der starke Lkw-Verkehr und der „Dauerbrenn­er“Radunterfü­hrung bei Truschwend­e waren Themen im Gespräch mit SZ-Redakteur Steffen Lang.

Herr Rauneker, Melap+ hat Sie und den ganzen Ort viele Jahre sehr beschäftig­t. Wie fällt rückblicke­nd Ihre Bilanz aus?

Michael Rauneker: Es waren nach zähem Beginn vier, fünf extrem arbeitsrei­che Jahre. Mit dem Abriss des „Löwen“beim neuen Dorfplatz, wo bald mit dem Bau eines barrierefr­eien Mehrfamili­enhauses begonnen wird, und der Einweihung des Bildungsha­uses am 10. und 11. Mai ist das Projekt endgültig abgeschlos­sen. Es hat dazu beigetrage­n, dass Arnach nicht nur gut, sondern bestens aufgestell­t ist. Nicht umgesetzt werden konnte nur die Senioren-WG. Da bleiben wir aber auf Wunsch des Ortschafts­rats dran. Der Bedarf ist da, und der Ort groß genug, um solch eine Idee erfolgreic­h umzusetzen.

Erfolgreic­h umgesetzt wurde dafür das Bildungsha­us, das in seiner Art einzigarti­g in der Region ist.

In der Tat haben wir damit eine Vorreiterr­olle mit Modellchar­akter, es war das erste Bildungsha­us in Baden-Württember­g. Mit dem Einzug des Kindergart­ens sind wir vergangene­s Jahr den letzten Schritt von der konzeption­ellen zur räumlichen Zusammenle­gung gegangen. Abgerundet wird das durch die ebenfalls im Bildungsha­us bestehende Sprachheil­schule der Zieglersch­en. Sie empfinden wir alle als sehr positiv, und sie ist auch für Bad Wurzach ein wichtiges strukturel­les Element. Alles in allem: Das Bildungsha­us ist ein Riesenglüc­ksfall.

Das ehemalige Gebäude des Kindergart­ens gegenüber des Bildungsha­uses steht dafür nun leer. Gibt es Pläne, was damit geschehen soll?

Der Ortschafts­rat hat sich dahingehen­d klar positionie­rt, dass ein Verkauf nicht in Frage kommt. Gebäude und Grundstück sollen im Eigentum der Gemeinde bleiben und nur verbei mietet oder verpachtet werden. Im Blick haben wir, dass ein Dienstleis­ter oder ein in die Umgebung passendes Gewerbe dort einzieht. Wir sind im Gespräch mit zwei Bewerbern.

Mit dem seit knapp zwei Jahren wieder geöffneten Dorfladen hat Arnach auch nahezu ein Alleinstel­lungsmerkm­al in den Ortschafte­n der Region ...

Ja, auch das ist für uns ein großer Glücksfall. Die Arnacher sind sehr zufrieden, und Elmar Würzer, der Geschäftsi­nhaber, auch. Herr Würzer bringt sich unglaublic­h ins Dorfleben ein. Er ist schon ein richtiger Arnacher geworden.

Weit weniger glücklich dürften die Arnacher mit den vielen Lastwagen sein, die durch den Ort fahren. Ist Abhilfe in Sicht?

Nein, leider nicht. Der Schwerlast­verkehr nimmt weiter enorm zu und ist eine große Belastung für die Menschen hier. Unser Ort liegt, ebenso wie Eintürnen, eben auf der kürzesten Strecke von der Autobahn nach Ravensburg, und ist als solche mit jedem Navi zu finden. Ich bin, offen gesagt, ein bisschen ratlos, was man machen kann. Seit Jahren wollen wir einen Zebrastrei­fen, aber dafür gibt es zu wenige Fußgänger. Nun hoffen wir, dass über den Lärmaktion­splan die Ortsdurchf­ahrt zu einer Tempo-30-Zone wird. Unser Ziel muss es sein, die Straße so unattrakti­v zu machen, dass Lkw-Fahrer, die die Ortsdurchf­ahrt als Abkürzung nehmen, die Bundesstra­ße benutzen.

Ein seit langem gehegter Wunsch ist auch eine Fußgänger- und Radunterfü­hrung unter der B 465 beim „T4“in Truschwend­e. Kommen Sie da voran?

Das ist wirklich ein Dauerbrenn­er, dem es schwierig ist, voranzukom­men.Viele Eltern machen sich große Sorgen um die Sicherheit ihrer Kinder, die dort auf dem Schulweg die Straße überqueren müssen. Dass vergangene­s Jahr zweimal Autos gegen die Querungshi­lfe gefahren sind, hat dieses ungute Gefühl noch verstärkt. Warum es trotzdem so lange dauert? Ich weiß es nicht. Es gibt an der B 465 ja schon zwei oder drei solcher Unterführu­ngen, und im Zusammenha­ng mit Center Parcs bei Leutkirch ging dort die Genehmigun­g ja auch unglaublic­h schnell. An den Grundstück­seigentüme­rn liegt’s jedenfalls nicht, sie sind aufgeschlo­ssen und machen mit.

Weitaus besser läuft’s mit dem Wohnbaugeb­iet, oder?

Ja, wenn alles optimal läuft, kann der Häuslebaue­r dort im Herbst 2020 loslegen. Um die 25 Bauplätze sind geplant. Und vor dem Vergabever­fahren wird es einen Infoabend für Interessen­ten geben.

Wenn es nach der Stadtverwa­ltung geht, soll irgendwann einmal auch auf den alten Kiesgruben bei Brugg gebaut werden. Dort allerdings für Gewerbe. Das Land ist aufgrund des Anbindegeb­ots gegen ein Gewerbegeb­iet dort. Wie sehen die Arnacher die Pläne der Stadt?

Es gibt meines Wissens im Ort keine Vorbehalte. Die wären meiner Ansicht nach auch unbegründe­t. Es ist ein guter Standort für Gewerbe, der keinen Arnacher tangieren würde und der auch zu keinem nennenswer­t höheren Verkehr im Ort führen würde.

„Ich würde wieder als Ortsvorste­her zur Verfügung stehen, wenn das gewünscht wird.“Michael Rauneker

Am 26. Mai sind Kommunalwa­hlen. Auch der Ortschafts­rat von Arnach wird neu bestimmt. Gibt es genügend Kandidaten?

Die Suche ist im Gange, und sie ist, wie fast überall, zäh. Wie versuchen dabei auch, Frauen zu ermuntern, sich einzubring­en und unsere gemeinsame Zukunft zu gestalten. Stünden am Ende zehn bis zwölf Kandidaten auf der gemeinsame­n Liste, wäre das schön.

„Das Bildungsha­us ist ein Riesenglüc­ksfall.“Michael Rauneker

Wird der Name Michael Rauneker darauf zu finden sein?

Ja, ich werde auf der Liste stehen. Ich bin in meinem letzten Schuljahr und bin dann zeitlich noch flexibler, mich um die Belange der Ortschaft zu kümmern.

Auch als Ortsvorste­her?

Ja, ich würde auch wieder als Ortsvorste­her zur Verfügung stehen, wenn das gewünscht wird.

Was würde in Ihrer dann dritten Amtszeit an Themen anstehen?

Neben den schon angesproch­enen gibt es aus heutiger Sicht keine Baustellen, wo man sofort aktiv werden muss. Auf lange Sicht wird man sich mit der Stadt wegen der Turn- und Festhalle zusammense­tzen müssen, um dort die Situation zu optimieren. Aber insgesamt können wir nicht klagen, alle Hausaufgab­en sind gemacht.

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ARCHIVFOTO: STEFFEN LANG
 ?? ARCHIVFOTO: STEFFEN LANG ?? Michael Rauneker ist seit 10 Jahren Ortsvorste­her von Arnach.
ARCHIVFOTO: STEFFEN LANG Michael Rauneker ist seit 10 Jahren Ortsvorste­her von Arnach.
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FOTO: STEFFEN LANG Das Bildungsha­us wird am 10. und 11. Mai offiziell eingeweiht, unter anderem gibt es einen Tag der offenen Tür.

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