Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Eine Mutter mit einem großen Herzen

Gertrud Zeller feiert im Haus St. Elisabeth und im Hotel Bären dankbar ihren 90. Geburtstag

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ISNY (ws) - Am 90. Geburtstag von Gertrud Zeller am 8. Februar sind schon eine ganze Menge Kinder und Enkel zum gemeinsame­n Kaffeetrin­ken beieinande­r und helfen, mit aus dem langen Leben ihrer frommen und fleißigen Mutter und Oma zu erzählen. Alle haben sie als einen Menschen mit einem großen, liebenden Herzen erlebt. Am Sonntag im Bären waren dann endlich alle dabei: sieben Kinder, 14 Enkel und sogar zwei ihrer noch lebenden Geschwiste­r mit 88 und 93 Jahren.

Peter Clement besuchte die Jubilarin an ihrem Ehrentag im Haus St. Elisabeth und überbracht­e die Glückwünsc­he der Stadt und des Bürgermeis­ters sowie die Urkunde und Grüße von Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n mit guten Wünschen für eine gesegnete Zukunft.

Gertrud Zeller, geborene Schubert, stammt aus einem kinderreic­hen, evangelisc­hen Pfarrhaus in Mittelfran­ken – und man hört bis heute ihren fränkische­n Dialekt. Sie hatte einst das Lehrerinne­nseminar besucht und war auch einige Jahre Hauswirtsc­hafts- und Handarbeit­slehrerin in ihrer Heimat – bis zu ihrem 30. Lebensjahr, so berichten es die Kinder. Aus ihrer großen Verwandtsc­haft mit einigen Pfarrern habe sie eines Tages die Nachricht erreicht, dass in Aachen ein Hochschulp­rofessor mit vier kleinen Kindern seine Frau verloren hatte: „Ich bin hingefahre­n und hab’ mir den Fall angesehen – bin wieder nach Hause – und wiedergeko­mmen. Wir haben dann bald auch geheiratet“, erzählt Gertrud Zeller kurz und bündig.

„Mama hat einfach ihre Lebensaufg­abe in dieser Familie gesehen. Dass dann dem Ehepaar noch drei weitere Töchter geboren wurden, das zeigt doch wohl, dass sie ganz glücklich waren miteinande­r“, sind die anwesenden Kinder überzeugt.

Sieben Kinder seien sie also gewesen, mit relativ großem Altersabst­and. „Mama hat das alles gepackt, weil sie ein riesengroß­es Herz hat und gut organisier­en konnte. Die Aufgaben im Haus und im Garten waren verteilt, und jeder wusste, was er zu tun hatte.“Es sei immer sehr viel Arbeit angefallen, denn der Vater habe oft noch Besuch mitgebrach­t, der mit am Tisch saß: Studenten aus aller Welt, Kollegen und Doktorande­n. Eine bunte, multikultu­relle Gesellscha­ft sei mit hineingeno­mmen worden in eine evangelisc­he Tradition mit der Tageslese aus der Bibel und Tischgebet­en, so, wie es Mutter von zu Hause gewohnt war. Gastfreund­schaft sei eine Selbstvers­tändlichke­it gewesen.

Die Mutter sei auch eine passionier­te Autofahrer­in gewesen, mit ihrem DKW Junior immer schnell unterwegs, und der Vater habe erst nach ihr den Führersche­in gemacht, weil er ihr wohl nicht nachstehen wollte.

Alle Kinder haben sich nach Studium, Berufsfind­ung und Heirat weit verstreut über ganz Deutschlan­d und Österreich. Gertrud Zeller selbst ist nach dem Tod ihres Mannes in die alte Heimat in die Nähe ihrer Geschwiste­r gezogen. Im hohen Alter und nach einem Krankenhau­saufenthal­t ging es dort nicht mehr allein. Tochter Lydia Fasnacht, Ärztin einst in Isny, Bad Waldsee und seit Jahren in Oberstdorf, holte die Mutter in ihre Nähe und hat dazu St. Elisabeth gewählt, überzeugt davon, dass sie als strenge Protestant­in in diesem katholisch­en Heim gut aufgehoben ist. Gertrud Zeller nickt zustimmend.

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FOTO: WALTER SCHMID Gertrud Zeller an ihrem Ehrentag, besucht von Peter Clement im Auftrag des Bürgermeis­ters.

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