Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

„Bauen heißt wohnlich machen“

Philosoph Thomas Vašek als Gastredner beim Gisoton-Seminar in der Aitracher Festhalle

- Von Steffen Lang

AITRACH - Einen ungewöhnli­chen Referenten hat die Aichstette­ner Firma Gisoton diesmal zu ihrem jährlichen Seminar nach Aitrach eingeladen. Sind meist hochkaräti­ge Politiker zu Gast, sprach diesmal der Philosoph Thomas Vašek.

Zu Gast in der Festhalle von Aitrach waren Bauexperte­n wie Unternehme­r und Architekte­n aus dem süddeutsch­en Raum, die den Tag zum Fortbilden und zum Austausch untereinan­der nutzten.

Was ist Wohnen? Dieser Frage ging der Autor und Chefredakt­eur der Philosophi­ezeitschri­ft

„Hohe Luft“aus München, in seinem Referat nach. Er hinterfrag­e dabei etwas, das „so selbstvers­tändlich wie das Leben und das Atmen sind“, so Vašek eingangs. Leicht verdaulich­e Kost war das indes nicht, was er in der folgenden Dreivierte­lstunde ausführte.

Die Bedeutung des Wohnens, wie wir sie heute kennen, gebe es erst seit dem 19. Jahrhunder­t, führte er aus. Erst als die Fabriken entstanden, habe sich der Wohn- vom Arbeitspla­tz abgegrenzt. Wohnen habe von der Herkunft des Wortes etwas mit „etwas gerne haben, zufrieden sein“zu tun. „Ich wohne dann, wenn ich gerne an einem bestimmten Ort bin“, formuliert­e Vašek daraus seine erste These. „Wir können mit unserer Wohnung ausdrücken, wer wir sind, was wir wollen, was uns wichtig ist“, so Vašek weiter.

„In der Wohnung und was darin ist, materialis­iert sich unsere Identität.“Wohnung sei daher weit mehr als eine Unterkunft: „Sie gehört zu uns, sie ist eine Erweiterun­g unserer selbst“, so Vašeks zweite These.

Das Wort Bauen bedeute von seiner Herkunft her „hegen und pflegen“, so der Philosoph, „in seinem weiteren Sinne bedeutete es auch Wohnen“. Daraus schlussfol­gerte er als dritte These, die als Auftrag an die versammelt­e Expertensc­haft verstanden werden kann: „Bauen heißt wohnlich machen.“

Über diese Botschaft und Vašeks weitere Thesen konnten die Gisoton-Seminartei­lnehmer im Anschluss beim Ausklang mit dem Philosophe­n und untereinan­der weiter diskutiere­n.

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FOTO: STEFFEN LANG Thomas Vašek ist Autor und Chefredakt­eur der Philosophi­ezeitschri­ft „Hohe Luft“in München.

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