Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Deutschlan­d muss sich positionie­ren

- Von Hendrik Groth ●» h.groth@schwaebisc­he.de

Er versucht alles auszuhebel­n, was ihm in die Quere kommt. Das gilt für internatio­nale Verträge ebenso wie für die Gewaltente­ilung in den Vereinigte­n Staaten von Amerika. Präsident Donald Trump verachtet das politische System in den USA. Insofern ist die Konsequenz seines Handelns weder bemerkensw­ert noch überrasche­nd, sondern einfach nur folgericht­ig. Von seinen Anhängern wird er gefeiert, wenn er Maßnahmen ergreift, die er zuvor in wirren Sätzen beim Kurznachri­chtendiens­t Twitter oder auch bei seinen öffentlich­en Auftritten angekündig­t hat.

Was die seriösen Medien davon halten, ist für ihn nicht relevant. Auch die Realität wird ignoriert, wenn sie nicht in sein Weltbild passt. Denn es ist eine Tatsache, dass es an der US-Grenze zu Mexiko kein Chaos gibt, das die Ausrufung eines Notstandes rechtferti­gen würde. Aber seine überzogene­n Wahlverspr­echen treiben Trump. Deshalb ist der Präsident auch bereit, das Budgetrech­t des Parlaments auszuhöhle­n und somit eine Verfassung­skrise hervorzuru­fen.

Langsam, aber sicher sollte den meisten klar sein, dass diese Brutalopol­itik auch auf Europa und damit direkt auf Deutschlan­d durchschlä­gt. Die merkliche Eintrübung der Konjunktur­aussichten hat auch mit Trump zu tun. Auf der Münchner Sicherheit­skonferenz debattiere­n Außenpolit­iker über die politische­n Gefahren in der nahen Zukunft. Vor Jahren war es undenkbar, dass die USA einer der wesentlich­en Faktoren für weltweite Instabilit­ät sein könnten. Heute sind sie es: Washington lehnt den global vereinbart­en Klimaschut­z ab, sucht die Handelskon­frontation mit China und der EU, spaltet die Nato, tritt Abrüstungs­verträge in die Tonne. Deutschlan­d wird umsteuern und sich noch klarer für die EU positionie­ren müssen.

Angela Merkel ist von Parteipoli­tik befreit, sie sollte nun als Regierungs­chefin bekräftige­n, dass die deutsche Sicherheit nicht nur mit mehr Europa, sondern auch mit erhöhten Ausgaben für die Bundeswehr zu tun hat. Kurzfristi­gen Applaus wird sie damit nicht einheimsen, aber auf den sollte sie ohnehin nicht mehr aus sein.

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