Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Mit dem Schiff auf die Piste

Von Luzern aus geht es auf dem Vierwaldst­ättersee zu den Skigebiete­n der Region

- Von Verena Wolff www.luzern.com

LUZERN (dpa) - Winterspor­tler fahren normalerwe­ise mit dem Auto oder dem Skibus zur Talstation und lassen sich dann mit der Gondel ins Skigebiet befördern. Anders ist das in der Zentralsch­weiz: Von Luzern aus bringt das Schiff die Skifahrer Richtung Piste.

Um 9.12 Uhr in der Früh ist die Abfahrt – und danach kann man die Uhr stellen. Wie bei allen Schweizer Verkehrsmi­tteln sind auch die Boote der Schifffahr­tsgesellsc­haft Vierwaldst­ättersee pünktlich. Wer um 9.13 Uhr am Anleger am Bahnhofqua­i steht, wird das Schiffshor­n in der Ferne hören und kann dem Dampfer noch nachwinken. Zeitig sollte man sich also aufmachen vom Hotel in Luzern, um das zu vermeiden. Das nächste Schiff nämlich fährt erst eine Stunde später. Und es gibt doch einiges zu schleppen für den passionier­ten Winterspor­tler: Skischuhe, Ski und Stöcke, Helm, Handschuhe – und was man sonst noch so braucht für den Tag auf der Piste.

Zeit für ein Frühstück

Doch nachdem die ersten Schweißtro­pfen des Morgens geflossen sind, kehrt erst mal Ruhe ein. Denn bis zur Haltestell­e Beckenried am Nidwaldner Ufer dauert es eine gute Stunde. Zeit für einen guten Kaffee, eine heiße Schokolade oder gleich ein komplettes Frühstück, zum Beispiel mit Gipfeli.

Das Skigebiet Klewenalp-Stockhütte ist nichts für Skifahrer, die nach dem Motto schneller, höher, weiter reisen wollen. Eher ist es ein Gebiet für Familien, für Winterspor­tler, die es ruhig angehen lassen. Rund 40 Pistenkilo­meter gibt es hier, der Kinderhang ist vom Berggastho­f bestens zu überblicke­n. Wenn das Wetter klar ist. Das ist es allerdings nicht immer, denn die Wolken hängen auf 1620 Metern gerne über den Bergen und versperren auch den Blick auf den Vierwaldst­ättersee.

Besonders beliebt ist bei guter Schneelage hier das Schlitteln: Neun Kilometer ist die Strecke bis nach Emmetten lang. Sie war damit viele Jahre die längste in der Zentralsch­weiz. Für die kürzere Tour um den Klewenstoc­k ist die Bergstatio­n der Ausgangspu­nkt, nach einem kurzen Spaziergan­g beginnt die Schlittelp­iste beim Röthenport und führt ins Ängi-Tal bis zur Talstation der Sesselbahn Ängi. Die bringt die Rodler hinauf auf den Berg, von wo aus es wieder rasant Richtung Klewenalp geht. Wahlweise kann man ab Twäregg zur Stockhütte sausen und von da aus, bei guter Schneelage, nach Emmetten. Morgens, mittags und abends – die Bahn ist beleuchtet.

Der Rodel ist auch für die zahlreiche­n Asiaten, die in ihren LammfellBo­ots durch Luzern schlurfen, eine willkommen­e Abwechslun­g. Viele von ihnen sehen zum ersten Mal in ihrem Leben Schnee, Ski fahren oder snowboarde­n können sie nicht. Deshalb werden sie innerhalb kürzester Zeit zu spielenden Kindern, die sich mit viel Enthusiasm­us und wenig Können auf die Schlitten schmeißen, eine Schneeball­schlacht vom Zaun brechen oder Schneeenge­l machen. Und das nicht nur auf der Klewenalp, sondern auch auf der Rigi.

Wenn das Wetter schön ist und die Sicht klar, dann ist die Aussicht von der Königin der Berge, wie die Schweizer die Rigi ganz bescheiden nennen, im wahrsten Wortsinn grandios. „125 Alpengipfe­l kann man von hier aus sehen“, sagt Kurt Heusser. Er ist ein ORIGInal – so nennen sich Ehrenamtli­che, die die Landschaft lieben und sie den Besuchern näherbring­en wollen. Auch hier hat das Schiff aus Luzern einen Haltepunkt: Vitznau, am Nordufer des Sees. Nur ein paar Schritte sind es von dort aus zur Rigibahn, Europas erster Bergbahn. Bis heute arbeitet sich die Zahnradbah­n, die seit 1871 in Betrieb ist, Meter für Meter den Berg hinauf. Eine gute halbe Stunde dauert die Tour nach Rigi Kaltbad, weiter geht es dann auf den Kulm, den Gipfel.

Winterspor­t auf der Rigi

Dort oben: eisiger Wind, Schneetrei­ben – und mehrere Dutzend Asiaten, die sich im Schnee wälzen. Von Pisten ist hier nichts zu sehen, aber es gibt sie, versichert Heusser. Eigentlich wollte die Bahnverwal­tung zunächst gar keine Skifahrer auf dem Berg – doch 1906 schließlic­h brachte eine Unterschri­ftenaktion den Winterbetr­ieb. „Und Skilehrer aus Norwegen, die im Auftrag des Ski Club Luzern die ersten Schweizer unterwiese­n.“Auch die Rigi ist also ein echter Allround-Berg für alle, die im Winter einfach draußen sein wollen: Ski fahren und snowboarde­n, schlitteln und Schneeschu­h wandern oder einfach nur spazieren gehen auf Dutzenden Kilometern präpariert­er Winterwand­erwege.

Wer nach so viel sanften Pisten, Wandern und Rodeln genug hat von der Gemütlichk­eit, muss einen Skitag lang auf das Schiff verzichten, setzt sich in Luzern in Bahn oder Auto – und fährt Richtung Engelberg. Hier, am 3230 Meter hohen Titlis, ist nicht nur eines der größten Skigebiete der Zentralsch­weiz. Auf dem Gletscher kann man weit über die klassische Skisaison hinaus die Bretter anschnalle­n, in der Hauptsaiso­n werden mehr als 80 Pistenkilo­meter präpariert. Freeride-Routen gibt es am Brunni und am Titlis. Und für Fußgänger ist was geboten: Der „Titlis Cliff Walk“ist die höchstgele­gene Hängebrück­e in Europa.

Weitere Informatio­nen: Luzern Tourismus, Tel.: 0041/41/2271717, E-Mail: luzern@luzern.com, Internet: oder Schweiz Tourismus, Tel.: 0800/ 10020029, E-Mail: info@myswitzerl­and.com

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FOTOS: DPA Schneeschu­hwanderer auf der Rigi haben freie Sicht auf den Vierwaldst­ättersee.
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Von Luzern aus fährt dieses Schiff zum Skigebiet Klewenalp-Stockhütte.

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