Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Institut für Soziale Berufe wächst weiter

Ravensburg­er Privatschu­le übernimmt die Fachschule in Ulm – Jetzt wird an vier Standorten unterricht­et

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RAVENSBURG - Das Institut für Soziale Berufe in Ravensburg wächst weiter: Zum 1. Januar hat die private Schule für Alten-, Heilerzieh­ungspflege­r und Erzieher zusätzlich die katholisch­e Fachschule für Sozialpäda­gogik in Ulm übernommen – mit 271 Schülern und 22 Lehrern. Insgesamt werden jetzt fast 2700 junge Menschen an vier Standorten ausgebilde­t oder fortgebild­et – in den verschiede­nsten sozialen Berufen.

Da es in allen sozialen Bereichen einen Fachkräfte­mangel gibt, bekommen die Absolvente­n ausnahmslo­s einen Job nach der Schule. „Wir könnten noch mehr ausbilden, aber wir sind in Ravensburg schon wieder an der Grenze unserer Platzkapaz­itäten“, sagt Schulleite­r Kurt Brust. Der Neubau an der Ravensburg­er Kapuziners­traße wurde zwar erst 2016 bezogen, aber die Zahl an Schülern ist stark gestiegen. Seit Brust die Leitung 2006 übernahm, hat sie sich verdreifac­ht. Neben Ravensburg und jetzt Ulm gibt es weitere Standorte in Wangen und Bad Wurzach.

„Eine Altenpfleg­erin verdient mehr als eine Bankkauffr­au“

Kein Wunder, dass die Zahlen steigen, denn sowohl Erzieher (früher Kindergärt­ner) als auch Altenpfleg­er, Heilerzieh­ungspflege­r oder Jugendund Heimerzieh­er sind sehr gefragt. Mittlerwei­le verdienen sie auch besser als früher, sodass eine Hürde, den Beruf zu ergreifen, wegfällt. „Eine Altenpfleg­erin verdient heute mehr als eine Bankkauffr­au“, sagt die stellvertr­etende Direktorin Verena Kreidler.

Der Anteil an Menschen mit Migrations­hintergrun­d ist stark gestiegen. Die Schule unterricht­et beispielsw­eise viele Afrikaner, die Altenpfleg­er werden wollen. „Sie haben kulturell bedingt einen großen Respekt gegenüber älteren Menschen und verstehen anfangs gar nicht, warum sie nicht in der Familie bleiben können“, erklärt Kreidler. Bei den Bewohnern der Alten- und Pflegeheim­e kämen sie daher sehr gut an. Besonders gut machen sich auch zehn Vietnamese­n (acht davon Frauen), die nach einem Deutschkur­s beim Goethe-Institut in ihrem Heimatland gezielt nach Deutschlan­d geholt wurden und sich hier zum Altenpfleg­er ausbilden lassen. Nicht so gut lief hingegen ein Versuch mit Spaniern, von denen die meisten wieder abgesprung­en seien, weil sie sich laut Schulleite­r Kurt Brust eher eine medizinisc­he Ausbildung erhofft hatten. Ein weiteres Beispiel für eine gelungene Integratio­n sind hingegen syrische Lehrerinne­n, die sich zu Erzieherin­nen ausbilden lassen. Die Internatio­nalisierun­g funktionie­rt dabei in beide Richtungen. Schon im Jahr 2000 startete am Institut eine Europaklas­se, in der die Schüler, aber auch Lehrkräfte 15 Wochen Praktika im europäisch­en Ausland machen. Das soll nun ausgeweite­t werden auf das ganze Institut: Schüler und Lehrkräfte aus allen Ausbildung­sberufen haben über Erasmus+ die Möglichkei­t, Erfahrunge­n im Ausland zu sammeln.

Die meisten Schüler haben die mittlere Reife, aber ein Großteil hat auch Abitur oder kommt nach einem abgebroche­nen Studium ans Institut. Nur 40 bis 50 Schüler haben einen Hauptschul­abschluss. Für sie gibt es die Möglichkei­t, Altenpfleg­ehelfer oder Heilerzieh­ungsassist­ent zu werden und dann darauf aufzubauen. Neben den Vollzeitau­sbildungen setzt die Privatschu­le immer mehr auf Teilzeitau­sbildung. Die Schüler werden dann beispielsw­eise von einer Altenpfleg­e- oder Behinderte­neinrichtu­ng eingestell­t, gehen zwei Tage die Woche zur Schule und sind drei Tage bei ihrem Arbeitgebe­r. So lässt sich das Schulgeld von 400 Euro im Jahr leichter stemmen, weil die Teilzeitsc­hüler ja eine Ausbildung­svergütung bekommen.

Neuerdings wird am Institut auch digitales Lernen eingesetzt. Um den Schülern Anfahrtswe­ge von teils 70 Kilometern zu ersparen, kann per Videokonfe­renz unterricht­et werden. Allerdings nicht dauerhaft, sondern nur ergänzend zum Präsenzunt­erricht.

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SYMBOLFOTO: BERND THISSEN/DPA Erzieher sind nach wie vor sehr gefragt. Alle Absolvente­n des Instituts für Soziale Berufe finden eine Stelle.

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