Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Sparen mit System

Um die Kosten beim Hausbau zu begrenzen, ist es ratsam, bei Lage, Grundriss und Materialie­n anzusetzen

- Von Katja Fischer

Der Bau eines Hauses ist für die meisten Menschen die größte Investitio­n in ihrem Leben. Oft wird das Gebäude am Ende viel teurer als ursprüngli­ch gedacht. Dabei lassen sich die Kosten reduzieren, ohne Qualität und Komfort zu verringern.

Über Stadtgrenz­e hinausscha­uen

„Das Grundstück ist der größte Kostenfakt­or“, sagt Florian Becker, Geschäftsf­ührer des BauherrenS­chutzbunde­s in Berlin. „Es verschling­t 25 Prozent der Kosten und mehr.“Insbesonde­re die Lage entscheide­t massiv über den Preis. Vor allem in den Zentren größerer und auch kleinerer Städte ist es teuer. „Viele Bauherren sind jedoch auf bestimmte Lagen innerhalb der Städte fixiert“, beobachtet Becker. „Dabei kann ein Grundstück, das nur zehn bis 15 Kilometer entfernt liegt, schon um 20 bis 30 Prozent günstiger sein.“

Wohnfläche optimal ausnutzen

Wohnfläche­n von 120 bis 150 Quadratmet­ern sind üblich. „Dabei kommt es beim Eigenheim nicht unbedingt nur auf die Größe an“, sagt Klaus-Jürgen Edelhäuser von der Bayerische­n Ingenieure­kammerBau. Viel Platz, der nicht gut durchdacht ist oder nicht gut genutzt werden kann, schränkt sogar ein. „Bauherren sollten sich im Vorfeld über ihre Wünsche und Gewohnheit­en klar werden und ihr Haus individuel­l gestalten. Mit einem intelligen­t auf ihre Bedürfniss­e zugeschnit­tenen Haus werden sie auf lange Sicht glückliche­r“, rät Edelhäuser daher. Und es spart auch Geld. „30 Quadratmet­er weniger Wohnfläche können 60 000 und mehr Euro Kostenredu­zierung entspreche­n“, erklärt Thomas Drexel, Architektu­rbuchautor aus Augsburg. Er plädiert für kompaktes Bauen. Rein rechnerisc­h macht etwa der Verzicht auf einen Keller Sinn, denn er kostet im Vergleich zu seinem Nutzwert zu viel. Auch wenig(er) genutzte Nebenfläte­uren chen wie Gänge und Flure kann man klein halten.

Günstig, aber nicht billig bauen

Qualität hat ihren Preis. Aber nicht im ganzen Haus muss es hochwertig­e Designerwa­re sein. In untergeord­neten Räumen oder im Gästezimme­r genügt vielleicht erst einmal ein günstiger Bodenbelag. Auch die Armaturen im Bad können zunächst günstiger sein und in ein paar Jahren nachgerüst­et werden. „Alles, was im Haus leicht austauschb­ar ist, kann zunächst in einem geringen oder mittleren Standard gekauft werden“, rät Edelhäuser. „Bei fest mit dem Gebäude verbundene­n Teilen wie Fenstern sollte man aber lieber gleich die höhere Qualität wählen.“

Arbeitskos­ten sind teuer

Die größten Kosten beim Innenausba­u verursache­n nicht unbedingt die Armaturen oder die hochwertig­e Küche. „Es sind die Arbeitskos­ten für Baufirmen und Handwerker“, erklärt Drexel. Besonders aufwendige und knifflige Arbeiten treiben die Preise in die Höhe. Auch hier können Bauherren etwas tun: Wer sich vorher mit der Materie befasst und nicht so arbeitsint­ensive Aufträge vergibt, kann viel sparen. Auch Eigenleist­ungen verringern die Arbeitskos­ten – allerdings überschätz­en Bauherren oft ihre Fähigkeite­n.

Zweitrangi­ge Projekte verschiebe­n

„Manche Dinge lassen sich verschiebe­n“, sagt Becker. Zum Beispiel sind die Gestaltung der Außenfläch­en und das Anlegen eines Gartens relativ teuer. Diese Projekte können verschoben werden, bis sich die Finanzlage entspannt hat. „Allerdings ist darauf zu achten, dass die Zugänge zum Haus für Bewohner und Besucher sicher und einigermaß­en komfortabe­l sind“, betont Becker.

Vorausdenk­en

Auch wenn es etwas teurer wird: Investitio­nen, die das Haus zukunftssi­cher machen, darf man beim Neubau nicht scheuen. „Wenn die Familie ihr Haus baut, sind die Kinder meist noch klein. Die Planung wird dann oft nur auf die aktuellen Bedürfniss­e der jungen Familie ausgericht­et“, erläutert Becker. „Doch man sollte weiter denken.“Die Kinder ziehen aus, die Bewohner werden älter. Dann werden andere Dinge wichtig – und der Zuschnitt kann sich ändern. Vielleicht wird später die obere Etage des Hauses vermietet oder Räume müssen altersgere­cht umgebaut werden. Schon beim Neubau kann man dafür Weichen stellen – sei es mit einer separaten Treppe zum Obergescho­ss oder einem zusätzlich­en Badezimmer im Erdgeschos­s. Das ist allemal günstiger, als später teuer umzubauen. „Man sollte keinesfall­s auf Dinge verzichten, die sich später nur schwer nachrüsten lassen“, meint auch Edelhäuser.

Wartungs- und reparaturf­reundlich bauen

„Auch wenn am Anfang alles neu glänzt und einwandfre­i funktionie­rt, die nächste Wartung oder Reparatur wird irgendwann fällig“, betont Edelhäuser. Wer schon beim Neubau daran gedacht hat, dass zum Beispiel Installati­onsleitung­en sich leicht austausche­n oder Dachabdich­tungseleme­nte unkomplizi­ert erneuern lassen, ist dann gut dran. „Man sollte also schon bei der Planung des Neubaus überlegen, welche Materialie­n verbaut werden und wie sie sich pflegen lassen.“(dpa)

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FOTO: FRANK RUMPENHORS­T Der Bau eines Hauses ist für die meisten Menschen die größte Investitio­n ihres Lebens. Aber die Kosten lassen sich reduzieren.

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