Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Altusried will Tempo 30
Ab April testet die Gemeinde für sechs Monate eine Geschwindigkeitsbegrenzung
ALTUSRIED - Tempo 30 in der Ortsdurchfahrt – dieses Thema, das auf der Tagesordnung der jüngsten Gemeinderatssitzung in Altusried stand, hat viele Bürger ins Rathaus gelockt. Die Gemeinde will ein halbes Jahr lang die zulässige Geschwindigkeit auf 30 Stundenkilometer reduzieren – und die Auswirkungen untersuchen lassen. Der Gemeinderat hat zugestimmt, der Oberallgäuer Landrat Anton Klotz ebenfalls. Obwohl das Staatliche Bauamt eine Beschränkung der Geschwindigkeit ablehnt.
Laut Christine Stelz von der Abteilung Straßenbau könne die Funktion der Ortsdurchfahrt als Staatsstraße mit Tempo 30 nicht aufrechterhalten werden. Denn eine Staatsstraße diene auch dem überörtlichen Verkehr, dessen Teilnehmer schnell von A nach B kommen wollten. Zudem glaube sie nicht, dass Tempo 30 in der gesamten Ortsdurchfahrt Wirksamkeit zeige. „Wirksam sind Beschränkungen nur, wenn der Fahrer sieht, warum man die Geschwindigkeit runtergesetzt hat, etwa in einer engen Kurve oder vor einen Kindergarten.“In Altusried bestehe deshalb die Gefahr, dass die Fahrer kurz nach dem Ortseingang wieder Gas geben.
Der Gemeinderat hatte bereits im September vergangenen Jahres in einer nichtöffentlichen Sitzung über den Tempo-30-Test beraten. Die Gemeindeordnung sieht indes öffentliche Sitzungen vor, „soweit nicht Rücksichten auf das Wohl der Allgemeinheit oder auf berechtigte Ansprüche Einzelner entgegenstehen“. Darauf angesprochen, entgegnet Konrad nach der Sitzung, dass im September ein paar rechtliche Dinge noch nicht geklärt gewesen seien. Beispielsweise hatte man noch nicht mit dem Staatlichen Bauamt gesprochen. „Ich wollte keine rechtlichen Fehler machen“, sagt er.
Nichtsdestotrotz sprach sich Gemeinderätin Helga Herb (Freie Wähler) während der jüngsten Sitzung dafür aus, das wiederzugeben, was nichtöffentlich gesprochen worden war. „Weil so viele Leute da sind.“Sie selbst habe so argumentiert: Die Sicherheit stehe an erster Stelle, aber die Bürger fühlten sich auch sehr belästigt vom Lärm. Und bei Tempo 30 seien die Autos eben länger auf der Strecke.
Stefan Hangleiter vom Ulmer Büro Modus Consult begleitet den Tempo-30-Test und wird die Auswirkungen auf die Verkehrsbelastung, die Geschwindigkeit und den Lärm untersuchen. Das kostet die Gemeinde etwa 9000 Euro. Sowohl das Tempo als auch die Verkehrsbelastung beeinflussten den Lärm. Und in vielen Fällen werde die Geschwindigkeit begrenzt, um Lärm zu reduzieren, entgegnete er Helga Herb. Wolfgang Krug (Freie Wahlgemeinschaft Frauenzell) äußerte Bedenken wegen der höheren Schadstoffbelastung. Hangleiter erklärte, dass auch hier genau das Gegenteil der Fall sei: Ein reduziertes Tempo bedeute auch einen reduzierten Schadstoff-Ausstoß.
Interessant ist aus Hangleiters Sicht vor allem, inwieweit Auto- und Lkw-Fahrer auf die Alpenblickstraße ausweichen, wenn in der Ortsdurchfahrt nur noch 30 Stundenkilometer erlaubt sind. Deshalb untersucht das Fachbüro auch die Alpenblickstraße. Während der Testphase würde zudem die Geschwindigkeit in der Ortsdurchfahrt überwacht. Heißt: Wer geblitzt wird, muss zahlen.
Heribert Hartmann (Wählergemeinschaft Krugzell) interessierte, wie das Ergebnis des Tests aussehen müsse, dass Tempo 30 dauerhaft eingerichtet werden könne. „Wenn wir dann Tempo 30 wollen, kriegen wir es“, sagte Bürgermeister Konrad. Die mündliche Zusage des Landrats habe er.
Als zuständige Verkehrsbehörde könne das Landratsamt über Geschwindigkeitsbeschränkungen sowohl auf Staats- als auch auf Bundesstraßen entscheiden, erklärt Christine Stelz vom Staatlichen Bauamt.