Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Buntes Gewimmel zwischen den Ständen
Der Leutkircher Wochenmarkt ist Einkaufs- und Begegnungsstätte für Jung und Alt
LEUTKIRCH - Wenn die Standbesitzer am Montagmorgen in der Leutkircher Altstadt ihre Buden aufbauen, wimmelt es auf dem traditionellen Markt schon ab kurz nach sieben Uhr von Menschen. Auf der Marktstraße und in den angrenzenden Gassen finden sie Obst und Gemüse, Blumen, Honig, Eier und vieles mehr, alles frisch und vor allem regional. Was man hier neben den Markteinkäufen aber ebenfalls findet, ist der Charme und die Freundlichkeit, mit der man in Leutkirch Menschen begegnet, egal ob Einheimische oder Gäste.
Gleich auf den ersten Metern der Marktstraße sitzt eine Gruppe Senioren fröhlich lachend in einem Café. Sie kommen jeden Montag hierher, um gemeinsam ein Stück Kuchen zu essen, einen Kaffee zu trinken und vor allem, um das geschäftige Treiben zu beobachten. „Es ist Markttag, da gibt es immer was zu gucken“, schallt es wie aus einer, gutgelaunten Kehle. Es seien vor allem die angenehmen und gerne auch unverhofften Begegnungen und Gespräche, die sie hier immer wieder zusammenkommen lassen. Wie aufs Stichwort klinkt sich eine vorbeikommende Radfahrerin kurz in das Gespräch ein. Den Morgen habe sie am Stadtweiher verbracht, jetzt hat sie die Aussicht auf frische Kirschen vom Markt doch noch bewogen, mit dem Radl in die Stadt fahren.
Friedliches Miteinander der Kulturen
Kirschen sind es auch, die man im Einkaufskorb von Tala Yalinova findet. Die gebürtige Istanbulerin lebt seit über 40 Jahren in Deutschland und seit rund 26 Jahren in Leutkirch. „Es ist meine zweite Heimat, ich liebe die Stadt. Das Zusammenleben der verschiedenen Kulturen funktioniert hier so reibungslos, es gibt nie Probleme“, erklärt sie mit einem Lächeln. Ihr Sohn ist hier geboren und lebt mit seiner Familie mittlerweile in der Nähe von Ravensburg. Italiener, Türken, Griechen, Syrer, Deutsche, es begeistere sie, wie friedlich die unterschiedlichen Kulturen in der Großen Kreisstadt zusammenleben.
Nicht ganz so glücklich ist aktuell das Duo Binhammer und Späth, das an seinem Stand auf dem Wochenmarkt seit über zehn Jahren Obst und Gemüse vom eigenen Hof anbietet. Vor wenigen Wochen wurden sie von der Stadt aufgefordert, mit ihrem Stand etwas weiter die Marktstraße hinunterzuziehen. „Wir merken es sofort an unserem Umsatz“, gibt die erfahrene Marktfrau zu bedenken. Es seien vor allem die Stammkunden, die Probleme hätten, sie am neuen Standort zu finden. Neue Kunden kämen hier aber natürlich genauso.
So wie Familie Fricke aus Berlin, die noch etwas zurückhaltend die Augen über das Obstangebot wandern lässt. Das junge Paar macht mit den beiden kleinen Kindern Urlaub im Ferienpark Allgäu und nutzt den Wochenmarkt für einen Fahrradausflug in der Region. Zwar war es den Besuchern aus der Hauptstadt bislang zu warm, um wirklich auf dem Markt einzukaufen, von den Möglichkeiten und der Atmosphäre seien sie aber begeistert.
Leutkirch bietet Möglichkeiten für junge Menschen
Absolut kein Problem mit vorübergehend heißen Temperaturen hat Helga Habdank von der Landbrotbäckerei Habdank bei Memmingen. Sie kommt seit etwa acht Jahren mit ihrem Stand nach Leutkirch, und auch ihr gefällt das bunt gemischte Publikum besonders. „Hier ist auch am Montag immer etwas los, das ist in anderen Orten nicht so. Durch das Moorbad und den Freizeitpark kommen Touristen und Einheimische aber gleichermaßen“, beschreibt Habdank das Marktpublikum. Nur auf Dauer braucht auch sie die heißen Temperaturen nicht, denn dann bleiben auch die treuesten Kunden in der Kühle der eigenen vier Wände.
Und auch für junge Menschen bietet die lebendige Innenstadt eine schöne Abwechslung. Karina aus Kißlegg macht beispielsweise in der Stadt eine Ausbildung zur Optikerin und schlendert in ihrer Mittagspause zwischen den Ständen entlang. „Ich bin häufiger in Leutkirch als daheim, weil hier einfach mehr geboten ist. Es gibt mehr Möglichkeiten mit Freunden etwas zu unternehmen und neue Menschen kennenzulernen“, erklärt die 18-Jährige, während die Standbetreiber um sie herum anfangen, ihre restlichen Waren zu verstauen und die Stände abzubauen.
Um Punkt 13 Uhr ist dann wie jede Woche Schluss auf der Marktstraße und das emsige Gewimmel der letzten Stunden versiegt – nur um genau in einer Woche wieder aufs Neue die Leutkircher Innenstadt zu beleben.