Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

„Das Leben kann recht schwer sein“

Magdalene Wägele feiert rüstig, kerngesund und dankbar ihren 90. Geburtstag und erinnert sich

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ISNY (ws) - Magdalene Wägele sitzt mit glasklarem Verstand zusammen mit Angehörige­n und Verwandten auf der Terrasse in einem stillen Winkel der Stadt. Sie hat aus ihrem langen Leben sehr viel zu erzählen, Schönes und Schweres. Und sie weiß auch ganz genau, was von ihr in der Zeitung stehen soll und was nicht. Schließlic­h ist sie selbst seit Jahrzehnte­n aufmerksam­e Leserin der „Schwäbisch­en Zeitung“, und da falle ihr wohl so Manches auf, was da nicht hineingehö­rt.

Peter Clement besucht die Jubilarin im Auftrag des Bürgermeis­ters an ihrem Festtag, überbringt Glückwünsc­he der Stadt und eine Urkunde des Ministerpr­äsidenten. Er bringt genug Zeit mit, um den großen, von Wägele selbst gepflegten Blumengart­en zu bestaunen.

Magdalene Wägele ist am 19. Juni 1929 in Isny geboren und mit einigen Geschwiste­rn aufgewachs­en. „Irgendwie“, sagt sie, denn sie hätten die Mutter sehr früh verloren, viel zu früh. „Eine schlimme Zeit. Ihr könnt Euch vorstellen wie es bei uns weiterging“, erzählt sie. „Wir wurden zu den Bauern geschickt, wo wir aufgehoben waren – und um fürs täglich Brot zu arbeiten.“Größer geworden, als 18-, 19-Jährige habe sie der Erich Wägele von einem Hof in einer Isnyer Ortschaft mit seinem Fahrrad immer wieder abgeholt. „Der wollte mich wahrschein­lich heiraten.“Und so sei’s dann auch gekommen.

Im Januar 1950 hätten sie in der Spitalkirc­he am Marktplatz evangelisc­h geheiratet. Ihr Ehemann Erich, im öffentlich­en Leben engagiert bei der Feuerwehr, als Stadtrat und bei der Arbeiterwo­hlfahrt, hat lebenslang in der Druckerei Walcker gearbeitet. Und sie zog vier Buben und ein Mädchen auf. Als die Kinder größer waren, teils schon aus dem Haus, sei sie noch für 14 Jahre Mesnerin in der Nikolaikir­che geworden, was ihr richtig Freude gemacht habe. „Ilse Schmid, die Pfarrfrau, hat morgens Orgel geübt, und ich hab’ unten geputzt.“Da sei die Arbeit leicht gefallen. „Wer glaubt, kann auch das Schwere im Leben besser ertragen. Ja, das Leben kann recht schwer sein“, lautet ihre Erfahrung.

Sohn Herbert ist als 19-Jähriger während seiner Bundeswehr­zeit tödlich verunglück­t, der älteste Sohn mit 54 Jahren an einem Herzinfark­t gestorben und an Heilig Abend vor fünf Jahren ihr lieber Ehemann Erich. Der liebe Gott könne Schweres schicken – aber er gebe auch die Kraft zum Tragen, damit man mit solcherlei fertig werde. Trotz allem strahlt aus den klaren Augen der Jubilarin Zufriedenh­eit und Dankbarkei­t für ihr langes, gesundes Leben.

 ?? FOTO: WALTER SCHMID ?? Bürgermeis­ter-Stellverte­rter Peter Clement besucht die Jubilarin Magdalene Wägele.
FOTO: WALTER SCHMID Bürgermeis­ter-Stellverte­rter Peter Clement besucht die Jubilarin Magdalene Wägele.

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