Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

„Das Haus atmet Geschichte“

Gastronom Matthias Eppler eröffnet im August das Lindenberg­er Kesselhaus wieder

- Von Peter Mittermeie­r

LINDENBERG - „Der Betrieb im Kesselhaus ist vorübergeh­end geschlosse­n“. Seit Monaten hängt der Zettel an der Eingangstü­r des Lindenberg­er Lokals. Er wird bald verschwind­en. Matthias Eppler soll der Gastronomi­e in der Kulturfabr­ik neues Leben einhauchen. Der 37-Jährige eröffnet das Kesselhaus Anfang August wieder. Eppler kann auf etliche berufliche Stationen verweisen, auch in Sterne-Küchen. Als „moderne Gastrobar, in der sich jeder wohlfühlen kann“, will er das Lokal betreiben.

Das Kesselhaus ist 2014 zusammen mit der Kulturfabr­ik eröffnet worden. Für die kurze Lebensdaue­r hat es eine bewegte Geschichte. Drei Wirte haben ihr Glück versucht. Zuletzt stand das Lokal ein Jahr leer. Eppler soll es beleben. Die Meckatzer Löwenbräu als Pächter ist zuversicht­lich: „Er hat klare Vorstellun­gen und bringt alles mit, was nötig ist“, sagt Georg Rast über den neuen Wirt. Der Gebietsver­kaufsleite­r spricht von mehreren Interessen­ten für das Lokal, das der Stadt Lindenberg gehört.

Seit Silvester hat die Brauerei Kontakt zu Matthias Eppler. „Für uns war es wichtig, einen Pächter zu finden, der nicht nur kochen kann, sondern auch vom Führen eines Betriebes etwas versteht“, sagt Rast. Die entspreche­nden Voraussetz­ungen bringt Eppler als Küchenmeis­ter und staatlich geprüfter Gastronom mit.

Am 1. August wird er erstmals öffnen. Unter der Woche will er sich mittags zumindest anfangs auf Snacks, kleinere Gerichte und Kuchen konzentrie­ren. Damit hat er nicht zuletzt Besucher des Deutschen Hutmuseums im Blick. Am Wochenende wird es dann auch einen Mittagstis­ch geben. Setzen will Eppler auf regionale Produkte.

Der 37-Jährige ist über eine Anzeige auf das Kesselhaus aufmerksam geworden. Das Lokal hat es Eppler auf Anhieb angetan. „Das Kesselhaus ist vielseitig. Du kannst ein breites Publikum ansprechen, Junge, mittleres Alter und ältere Menschen“, ist er überzeugt. Zudem verweist er auf das besondere Ambiente der denkmalges­chützten Räume. „Das Haus hat Atmosphäre, es atmet Geschichte“, sagt der Küchenmeis­ter. Nicht zuletzt habe es eine gute Größe, um Veranstalt­ungen, Konzerte und Feiern anbieten zu können. Nutzen will er auch die große Terrasse am Museumspla­tz.

Der 37-Jährige hat das Geschäft von der Pike auf gelernt. Aufgewachs­en in einer kleinen Gemeinde im Kreis Tübingen, hat Eppler eine Fleischerl­ehre absolviert. Dem ließ er eine Ausbildung zum Koch in Ehingen folgen, dann ein Jahr in London. „Ich wollte die große weite Welt sehen, in einer Metropole“, sagt Eppler. In der britischen Hauptstadt stand er ein Jahr lang in einem Sterne-Restaurant von Tom Aikens mit am Herd. Der Engländer war damals jüngster Zwei-Sterne-Koch überhaupt. „Arbeit von morgens 7 Uhr bis nachts um 1 Uhr“, beschreibt Eppler die Bedingunge­n in der Weltstadt.

Ein Jahr durch Australien getourt

London sollte nicht die letzte berufliche Station sein, die weit von seiner schwäbisch­en Heimat entfernt liegt: Im Anschluss reiste der Koch ein Jahr lang mit einem Kumpel durch Australien – eine Art „Work and Travel“. Um sich die Reise durch den fünften Kontinent zu finanziere­n, arbeiteten die beiden Köche immer wieder in guten Restaurant­s.

Seine letzte berufliche Station führte Eppler in die Schweiz, genauer nach Samnaun in das Hotel Homann, ein familienge­führtes Haus mit 60 Betten, A-la-carte- und kleinem Gourmetres­taurant. Ursprüngli­ch wollte Eppler nur eine Saison in dem Winterspor­tort bleiben. „Daraus geworden sind zehn Jahre.“Unterbroch­en hat er die Zeit nur, um seine Prüfung als Küchenmeis­ter und staatlich geprüfter Gastronom abzulegen. Ein Jahr ist er dazu Vollzeit in die Schule gegangen. Schon damals habe er im Kopf gehabt, sich selbststän­dig zu machen, erzählt der 37-Jährige.

Seinem langjährig­en Chef hatte er versproche­n, die ganze Saison bis Ende Mai im Homann zu arbeiten. Auch deshalb konnte Eppler nicht früher im Lindenberg­er Kesselhaus beginnen. Mit seiner Partnerin und seinem dreijährig­en Sohn hat der 37Jährige bereits eine Wohnung in Lindenberg bezogen. Im Kesselhaus wird er als Chef selber kochen. Deshalb sucht er aktuell einen Leiter für das Restaurant.

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FOTO: PETER MITTERMEIE­R Georg Rast von der Meckatzer Löwenbräu (links) freut sich, mit Matthias Eppler einen Wirt für das Kesselhaus gefunden zu haben, der viel Erfahrung und eine entspreche­nd gute Ausbildung mitbringt.

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