Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Hospiz Ursula eröffnet in Leutkirch
Im Juli ist es soweit: Evelyn Mauch und ihr Team heißen die ersten Gäste im Hospiz Ursula willkommen. Träger der Einrichtung und Mieter der Räumlichkeiten im zweiten Obergeschoss des ehemaligen Leutkircher Krankenhauses ist die St. Elisabeth-Stiftung mit Sitz in Bad Waldsee. Sie betreibt bereits das Hospiz Haus Maria in Biberach und das Hospiz Schussental in Ravensburg.
LEUTKIRCH - Auf 640 Quadratmetern sind acht hell und freundlich eingerichtete Zimmer für die Gäste entstanden. Neben einem Raum der Stille und Serviceräumen wie der Küche gibt es ein Wohnzimmer mit Balkon, das als Gemeinschaftsraum und Begegnungsstätte für kleine Feiern dient. Die wohnliche Atmosphäre der gesamten Etage mit herrlichen Ausblicken ins Grüne vermittelt nicht den Eindruck einer Pflegestation, sondern lädt dazu ein, sich hier wohl, geborgen und zuhause zu fühlen. Dafür sorgen auch die Mitarbeitenden – ein rund 20-köpfiges Team um die Leiterin des Hospizes, die Leutkircherin Evelyn Mauch.
Der Begriff Hospiz kommt aus dem Lateinischen und bedeutet Herberge oder Gastfreundschaft. Stationär aufgenommen werden Menschen, die an einer unheilbaren Krankheit im fortgeschrittenen Stadium leiden und nicht ambulant zuhause versorgt werden können. Voraussetzung ist eine ärztliche Verordnung. Der Aufenthalt im Hospiz ist für die Gäste kostenlos. 95 Prozent der Kosten tragen – so ist es vom Gesetzgeber festgelegt – die Krankenkassen.
Zur Finanzierung des Abmangels haben die St. ElisabethStiftung und die Stadt Leutkirch eine Kooperationsvereinbarung geschlossen. Die Stadt Leutkirch verpflichtet sich für fünf Jahre ab dem Jahr der Eröffnung, einen jährlichen Abmangel von bis zu 100 000 Euro und für weitere fünf Jahre einen Abmangel von bis zu 75 000 Euro zu tragen. Bei der Finanzierung des Abmangels wirken Stadt, Bürgerstiftung Leutkirch sowie Firmen und Bürger aus Leutkirch und Umgebung zusammen. Genauso wichtig wie die finanzielle Unterstützung ist das Engagement ehrenamtlicher Helfer, die zuhören und Trost spenden, Ängste und Freude teilen. Nicht alle Gäste eines Hospizes sind bettlägerig. Wer mobil ist, dem tut vielleicht ein kleiner Spaziergang oder das Verweilen an der frischen Luft gut. Durch ihr Da-sein können Ehrenamtliche dem Leben der Sterbenden zwar nicht mehr Tage geben, aber den Tagen mehr Leben. Ein Satz, den Cicely Saunders, eine Pionierin der Hospizbewegung, geprägt hat.
Das Hospiz Ursula steht allen Menschen, egal welcher Herkunft und welchen Glaubens, offen. Die St. Elisabeth-Stiftung hat ihre Hospizarbeit unter den Leitsatz „Sterben ist eine Zeit des Lebens“gestellt. Die Gäste sollen in der Endphase ihres Lebens nicht nur auf hohem Niveau pflegerisch und medizinisch versorgt werden. Zum Palliativkonzept gehört auch die psychosoziale und seelische Begleitung der Sterbenden. Im Eingangsbereich befindet sich eine Kapelle – für manche Gäste wie Angehörige sicher ein Ort des Kraftschöpfens und der Zuversicht. Eigentümer des Gebäudes ist der Eigenbetrieb Immobilien Krankenhäuser und Pflegeschule (IKP) des Landkreis Ravensburg. IKP hat in den Umbau zum Hospiz rund 1,3 Millionen Euro investiert. Groß ist die Freude über die Nachricht, dass die Ausstattung der Einrichtung mit über 80.000 Euro aus Mitteln der Deutschen Fernsehlotterie gefördert wurde.