Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Zweiter Platz trotz Sabotage
Mastmanipulation an der Antigua vor der Rund Um kein Einzelfall
LINDAU - Wer sein Boot im Hafen von Lindau festgemacht hat, konnte sich in den vergangenen Tagen fragen: Ist mein Boot dort sicher? Es gab schließlich schlechte Nachrichten: Sabotage. Hans Robert „Robby“Nitsche war einer, dessen Boot betroffen war. Um kurz nach 7 Uhr am Donnerstag wurde Nitsche von einem Anruf geweckt – die Nachricht war schlecht. Der Mast seines Segelbootes sei herabgestürzt und liege an Deck. Einen Tag vor dem Start der Lindauer Rund Um, an der Nitsche mit seinem Schiff Antigua in der HKlasse teilnehmen wollte.
Der Ärger wurde noch größer, als Nitsche im Hafen des Lindauer Segler-Clubs, wo er als Jugendwart tätig ist, ankam. Kein Naturphänomen oder Konstruktionsfehler hatte den Maststurz verursacht. Unbekannte hatten sein Boot sabotiert. „Als wir an Bord kamen, waren sowohl Steuerbord und Backbord die Wanten und das Vorstag im Bug gelöst“, sagt Nitsche. Die Wanten und das Vorstag sind einfach ausgedrückt Stahlseile, mit denen der Mast in seiner Position gehalten wird. Nachdem diese an Nitsches Boot gelöst wurden, erledigte die Schwerkraft den Rest, der Mast stürzte auf das Deck und schlug ein Loch hinein.
Polizei empfiehlt eine Anzeige
Dazu kommen weitere Schäden, wie verbogene Bolzen und zerstörte Elektrik. „Inklusive Arbeitsstunden schätze ich den Sachschaden auf gut 2000 Euro“, meint Nitsche. Dabei hatte Nitsche zum Zeitpunkt der Sabotage schon einiges in seine Antigua gesteckt. „Ich habe sie erst letzten Herbst gekauft und den Winter über restauriert“, sagt Nitsche. Deswegen hatte er sich besonders auf die erste Teilnahme der Antigua an der Rund Um Segelregatta gefreut. Umso größer war der Ärger.
Auch wenn sich die Wanten bei der richtigen Schwingung von selbst lösen können, will Nitsche nicht an einen Zufall glauben: „Bei einem Wanten kann es passieren, aber bei allen beiden und dem Vorstag ist die Wahrscheinlichkeit gen Null.“Außerdem hätten noch Einzelteile der Befestigung auf dem Steg gelegen. Die Wasserschutzpolizei teilt laut Polizeihauptkommissar Klaus Achtelstetter Nitsches Einschätzung und empfahl ihm, eine Anzeige zu erstatten. Nitsche will dies auch aus einem weiteren Grund tun: „Vor einer Woche hatten wir einen ähnlichen Vorfall im LSC bei kleineren Kielbooten.“Auch dort seien Wanten gelöst worden. Insgesamt seien ihnen mehrere Vorfälle durch den Lindauer Hafenmeister gemeldet worden, sagt Achtelstetter. Da bisher aber keine Anzeige erstattet wurde, gibt es auch keine Ermittlungen.
Stephan Frank, Pressesprecher des LSC, meint: „Der Robby ist nett, da glaube ich nicht, dass jemand aus persönlicher Abneigung gehandelt hat oder Einfluss auf das Rennen nehmen wollte.“Es gäbe ja auch Menschen, die einfach Reifen platt stechen. Der Geschädigte vermutet einen schlechten Scherz von Jugendlichen, der aus dem Ruder lief. Fest steht für den Jugendwart: „Das muss jemand mit Segelerfahrung gewesen sein.“Nur wer sich auskenne, könne gezielt Wanten lösen.
Die Rund Um aufgegeben hat Robby Nitsche übrigens nicht. Er machte sich gleich an die Reparaturen. „Freitag um 17 Uhr habe ich die letzten Ersatzteile bekommen.“Beim Start um 19.30 Uhr war die Antigua mit dabei und nach gut zwölfeinhalb Stunden wieder wohlbehalten im Ziel. Das reichte zum zweiten Platz in der Klasse der H-Boote. Ein relativ versöhnlicher Ausgang für Nitsche, der zur Sabotage sagt: „Wir werden wohl nie herausfinden, was genau passiert ist.“