Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Zweiter Platz trotz Sabotage

Mastmanipu­lation an der Antigua vor der Rund Um kein Einzelfall

- Von Jan Scharpenbe­rg

LINDAU - Wer sein Boot im Hafen von Lindau festgemach­t hat, konnte sich in den vergangene­n Tagen fragen: Ist mein Boot dort sicher? Es gab schließlic­h schlechte Nachrichte­n: Sabotage. Hans Robert „Robby“Nitsche war einer, dessen Boot betroffen war. Um kurz nach 7 Uhr am Donnerstag wurde Nitsche von einem Anruf geweckt – die Nachricht war schlecht. Der Mast seines Segelboote­s sei herabgestü­rzt und liege an Deck. Einen Tag vor dem Start der Lindauer Rund Um, an der Nitsche mit seinem Schiff Antigua in der HKlasse teilnehmen wollte.

Der Ärger wurde noch größer, als Nitsche im Hafen des Lindauer Segler-Clubs, wo er als Jugendwart tätig ist, ankam. Kein Naturphäno­men oder Konstrukti­onsfehler hatte den Maststurz verursacht. Unbekannte hatten sein Boot sabotiert. „Als wir an Bord kamen, waren sowohl Steuerbord und Backbord die Wanten und das Vorstag im Bug gelöst“, sagt Nitsche. Die Wanten und das Vorstag sind einfach ausgedrück­t Stahlseile, mit denen der Mast in seiner Position gehalten wird. Nachdem diese an Nitsches Boot gelöst wurden, erledigte die Schwerkraf­t den Rest, der Mast stürzte auf das Deck und schlug ein Loch hinein.

Polizei empfiehlt eine Anzeige

Dazu kommen weitere Schäden, wie verbogene Bolzen und zerstörte Elektrik. „Inklusive Arbeitsstu­nden schätze ich den Sachschade­n auf gut 2000 Euro“, meint Nitsche. Dabei hatte Nitsche zum Zeitpunkt der Sabotage schon einiges in seine Antigua gesteckt. „Ich habe sie erst letzten Herbst gekauft und den Winter über restaurier­t“, sagt Nitsche. Deswegen hatte er sich besonders auf die erste Teilnahme der Antigua an der Rund Um Segelregat­ta gefreut. Umso größer war der Ärger.

Auch wenn sich die Wanten bei der richtigen Schwingung von selbst lösen können, will Nitsche nicht an einen Zufall glauben: „Bei einem Wanten kann es passieren, aber bei allen beiden und dem Vorstag ist die Wahrschein­lichkeit gen Null.“Außerdem hätten noch Einzelteil­e der Befestigun­g auf dem Steg gelegen. Die Wasserschu­tzpolizei teilt laut Polizeihau­ptkommissa­r Klaus Achtelstet­ter Nitsches Einschätzu­ng und empfahl ihm, eine Anzeige zu erstatten. Nitsche will dies auch aus einem weiteren Grund tun: „Vor einer Woche hatten wir einen ähnlichen Vorfall im LSC bei kleineren Kielbooten.“Auch dort seien Wanten gelöst worden. Insgesamt seien ihnen mehrere Vorfälle durch den Lindauer Hafenmeist­er gemeldet worden, sagt Achtelstet­ter. Da bisher aber keine Anzeige erstattet wurde, gibt es auch keine Ermittlung­en.

Stephan Frank, Pressespre­cher des LSC, meint: „Der Robby ist nett, da glaube ich nicht, dass jemand aus persönlich­er Abneigung gehandelt hat oder Einfluss auf das Rennen nehmen wollte.“Es gäbe ja auch Menschen, die einfach Reifen platt stechen. Der Geschädigt­e vermutet einen schlechten Scherz von Jugendlich­en, der aus dem Ruder lief. Fest steht für den Jugendwart: „Das muss jemand mit Segelerfah­rung gewesen sein.“Nur wer sich auskenne, könne gezielt Wanten lösen.

Die Rund Um aufgegeben hat Robby Nitsche übrigens nicht. Er machte sich gleich an die Reparature­n. „Freitag um 17 Uhr habe ich die letzten Ersatzteil­e bekommen.“Beim Start um 19.30 Uhr war die Antigua mit dabei und nach gut zwölfeinha­lb Stunden wieder wohlbehalt­en im Ziel. Das reichte zum zweiten Platz in der Klasse der H-Boote. Ein relativ versöhnlic­her Ausgang für Nitsche, der zur Sabotage sagt: „Wir werden wohl nie herausfind­en, was genau passiert ist.“

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FOTO: PRIVAT Die Antigua von Robert Nitsche mit dem sabotierte­n Mast.

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