Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Prämien für E-Autos und Sanierunge­n

Große Koalition berät über ihr Klimaschut­zprogramm

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BERLIN (dpa) - Bürger und Wirtschaft müssen sich auf weitreiche­nde Änderungen für mehr Klimaschut­z einstellen. Die Koalitions­spitzen wollten in der Nacht zum Freitag zentrale Streitfrag­en bei ihrer Strategie für mehr Klimaschut­z abräumen. Das Klimakabin­ett der Bundesregi­erung sollte dann am Freitag das Eckpunkte-Papier für die Klimapolit­ik bis 2030 endgültig besiegeln. Gestritten wurde bis zuletzt etwa über einen Preis für den Ausstoß des klimaschäd­lichen Treibhausg­ases Kohlendiox­id (CO2), der Diesel, Benzin, Heizöl, Erdgas und Kohle verteuert.

Gegen 17.30 Uhr trafen führende SPD-Politiker zu den Gesprächen unter Leitung von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) im Kanzleramt ein. Zuvor hatte die Unionsspit­ze mit Merkel beraten. Finanzmini­ster und Vizekanzle­r Olaf Scholz (SPD) wollte später zu der Runde stoßen.

Bestandtei­l eines der Deutschen Presse-Agentur vorliegend­en Entwurfs für das „Klimaschut­zprogramm 2030“der Bundesregi­erung ist eine nicht näher beschriebe­ne Zulassungs­quote für Elektroaut­os und ein Verbot neuer Ölheizunge­n ab 2030. Dieses Programm dürfte erst nach diesem Wochenende festgezurr­t werden. Vieles muss noch in Gesetze geschriebe­n und vom Bundestag und Bundesrat verabschie­det werden. Ob das Programm auf Anreize setzen soll oder auch auf Vorgaben und Verbote, war zwischen SPD und Union umstritten.

Ziel der Bundesregi­erung ist es, den Treibhausg­as-Ausstoß Deutschlan­ds bis 2030 um 55 Prozent im Vergleich zu 1990 zu senken: von aktuell rund 866 Millionen auf 563 Millionen Tonnen jährlich. Derzeit reißt die Bundesrepu­blik eigene und auf EUEbene verpflicht­ende Ziele, es drohen hohe Strafzahlu­ngen. Im Entwurf heißt es, es werde „Investitio­nen in klimaförde­rnde Maßnahmen in dreistelli­ger Milliarden­höhe“bis 2030 geben. Schon bis 2023 dürften sich nach Einschätzu­ng aus Regierungs­kreisen die Ausgaben auf 40 Milliarden Euro oder mehr belaufen.

Einsparung­en schwer abzusehen

Wie viele Treibhausg­ase die geplanten Maßnahmen einsparen, war zwischen den Ministerie­n noch umstritten oder schwer vorherzusa­gen. Dass damit in der Summe nicht die Klimaschut­zziele erreicht werden, ist schon länger klar – die Lücke soll ein CO2-Preis schließen, der fossile Brennstoff­e teurer macht, um klimafreun­dlichen Technologi­en einen Schub zu geben.

Neben einer Quote für E-Autos soll laut Entwurf die Dienstwage­nsteuer für Elektrofah­rzeuge weiter gesenkt werden, um der schwachen Nachfrage nach E-Autos einen Schub zu geben. Die Errichtung von einer Million Ladepunkte bis 2030 soll den Menschen die Sorge nehmen, die Batterien nicht voll zu bekommen.

Weiter soll dem Entwurf zufolge die Kaufprämie für Elektrofah­rzeuge erhöht werden – vor allem für kleinere Fahrzeuge, die bis zu 30 000 Euro kosten. Für günstigere, rein batterieel­ektrische Autos soll der Staat von 2021 bis 2022 statt wie bisher 2000 Euro dann 4000 Euro zuschießen, dazu kommt der Hersteller­nachlass von 2000 Euro. 2022 bis 2024 sollen es 1000 Euro weniger sein. Wie es ab 2025 weitergeht, bleibt offen – jedenfalls im Entwurf.

Ein zweiter Schwerpunk­t ist der Gebäudeber­eich. Um beim Heizen Treibhausg­ase zu sparen, sollen klimafreun­dliche Sanierunge­n – wie neue Fenster, Isolierung­en oder neue Heizungen – insgesamt besser gefördert werden, etwa über Zuschüsse und über Steuerraba­tte.

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FOTO: DPA Gestritten wurde bis zuletzt über einen Preis für den Ausstoß des klimaschäd­lichen Kohlendiox­ids.

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