Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Sich bis ins Alter maßvoll und regelmäßig fordern
Isnyer Josef Richard feierte im Kreis der Familie gesund und dankbar seinen 90. Geburtstag
ISNY - Noch immer ohne Hörgerät und ohne Brille sitzt Josef Richard mit Ehefrau Otti und ihren vier Kindern am Tisch und nimmt konzentriert Anteil am Gespräch. Bürgermeister Rainer Magenreuter besuchte den rüstigen Jubilar an seinem 90. Ehrentag, überbrachte den Gruß der Stadtverwaltung mit Blumenstrauß und die Urkunde mit Glückund Segenswünschen des Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann.
Zu besprechen gab es eine ganze Menge: Was ist das Geheimnis, dass man fast ohne Beschwerden und Einschränkungen so rüstig so alt werden darf? Dann ging es um die großen momentanen Bauprojekte der Stadt, kommen doch beide, Bürgermeister und Senior Richard, ursprünglich aus dem Bauwesen. Beide haben ein Studium zum Bauingenieur absolviert. Richtig gefeiert wird aber mit einer Kaffeerunde erst am Nachmittag, wenn auch die vier Enkelkinder und zwei Urenkel dabei sind. Josef Richard führte sein Leben lang ein Ingenieurbüro für Baustatik, anfangs in der Lindauerstraße, dann in seinem Haus im Scherrwiesenweg.
Weil der Vater ein Baugeschäft betrieb, wurde Sohn Josef quasi ins Baugewerbe hineingeboren. Der ursprüngliche Berufswunsch soll katholische Theologie gewesen sein, weshalb der Bub am humanistischsprachwissenschaftlichen Gymnasium in Rottweil bis zum Abitur zur Schule ging. Sein beruflicher Weg führte ihn dann doch ins Baugewerbe mit Maurerlehre und anschließendem Studium zum Bauingenieur in München mit dem Schwerpunkt Baustatik. Er machte sich dann auch bald selbstständig.
1957 heiratete Josef Richard – kurz entschlossen, wie sie selbst sagen – seine große Liebe, Otti Bolsinger, die ihm neben der Familie mit vier Kindern auch noch als seine Assistentin im Büro zur Seite stand. „Ich hätte es mit dieser Frau und Mutter für unsere Kinder nicht besser treffen können.“Sie sei ein ganz großes Geschenk, meint er, und die Kinder pflichten ihm bei. „Wir hatten die beste Kindheit.“Sogar die Enkelkinder können mit ihrem Opa viele Dinge bis heute ganz ernsthaft besprechen. „Er hört zu, gibt Rat und lässt dann auch wieder los.“
Das Geheimnis eines langen, gesunden Lebens sei vor allem ein Geschenk des Himmels. Der Jubilar gibt allerdings zu, dass es vielleicht auch an gesunden Genen liege, und dann könne man freilich auch eine ganze Menge selbst dazu beitragen. Lebenslang solle man sein Hirn fordern, und dann sei halt auch eine vielseitige Bewegung nötig, ausdauernd, aber mit Maß. Die Kinder ergänzen: Bei ihrem Vater würden Beständigkeit und Regelmäßigkeit eine große Rolle spielen, auch was den Tagesablauflauf betrifft.
Der Tag beginne bei den Eltern mit Gymnastik und mit Kneipp’schen Anwendungen. Sein langjähriges Engagement im Isnyer Kneippverein, auch als Vorsitzender, zeigt also durch beständiges Dranbleiben gesundheitliche Wirkung.