Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Polizei ermittelt: Wurden Hunde vergiftet?
Fünf Vierbeiner nach Gassigehen in Lechbruck erkrankt – Muffins stehen in Verdacht
LECHBRUCK/SCHONGAU - Fünf schwer erkrankte Hunde, verdächtige Muffins und Blaualgen im Lechstausee bei Lechbruck: Ein mysteriöser Fall beschäftigt seit einigen Tagen die Polizei im oberbayerischen Schongau, und auch die Füssener Polizei wurde eingeschaltet.
Begonnen hat alles vor einer Woche bei Lechbruck: Nachdem fünf Hundebesitzer unabhängig voneinander am Donnerstagnachmittag mit ihren Vierbeinern im Bereich Lechbrücke, Gründl und Prem unterwegs waren, erkrankten die Tiere. So schwer, dass sie umgehend von Tierärzten in Lechbruck und Steingaden behandelt wurden, später zum Teil in Tierkliniken kamen.
Alle mussten spucken und sich übergeben. Von einer „braunen Brühe“ist die Rede. Ein kleinerer Hund soll sogar lebensgefährliche Vergiftungserscheinungen gezeigt haben. „Wir habe noch nie solche Symptome bei Hunden gesehen“, schildert der Steingadener Tierarzt Hubertus Krefft. Die Vierbeiner seien in ausgesprochen schlechtem Zustand gewesen: „Das waren völlig untypische Erscheinungen, sie konnten sich nicht mehr auf den Beinen halten und kippten in die Seitenlage.“
Die gute Nachricht: Alle Hunde haben die schwere Erkrankung überlebt und sind jetzt wieder wohlauf. Nach Bekanntwerden der Erkrankungswelle hätten Ostallgäuer Polizisten das verdächtige Gebiet am Lechstausee abgesucht, berichtet der Füssener Polizeichef Edmund Martin. Die Beamten fanden Muffins. Und damit vielleicht eine heiße Spur? Tatsache ist: Auch ein Hundebesitzer sagt, sein Vierbeiner habe einen Muffin gefunden, ihn gegessen und daraufhin sei das Tier erkrankt. Stellt sich die Frage: Wieso liegen Muffins irgendwo am Ufer des Lechstausees herum?
Möglicherweise handle es sich um Hinterlassenschaften eines Konzerts mit großer Party vor einigen Wochen, sagt Martin. Das sei aber nur eine Vermutung, denn inzwischen werde der Fall federführend von der Schongauer Polizei bearbeitet. Neben der Ostallgäuer Veterinärbehörde ist zudem das Veterinäramt im Kreis Weilheim-Schongau mit der Angelegenheit befasst.
Drogen im Gebäck?
Könnte es sein, dass in die Muffins Rauschgift eingebacken wurde? Cannabis, Marihuana oder Amphetamine? Der Zustand der Vierbeiner lasse darauf schließen, sagt der Tierarzt und auch die Polizei will diese Theorie nicht ausschließen. Andererseits: Warum sollten teure, sozusagen mit Drogen gefüllte Gebäckstücke achtlos weggeworfen werden? Nachträglich wird sich vermutlich nicht feststellen lassen, was die Vierbeiner zu sich genommen hatten. Es gibt auch noch eine ganz andere Hypothese: Blaualgen haben in den vergangenen Wochen an den Lechstaustufen stark zugenommen. Sie können für Menschen und Tiere gefährlich sein. Auf die von ihnen ausgehenden Giftstoffe reagieren Menschen allergisch, beispielsweise mit Hautreizungen. Im Kreis Aichach-Friedberg sind kürzlich sogar drei Hunde gestorben, nachdem sie mit den grünen Schlieren der Blaualgen in Kontakt gekommen waren.
„Wir ermitteln nach wie vor in alle Richtungen“, sagt Schongaus Polizei-Vizechef Toni Müller. Es gebe inzwischen „den Verdacht einer Spur“.