Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Fragwürdige Meldepflicht
Zur Corona-Krise:
Schön, dass in diesen Zeiten immer deutlicher wird: Gerade die Frauen und Männer in den schlecht bezahlten, bisher nicht gerade mit Wertschätzung überhäuften Berufen in Pflege, Handel, Dienstleistungen sind unverzichtbar für das Funktionieren unserer Gesellschaft. Schön auch, dass dafür Danke gesagt wird. Aber ich hoffe, dass auch nach Überwindung dieser Krise die Dankbarkeit bleibt und deren Lebensqualität durch höhere Einkommen, erträgliche Arbeitszeiten verbessert wird – schließlich sind sie bereit, tagtäglich ihre Gesundheit für uns aufs Spiel zu setzen. Ich würde es einfach unanständig finden, wenn es für die Beschäftigten nach der Krise dann heißen würde „business as usual“. Dagmar Rüdenburg, Biberach
Zu „SPD kritisiert Weitergabe von Corona-Daten an Polizei“(27.3.) haben uns folgende Zuschriften erreicht: Natürlich braucht man (nicht nur die Polizei) notwendige Schutzausrüstung, die aber nicht vorhanden ist. Ein Versagen der Politik. Dann soll doch die SPD mit Herrn Brink an der Spitze die Arbeit der Polizei übernehmen. Die Polizei kann den Sicherheitsabstand nicht einhalten. Zudem muss man kein Experte sein, um dies alles zu beurteilen.
Wenn ich diesen Artikel lese, ist doch die Polizei wieder einmal nichts wert.
Da frage ich mich auch, ob die Persönlichkeitsrechte bei einem Virus, das viele Menschenleben kostet und unsere Hilfskräfte an ihre Grenzen bringt, im Vordergrund stehen darf. Sorgen Sie lieber dafür, dass Schutzausrüstungen, die in
Deutschland hergestellt werden, nicht ins Ausland verkauft werden. Was wir jetzt brauchen, ist kein Gegeneinander, sondern ein Miteinander. Zudem sind auch keine Wahlen. Wolfgang Ganser, Brochenzell
Zum selben Thema:
Falls Datenschutzbeauftragte sich weiterhin dagegen sperren sollten, den Datenschutz in dieser CoronaKrise befristet zum Schutz, zum Beispiel für Polizisten, sowie Handyortung zur effektiven Nachverfolgung von Infektionsketten zu lockern, schlage ich folgende schnelle Lösung vor: Aufruf der Bevölkerung zur „Datenspendung“für eine befristete Zeit, zum Beispiel für sechs Monate (Handyortung, Weitergabe der Kontaktdaten von Infizierten) unter Führung des
Gesundheitsministeriums per Online-Abfrage/Zustimmung (zum Beispiel SMS). Meine Sorge, dass Polizisten in naher Zukunft ihre hoheitlichen Aufgaben krankheitsbedingt nicht mehr durchführen können, sowie die Chance einer erwiesenen effektiven Ausbreitungskontrolle der Pandemie aus Datenschutzgründen vertan zu haben, ist bei mir auf jeden Fall viel größer als die Angst vor Missbrauch meiner Gesundheits- und Handydaten.
Asiatische Länder konnten auf Basis von Handyortungen die Ausbreitung des Coronavirus nachweislich in den Griff bekommen. Genauso wie das Virus nicht vor Ländergrenzen haltmacht, lässt es sich auch nicht von Kulturunterschieden zwischen Asien und Europa beeindrucken.
Johannes Sorg, Ravensburg
Zu „Trumps lebensgefährliche CoronaWette“(26.3.):
Die Aussage des amerikanischen Vizegouverneurs Patrick, wonach er lieber in der Corona-Krise sein Leben und das anderer opfern würde, um die Wirtschaft am Laufen zu halten und dadurch den „großartigen amerikanischen Traum“für seine Enkel zu bewahren, ist in mehrfacher Hinsicht „bemerkenswert“. Da tritt zum einen eine zutiefst inhumane Weltsicht einer „vernünftigen“Selektion ans Licht. Zum anderen offenbart sich die Unfähigkeit eines Geistes, sich ein anderes Lebensmodell als das eigene überhaupt auch nur ansatzweise als lebenswert vorzustellen zu können. Es läuft einem eiskalt den Rücken runter, angesichts der Tatsache, dass dieses Denken offenbar in den USA durchaus auch auf Zustimmung stößt. Steffen Dietze, Biberach
Zu „Streit um Meldepflicht für Borreliose“(5.3.):
Seit Jahren beschäftige ich mich mit der Diagnostik und Therapie der Borreliose. Die Mehrheit der Borreliosefälle wird durch den Biss von nicht ausgewachsenen Borrelien (Nymphen/Larven) verursacht, die nur wenige Millimeter groß sind und deshalb meist übersehen werden. Nur in 60 bis 80 Prozent der Borreliosefälle tritt die typische Wanderröte (Erythrema migrans) auf, 20 bis 40 Prozent der Erkrankungen werden erst, falls überhaupt, in einem späteren Erkrankungsstadium erkannt.
Ich habe Dutzende von Fällen betreut, wo ein Zeckenbiss verneint wurde, also auch keine Wanderröte beobachtet wurde, aber trotzdem eine chronifizierte Borreliose vorlag. Dies waren oft jüngere Patienten, welche über unerklärliche neurologische Ausfälle, Rheumaerkrankungen ohne typische Laborwerte, Fibromyalgie, chronische Müdigkeit und vieles mehr klagten.
Eine Meldepflicht für Borreliosefälle wäre somit an das Auftreten der Wanderröte gekoppelt. Da diese aber nicht immer auftritt, ist deren medizinischer Wert höchst fraglich. Vielmehr sollte bei einer Borreliosepräsenz von 30 bis 35 Prozent in oberschwäbischen Zecken vonseiten der Ärzteschaft, hier besonders von Neurologen, Rheumatologen und Orthopäden, vermehrt an die Möglichkeit einer chronifizierten Borreliose gedacht werden.
Wolfgang Christ,
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