Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Ab Montag fahren die Züge wieder
Bauarbeiten in Wangen gehen planmäßig zu Ende – Bahn rät zu aktuellen Fahrplaninfos
WANGEN (sz) - Seit Anfang März hat die Stadt Wangen eine neue Bahnbrücke über die Obere Argen. Zwei Monate musste die Bahn ihre Strecke zwischen Wangen und Hergatz sperren. Ersatzbusse anstelle der Regionalzüge brachten die Reisenden an ihr Ziel. Diese Zeit geht jetzt zu Ende, wie die Bahn am Freitag mitteilte: Ab Montag, 30. März, fahren wieder Züge.
Rückblick: Rund ein Jahr beanspruchten die Arbeiten an der 116 Meter langen Stahlfachwerkverbundbrücke über die Obere Argen. Die DB Netze errichteten den mehr als zehn Millionen Euro teuren Neubau zunächst neben der über 100 Jahre alten Brücke, um den Zugverkehr weiterhin laufen lassen zu können. Um die Brücke an Ort und Stelle schieben zu können, entstanden Ende Januar, vier, jeweils 13 Meter lange Verschubbahnen aus Beton. Auf ihnen bewegte sich der Neubau Millimeter für Millimeter bis an die Stelle der alten Brücke.
Dieser Verschub erfolgte mit Hydraulikpumpen und nahm fast acht Stunden in Anspruch. „In dieser Dimension war die Bahnbaustelle für die Stadt Wangen spektakulär“, so die Einschätzung eines mit dem Bahnausbau betrauten Bahnsprechers.
In den folgenden drei Wochen bis Ende März wurden zunächst an beiden Ende der Brücke die Zwischenräume
zum Bahndamm aufgeschüttet. Dann konnte die Bahn auf der Brücke eine Schotterschicht sowie die neuen Gleise verlegen und mit der Strecke verbinden. Außerdem errichtete man noch Oberleitungsmasten und führte verschiedene Kabelarbeiten durch.
Die Schallschutzwand mit einer Höhe von drei Metern war schon zuvor auf die Brücke entstanden. Die neue Brücke ist breiter als ihre Vorgängerin, denn neben dem Lärmschutz ist nun auch noch Platz für Rettungswege. Zuletzt entfernte die Bahn noch die Spundwände, die um die Brückenpfeiler und Verschiebebahnen entstanden waren.
Während der vergangenen zwei Monate ging es laut Bahn auch beim Schallschutz in Wangen voran. Am Gehrenberg errichtete die Bahn eine 325 Meter lange und vier Meter hohe Schutzwand. Restliche Arbeiten rund um die Brücke werden auch in den kommenden Wochen noch weiterlaufen. Unter anderem muss die Böschung an der Oberen Argen wiederhergestellt werden.
Auf der Strecke Richtung Bodensee treibt die Bahn unterdessen nach eigenen Angaben die Elektrifizierung weiter voran. In den vergangenen Wochen sei es in dem zweigleisigen Abschnitt zwischen Hergatz und Lindau zur Sache gegangen. Die Arbeiten
finden jeweils auf einem Gleis statt. Der Bahnverkehr werde dadurch nur geringfügig beeinträchtigt. Die Elektrifizierungstrupps seien auch in den kommenden Wochen tätig. Bis zum Sommer soll dann überall die Oberleitung hängen.
Seit April 2019 ist die Personenunterführung am Bahnhof in Kißlegg gesperrt. Grund dafür waren ebenfalls die Elektrifizierungsarbeiten der Bahn. Ein Jahr nach Baubeginn, am Dienstag, 31. März, wird sie nach Unternehmensangaben nun in Betrieb genommen.
Die Deutsche Bahn errichtete dem zu Folge nicht nur die Oberleitungsanlagen am Bahnhof, sondern auch ein neues Elektronisches Stellwerk, das nun von Leutkirch aus gesteuert wird. Für Kißlegg bedeutete dies, dass nunmehr kein Bahnmitarbeiter mehr vor Ort ist, der das sichere Überqueren über Bahnsteige und Gleise garantiert habe.
Im gleichen Zug habe der Bahnhof deshalb eine Generalüberholung erhalten: „Fahrgäste dürfen sich nun über eine erneuerte Personenunterführung sowie in einigen Wochen über zwei Aufzüge freuen“, so der Bahnsprecher. Damit seien der Bahnhof sowie die Bahnsteige bald barrierefrei zu erreichen. „Die Fahrgäste müssen also nicht mehr über die Gleise laufen, um zum nächsten Bahnsteig zu gelangen.“
Die Kosten für den Umbau belaufen sich laut Bahn auf etwa 2,7 Millionen Euro, die die DB Netze und DB Station und Service tragen.
Bahngesellschaften und die Aufgabenträger und Besteller des Regionalverkehrs in Bayern und BadenWürttemberg haben wegen der Corona-Krise – wie überall in den Bundesländern – die Zugfahrten reduziert. Die DB Regio Alb-Bodensee wird demnach einen Zwei-StundenTakt auf der Strecke Memmingen – Leutkirch – Kißlegg – Aulendorf fahren. Dazu ergänzend verkehren Busse (SEV) auf der Strecke Hergatz – Wangen – Kißlegg – Aulendorf. Alle Fahrplanänderungen – auch zu den RE-Zügen von DB Regio Bayern – werden in der elektronischen Fahrplanauskunft im Internet und an den Fahrkartenautomaten berücksichtigt.