Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Viele Helfer stehen bereit
Einkaufsaktion „Wurzach bringt’s“will Menschen vor Ansteckung schützen
BAD WURZACH - Die Bereitschaft zu helfen, ist groß in Bad Wurzach. 110 Helfer haben sich bei der Aktion „Wurzach bringt’s“bereits eintragen lassen.
Sie stehen bereit, um vor allem für alte Menschen die Einkäufe zu erledigen – nicht nur Lebensmittel, sondern zum Beispiel auch Medikamente oder Drogerie-Artikel. „Es geht nicht darum, Seniorinnen und Senioren zu Hause einzusperren. Wir wollen helfen, dass sie keine unnötigen Kontakte haben und damit Ansteckungsrisiken eingehen“, betont Sascha Dargel, der die Aktion ins Leben gerufen hat und sie gemeinsam mit Freunden unter dem Dach von Deutschem Rotem Kreuz und Jugendrotkreuz Bad Wurzach organisiert.
Denn gerade beim Einkaufen gibt es viele Ansteckungsrisiken: Im Supermarkt kann man zum Beispiel nicht immer Anderen so aus dem Weg gehen, dass der empfohlene Sicherheitsabstand von 1,5 Metern gewahrt ist, Dinge werden berührt, die Ansteckungsgefahr bergen.
Um diese Gefahren wissend, unterstützen auch die Stadt Bad Wurzach und die Ortsverwaltungen die Aktion. Partner von „Wurzach bringt’s“sind außerdem die katholische Seelsorgeeinheit sowie die Betriebe Werwolf Media, BauGrund Süd und Druckerei Rothenhäusler.
Begeistert von der Einkaufshilfe ist auch Heinrich Stauß, Vorsitzender des Stadtseniorenrats in Bad Wurzach: „Eine tolle Idee. Auf diese jungen Leute sollte die ältere Generation nun auch offensiv zugehen.“
Auch wer sich körperlich fit genug für den Gang zum Supermarkt fühlt, solle darauf jetzt wegen der Ansteckungsgefahr verzichten. „Wir alle müssen die Expertenratschläge ernst nehmen und sie befolgen, auch wenn man sich selbst noch fit genug fürs Einkaufen fühlt“, appelliert Stauß an seine Generation.
Noch aber nehmen nur einige Seniorinnen und Senioren das Angebot an. Elf Kontakte hat „Wurzach bringt’s“bislang vermittelt. Sascha Dargel ist damit aber keinesfalls unzufrieden. „Alleine dafür hat es sich schon gelohnt“, sagt er, und täglich würden derzeit auch zwei, drei Anrufe eingehen.
Der Bad Wurzacher geht davon aus, dass die Anzahl Suchender zunehmen wird. „Unser Angebot ist noch im Aufbau, noch wissen viele der Zielgruppe nicht, dass es uns gibt.“Je länger die Krise dauern werde und je umfassender die Schutzmaßnahmen würden, desto größer werde die Nachfrage bei „Wurzach bringt’s“, ist er überzeugt.
Die Idee zur Aktion, erzählt er, ist ihm gekommen, als er sich beim Abendessen mit seinem Vater darüber unterhalten hat, wie sie dessen Eltern unterstützen könnten. „Da kam mir der Gedanke, dass man das ja größer aufziehen könnte.“Nach wenigen Tagen hatte er für die Idee Unterstützer im Freundeskreis gefunden. „An einem Samstag haben wir uns dann getroffen, das Konzept ausgearbeitet, die technische Umsetzung besprochen und uns die Domain gesichert.“Danach konnten die Freunde den DRK-Ortsverein und das Jugendrotkreuz für die Idee gewinnen. Sie entwarfen die mittlerweile überall in der Gemeinde aushängenden Plakate und bauten die
Website auf, auf der sich Helfer registrieren können.
Suchende können sich telefonisch an die Gruppe wenden. „Wir nehmen dessen Adresse auf und gleichen diese mit denen unserer Helfer ab“, erläutert Sascha Dargel. „Der Suchende erhält dann die Helfer-Telefonnummer und kann alles Weitere mit ihm direkt abklären.“Er als Vermittler mische sich nicht weiter ein, wie die Übergabe der Einkäufe und des Geldes geregelt wird. „Das ist vor Ort, wo man die Gegebenheiten viel besser kennt, wesentlich sinnvoller. Wichtig ist nur, dass es so wenig direkten Kontakt wie möglich gibt.“
Wichtig ist Dargel auch: „Wenn wir nicht selbst helfen können, weil es um mehr als Einkaufen geht, vermitteln wir an die zuständigen Stellen weiter.“
Derzeit arbeiten Dargel und sein Team daran, die Teilorte noch besser einzubinden. Die Ortsverwaltungen stehen künftig, wie jetzt bereits die Stadt, als Ansprechpartner bereit.