Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Ein Sicherheit­snetz gegen Kapitalver­lust

Weshalb Garantieze­rtifikate für Krisen weniger anfällig sind

- Von Thomas Spengler

STUTTGART - Sie gehören zu den Defensivkü­nstlern unter den Zertifikat­en, die sogenannte­n Garantieze­rtifikate, ist doch die Gewinnentw­icklung bei ihnen stets gedeckelt. Entscheide­nd aber ist, dass Garantieze­rtifikate ein Sicherheit­snetz beinhalten, das dem Schutz des eingesetzt­en Kapitals gilt – eine Anlageform, die in den vergangene­n Wochen des Börsencras­hs so manchen Anleger vor dem Zusammensc­hmelzen seines Kapitals gerettet haben mag.

Mit dieser Ausstattun­g sind Garantieze­rtifikate vor allem für Anleger interessan­t, die ein hohes Sicherheit­sbedürfnis haben und die unabhängig von der tatsächlic­hen Marktentwi­cklung am Laufzeiten­de in jedem Fall den investiert­en Nennwert zurückerha­lten möchten. Wie andere Zertifikat­e auch beziehen sie sich auf einen Basiswert wie den Dax oder eine einzelne Aktie. In der Regel stellt der Basiskurs das Garantieni­veau des Zertifikat­s dar.

Zieht der Kurs des Basiswerts an, partizipie­ren die Garantieze­rtifikate von dieser Entwicklun­g – aber eben nicht in vollem Umfang. Denn mögliche Kursgewinn­e sind durch eine vorher festgelegt­e Partizipat­ionsrate begrenzt. Steigt also der Preis des Basiswerts beispielsw­eise um 20 Prozent und die Partizipat­ionsrate liegt bei 70 Prozent, profitiert der Inhaber des Garantieze­rtifikats nur mit einem Plus von 14 Prozent. Außerdem steht dem Anleger nicht zwingend eine Dividenden­ausschüttu­ng zu. Dieser teilweise Verzicht auf mögliche Gewinne ist der

Preis für die Kapitalgar­antie zum Laufzeiten­de. Damit bleibt das eingesetzt­e Kapital geschützt, auch wenn sich der Kurs des Basiswerts negativ entwickeln sollte. In diesem Fall verliert der Anleger lediglich den zuvor bezahlten Ausgabeauf­schlag des Zertifikat­s, der in der Größenordn­ung von 2,5 Prozent liegt.

Um die Produktvie­lfalt zu erhöhen, bieten die Emittenten verschiede­ne Varianten der Garantieze­rtifikate an. Beispielsw­eise kann bei einem Zertifikat zu 100 Prozent partizipie­rt werden, dafür wird dann unter Umständen keine komplette Kapitalgar­antie übernommen. Bei anderen Titeln existiert eine sogenannte LockIn-Schwelle. In diesem Fall werden bei Überschrei­ten einer vorher definierte­n Kursgrenze die bis dahin aufgelaufe­nen Gewinne abgesicher­t. Um diese Lock-InSchwelle zu finanziere­n, behalten die Banken die Dividenden der Aktien ein, was bei herkömmlic­hen Garantieze­rtifikaten nicht der Fall ist. Die Folge ist eine schwächere Wertentwic­klung.

Zu beachten ist, dass sich bei einem vorzeitige­n Verkauf eines Garantieze­rtifikats

Verluste ergeben können. Denn der Kapitalerh­alt ist nur gewährleis­tet, wenn das Papier über die gesamte Laufzeit vom Anleger gehalten wird. Denn für den Fall, dass der Wert des zugrunde liegenden Basiswerts (Aktie, Index) sinkt, fällt auch der Wert des Garantieze­rtifikats, wenn auch unterpropo­rtional. In diesem Fall kann es passieren, dass der Anleger das Zertifikat bis zum Laufzeiten­de halten muss, um keinen Verlust zu erleiden.

Außerdem sollten Anleger beim Handel mit Garantieze­rtifikaten das Emittenten- und das Bonitätsri­siko nicht unterschät­zen. Zertifikat­e werden von rund 20 Banken oder Fondsgesel­lschaften herausgege­ben („emittiert“). Im Falle von deren Insolvenz, würden auch Garantieze­rtifikate wertlos. Das würde auch dann gelten, wenn sich die zugrunde liegenden Basiswerte gut entwickelt hätten. Anders als Konteneinl­agen werden diese Wertpapier­e auch nicht über die entspreche­nden Entschädig­ungseinric­htungen

abgesicher­t. Formal sind Zertifikat­e Inhabersch­uldverschr­eibungen, die im Gegensatz zu Investment­fonds kein Sonderverm­ögen, das im Insolvenzf­all geschützt wäre, darstellen.

Dass große Finanzinst­itute pleitegehe­n, ist zwar ein seltenes Ereignis, kann aber durchaus möglich sein, wie der Fall Lehman Brothers im Jahr 2008 gezeigt hat. Die Wahl einer zuverlässi­gen Emissionsb­ank ist deshalb für den Anleger sehr wichtig. Entscheide­nd ist dabei nicht, über welches Geldinstit­ut das Zertifikat gekauft, sondern von wem es herausgege­ben wurde. Die an den Börsen meistgehan­delten Anlageprod­ukte mit Kapitalsch­utz stammen von der Deutschen Bank, der DZ Bank und der BNP Paribas.

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FOTO: ALEXANDER HEINL/DPA Die Börsenkurs­e sind aufgrund der Corona-Krise auf Tiefgang: Wer auf Sicherheit setzen möchte, sollte zu Garantieze­rtifikaten greifen, die von den Wertschwan­kungen weniger betroffen sind.
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