Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
„Oft hilft es, einfach nur da zu sein“
Wie eine Pflegerin und eine Betreuerin den Arbeitsalltag im Leutkircher Seniorenzentrum meistern
LEUTKIRCH - Einige Berufsgruppen leisten in den Corona-Zeiten einen besonders wichtigen Beitrag für die Gesellschaft. Und das, obwohl sie wegen des ständigen Kontakts zu anderen mit der Gefahr leben, sich mit dem Virus zu infizieren. Zu solchen „Helden des Alltags“zählen unter anderem Pflege- und Betreuungskräfte, die sich um ältere und kranke Menschen kümmern.
Wie zwei von ihnen, Luzia Graf und Anke Rudloff von der Vinzenz von Paul gGmbH, ihren Arbeitsalltag in diesen Wochen erleben, haben sie im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“beschrieben.
Seit elf Jahren agiert Anke Rudloff als sogenannte „Präsenzkraft Pflege“im Leutkircher Seniorenzentrum Carl-Joseph. Zu ihren Aufgaben zählt unter anderem, die Bewohner zu waschen, ihnen Essen zu geben und sich mit ihnen zu beschäftigen. „Was eben gerade anfällt“, fasst die 51-Jährige zusammen, die mit drei weiteren Mitarbeitern für 16 Bewohner zuständig ist.
Seit die Pforten der Einrichtung wegen des Coronavirus geschlossen werden mussten, widmet sich die Leutkircherin verstärkt der Unterhaltung der Bewohner. Viele der Senioren vermissten ihre Freunde und Angehörige. Hinzu komme bei einigen die Angst vor einer möglichen Corona-Infektion. „Oft hilft es, einfach, nur da zu sein, Händchen zu halten und sie aufzufangen“, beschreibt Rudloff.
Um eine solche Betreuung kümmern sich in der Regel auch ehrenamtliche Helfer. Doch für sie sind die Eingangstüren derzeit geschlossen. „Diese Aufgaben müssen wir übernehmen“, sagt Rudloff. Der Job sei im Moment „etwas anstrengender als sonst“, mache aber trotzdem Spaß.
Besonders freue sie sich, wenn sie niedergeschlagenen Bewohnern ein Lächeln auf die Lippen zaubern kann. „Das entschädigt für vieles“, unterstreicht die Präsenzkraft. Angst davor, sich oder die Senioren mit dem Virus anzustecken, hat sie indes weniger. „Ich weiß, mit wem ich wann zusammen war.“Soziale Kontakte
beschränke sie aktuell freilich auf ein Minimum.
Luzia Graf engagiert sich seit vielen Jahren als Betreuungskraft in der Hausgemeinschaft Vinzenz von Paul. Dort gehe es in erster Linie darum, auf die Wünsche der Senioren einzugehen. Gefragt sei etwa Reden, Vorlesen, Basteln, Singen oder Beten. Die 58-Jährige bestätigt, dass die Betreuung seit dem Beginn der Corona-Krise einen noch höheren Stellenwert eingenommen hat. Wichtig ist der Leutkircherin unter anderem, positive Gefühle und „ein bisschen Normalität“zu vermitteln.
Wie Graf erzählt, reagieren die
Bewohner auf die aktuelle Situation unterschiedlich. Während manche mehr Zeit in ihren Zimmern verbringen wollen, suchen andere bewusst den Kontakt. Aus Sicherheitsgründen müsse auf den Austausch in Gruppen mittlerweile aber verzichtet werden.
Im Hinblick auf das anstehende Osterfest werde in der Hausgemeinschaft momentan viel gebastelt. „Wir wollen Ostern individuell machen, damit sich die Bewohner darauf freuen können“, erzählt Graf. Häufig werde in diesen Tagen zudem der Wunsch nach einem individuellen Gebet geäußert.
Trotz der zahlreichen Aufgaben geht die Betreuungskraft täglich gerne zur Arbeit. Angst vor einer möglichen Ansteckung mit dem Coronavirus habe auch sie nur in geringem Umfang – denn private Kontakte gebe es kaum noch.
Kennen Sie einen Menschen in einem „systemrelevanten Beruf“, dessen Arbeit Sie in CoronaZeiten besonders wertschätzen? Dann geben Sie uns Bescheid und schicken Sie uns Ihren Vorschlag per E-Mail an: redaktion.leutkirch@ schwaebische.de