Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Planungssicherheit für Hochschulen – und Kritik
Hochschulfinanzierungsvertrag unterschrieben – PH Weingarten sieht sich benachteiligt
WEINGARTEN - Planungssicherheit für die beiden Weingartener Hochschulen: Nach zehn Monate langen Verhandlungen ist am Mittwoch der Hochschulfinanzierungsvertrag zwischen dem baden-württembergischen Wissenschaftsministerium und den 45 staatlichen Hochschulen und fünf medizinischen Fakultäten im Land unterzeichnet worden. Damit haben auch die Hochschule Ravensburg-Weingarten sowie die Pädagogische Hochschule (PH) ihre Grundfinanzierung sowie die Steigerungen der Personalkosten für die Jahre 2021 bis 2025 gesichert. Und doch könnte das nicht reichen.
Denn obwohl die PH durch den Vertrag den eigenen Haushalt jährlich nun um etwa drei Prozent steigert, müsse man künftig eine Vielzahl an zusätzlichen Aufgaben übernehmen, sagt PH-Kanzler Uwe Umbach, der für den Haushalt verantwortlich ist.
Allein die finanziellen Folgen der Corona-Krise seien beträchtlich, heißt es in einer Stellungnahme. Diese konnten in der Hochschulfinanzierungsvereinbarung noch nicht berücksichtigt werden. „Die Anforderungen an eine entschiedene Digitalisierung der Lehre wird zum personellen und finanziellen Kraftakt“, erklärt Rektorin Karin Schweizer. „Wir gehen von einem sechsstelligen Gesamtbetrag aus – damit sind die begrüßenswerten zusätzlichen Mittel bereits vor der Umsetzung komplett verplant“, erläutert Umbach.
Grundsätzlich sei man sehr dankbar für die Planungssicherheit, müsse künftige Entscheidungen und die damit verbundenen finanziellen Konsequenzen sorgsam abwägen, „um wichtige Zukunftsaufgaben, wie die Forschung und den Wissenstransfer, die Digitalisierung in der LehrerInnenbildung, die Bildung für nachhaltige Entwicklung oder den Umgang mit Heterogenität weiter voranbringen zu können“, sagt Schweizer.
Darüber hinaus sehen die Verantwortlichen sich im Vergleich zu anderen Hochschulen benachteiligt. Das von den Pädagogischen Hochschulen formulierte Verhandlungsziel „Gleiches Geld für gleiche Leistung“sei nicht erreicht worden, heißt es. „Während die Universitäten eine Absicherung der Erfolge in der Exzellenzinitiative erhielten, konnten wir die Mittel für unser Transferprojekt in der kleinen Exzellenzinitiative leider nicht verstetigen“, moniert PHRektorin Karin Schweizer. „Das muss uns aber anspornen, eine Anschlussfinanzierung durch unsere Leistung zu erreichen.“
Etwas zufriedener sind die Verantwortlichen der Hochschule Ravensburg-Weingarten. Die Vereinbarung sei grundsätzlich positiv zu bewerten, meint Kanzler Henning Rudewig. Neben der damit verbundenen Planungssicherheit hebt er hervor: „Während der Laufzeit der Vereinbarung soll es keine Haushaltsmittelkürzungen, Stelleneinsparungen oder sonstige Haushaltssperren geben.“Ganz konkret kann die Hochschule durch den Vertrag 26 Professuren, die bislang nur befristet waren, dauerhaft in den Haushalt übernehmen. Das entspricht einem Viertel aller Professuren an der Hochschule. Bislang liefen die 26 Professuren über die Ausbauprogramme „Hochschule 2012“und „Master 2016“. Darüber hinaus bekommt die Hochschule Mittel in Höhe von 640 000 Euro, um die Qualität der Lehre zu verbessern. Diese stehen jedoch unter Vorbehalt und müssen regelmäßig durch das Parlament bewilligt werden. „Wir erhalten in begrenztem Umfang die Möglichkeit zur Schaffung dringend benötigter zusätzlicher und unbefristeter Stellen aus den zusätzlich zur Verfügung gestellten Mitteln“, sagt Rudewig.