Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Wenn die Kampfsporttrainer am Bildschirm korrigieren
Die Kampfsportschule Bujindo geht in der Corona-Krise auch den digitalen Weg
WEINGARTEN - Normalerweise tummeln sich im Training der Weingartener Bujindo-Kampfsportschule viele Sportler im Training auf den Matten. In Zeiten des Coronavirus ist das nicht erlaubt. Deswegen setzen nun – wie viele andere – auch Günter Hierling und seine Trainer auf digitalen Unterricht. Der kommt bei den Schülern richtig gut an.
Günter Hierling weiß, dass er und die anderen Kampfsportlehrer etwa im Vergleich zu Betreibern von Fitnessstudios derzeit einen Vorteil hat. „Wir brauchen keine Geräte für unser Training“, sagt Hierling. „Wir können weiter fast alles machen, außer Partnerübungen.“Wobei sich seine Mitglieder dabei beim Heimunterricht auch durchaus mal zu helfen wissen. „Da müssen halt die Geschwister oder die Eltern herhalten“, sagt Hierling.
Zweimal die Woche gibt es seiner Schule nun den digitalen Unterricht. Immer dienstags und donnerstags treffen sich Kinder, Jugendliche und Erwachsene in verschiedenen Gruppen vor den Bildschirmen. Die Kampfsportler bekommen von ihrem Studio einen Zugangscode für die Trainingsplattform. „Das ist dann ähnlich wie ein Skype-Anruf“, sagt Hierling. Ein Trainer zeigt die Übungen und geht den Trainingsplan durch, ein anderer sitzt am Laptop und beobachtet die Teilnehmer, die sich zu Hause per Smartphone, Tablet oder Laptop zuschalten und sich selbst filmen.
Die Rückmeldungen der Mitglieder sind laut Hierling positiv. In der ersten Woche waren zwischen zwölf und 32 Sportler in den drei angebotenen Onlinetrainings. „Ich war absolut überrascht, wie gut es angenommen wurde“, meint Hierling. Daher wurde schon für die zweite Woche das Angebot ausgeweitet. Es gibt nun drei Einheiten für Kinder – gestaffelt nach Alter. Dazu gibt es drei Gruppen für Erwachsene – eine Einheit fürs Lady-Kickboxen, eine Krav-Maga-Gruppe und eine Karategruppe. Einzig beim Krav Maga, ursprünglich ein Selbstverteidigungssystem der israelischen Armee, kann es ohne Trainingspartner ein bisschen schwierig sein. „Die Technik können wir per Video schon zeigen“, sagt Hierling. „Aber bei einem Partner sieht man viel besser, wie ein Griff funktioniert und was er für Auswirkungen hat.“
Ansonsten gelte für den Kampfsport genau das Gleiche wie etwa in Ballsportarten. „Man muss dranbleiben, viele Wiederholungen machen, sonst vergisst man manches“, sagt Hierling. Auch in Zukunft, wenn seine Schüler wieder normal zum Training ins Studio kommen können, will der Kampfsportlehrer die Einheiten filmen und die Videos weiter hochladen. Damit sich die Sportler auch mal selbst sehen und daraus lernen.
Weil er aber keinen regulären Unterricht anbieten kann und es auch schon Anfragen von Mitgliedern gab, wie es mit den Beiträgen in der Zeit des Corona-Zwangsstopps ist, hat sich Hierling etwas überlegt. „Ich möchte die ausgefallenen Stunden gerne in einer Art Camp, vielleicht an einem Samstag, nachholen.“Ihm schwebt ein etwa sechsstündiges Training mit Pausen, Pizzaessen für die Kinder und verschiedenen Spielen vor. Auch für Erwachsene ist ein Camp geplant. Dann wieder mit echtem Kontakt zu den Mitgliedern.
Das ist jedoch noch Zukunftsmusik. Fürs Erste heißt es weiter: lieber digital anstatt gar nicht.