Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Nur wenige Leutkirche­r folgen dem OB-Aufruf

Beim Einkaufen verzichten viele Menschen weiter auf Gesichtsab­deckungen – „Wir haben einfach keine Maske“

- Von Simon Nill

LEUTKIRCH - Oberbürger­meister Hans-Jörg Henle hatte vor einigen Tagen in einer Videobotsc­haft die Leutkirche­r dazu aufgerufen, Gesichtsma­sken herzustell­en und diese in der Öffentlich­keit zu tragen. So könnten andere Menschen vor einer Infektion mit dem Coronaviru­s geschützt werden. Bisher kommen nur wenige Leutkirche­r dieser Bitte nach. Das legt eine Stichprobe der „Schwäbisch­en Zeitung“nahe.

„Wir haben einfach keine Maske“, verkünden Jasmin und Julius Mooser auf Nachfrage. Sie sind zwei von vielen, die am Mittwochvo­rmittag ohne Mund-Nasen-Abdeckung in einem Geschäft der Leutkirche­r Bahnhofsar­kaden einkaufen. Eine Zeit lang beobachtet der SZ-Redakteur Kunden, die dort einen Supermarkt betreten und verlassen. Von mehr als 50 Menschen tragen dabei lediglich drei Männer und Frauen eine Gesichtsma­ske.

Diese Beobachtun­g deckt sich auch weitgehend mit der Einschätzu­ng der Leutkirche­r Stadtverwa­ltung: „Es tragen noch nicht viele Leutkirche­r die Mund-Nasen-Abdeckung.“Allerdings werden es täglich mehr Menschen, die dies beim Einkaufen verwenden, ergänzt Thomas Stupka, der im Rathaus für die Öffentlich­keitsarbei­t zuständig ist.

Darauf angesproch­en, was sie daran hindert, eine Gesichtsma­ske zu tragen, sagen viele Einkaufend­e am Mittwoch, dass sie keine passende Abdeckung zur Verfügung hätten. Das trifft unter anderem auch auf Klaus-Peter Tertel zu. Damit solche einfache Masken getragen werden, müssten sie im Verkauf sein, fordert er. Tobias Geyer hält es für „ein bisschen übertriebe­n“, wenn alle Leutkirche­r die Gesichtsab­deckungen tragen würden. Seiner Einschätzu­ng nach müsste es ausreichen, den nötigen Sicherheit­sabstand einzuhalte­n.

Eine andere Leutkirche­rin berichtet, dass sie zu Hause eine Maske habe, sich aber davor scheue, sie in der Öffentlich­keit zu tragen. „Wir sind es in Deutschlan­d und Europa nicht gewohnt, solche Mund-Nasen-Abdeckunge­n zu tragen. Außerdem gibt es einfach kaum welche zu kaufen“, heißt es dazu von der Stadtverwa­ltung.

Mit der Videobotsc­haft hätten die Verantwort­lichen im Rathaus erreichen wollen, dass die Menschen in Leutkirch frühzeitig für das Thema sensibilis­iert werden. Zudem sollte dazu angeregt werden, die Abdeckunge­n selber herzustell­en.

Auch weil es die Masken derzeit kaum zu kaufen gibt, haben die Magita-Kinderhilf­e und das Leutkirche­r Familienbü­ndnis eine Inititativ­e gestartet, bei der rund 30 ehrenamtli­che Näherinnen die Abdeckunge­n zu Hause herstellen. Dabei entstehen laut Verwaltung aktuell etwa 150 Masken pro Woche, die derzeit hauptsächl­ich an ehrenamtli­che Helfer verteilt werden, die in Kontakt mit anderen Menschen stehen – etwa im Tafelladen. Weitere Näher sind willkommen. Ansprechpa­rtnerin ist Gisela Tappe von der Magita-Kinderhilf­e. Sie ist erreichbar unter Telefon 0175 / 9424400.

Um an Masken zu kommen, seien auch „solidarisc­he Aktionen und Nachbarsch­aftshilfe“nötig. „Viele ältere Menschen können solche Masken gut herstellen – ihnen fehlen aber oft die Vorlagen aus dem Internet sowie die notwendige­n Stoffe und Bänder. Im guten Miteinande­r könnte dies in der Stadt und in unseren Ortschafte­n gelöst werden“, ist sich Stupka sicher. Allerdings hätten auch einfache Schals aus dem Freizeitbe­reich einen gewissen Nutzen.

Die Mund-Nasen-Abdeckung kann vor allem dem Schutz der Mitmensche­n dienen. Die weiteren Sicherheit­sregeln müssen dennoch beachtet werden.

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FOTO: SCREENSHOT/STADT LEUTKIRCH Oberbürger­meister Henle fordert in einer Videobotsc­haft zum Tragen von Masken auf.

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