Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Die letzten Tage des Rathauses
Ehemaliger Sitz der Verwaltung in Dietmanns wird derzeit abgerissen
DIETMANNS - Die Tage des Rathauses von Dietmanns sind gezählt. Seit Montag laufen die Abbrucharbeiten, die bis 17. April dauern sollen.
Das Gebäude ist mit Bauzäunen abgesperrt. Im Inneren sind alle Räume leergeräumt. Am Mittwoch sind Arbeiter dabei, das Dach abzudecken. Ziegel um Ziegel fällt in den am Boden stehenden Container. Die Vorarbeiten für den Abriss sind im vollen Gange. Nach den Osterfeiertagen wird der Bagger kommen, um das Dietmannser Rathaus dem Erdboden gleichzumachen. An seiner Stelle wird ein gekiester Parkplatz mit 14 Stellplätzen entstehen.
Die Ortsverwaltung der Bad Wurzacher Ortschaft ist Mitte Januar in ihre neuen Räume in der Grundschule gezogen, die Feuerwehr Dietmanns hat mittlerweile auch den Umzug in den neuen Anbau an der Schule abgeschlossen. Das ehemalige Verwaltungsgebäude hat damit keine Nutzer mehr. Zwar besitzt es nach wie vor Charme, doch der kaschiert nur den hohen Sanierungsbedarf. Die Idee, das Rathaus wieder herzurichten, hat die Stadt daher frühzeitig verworfen.
Der Abriss des Rathauses ist der letzte Schritt der umfangreichen Baumaßnahmen im Zentrum von Dietmanns. Zuvor war an der Schule ein Anbau entstanden, der als Feuerwehrgarage dient. Im Verbindungsgang zur Grundschule befinden sich Sanitäranlagen und ein kleines Kommandantenbüro. Zudem ist aus dem ehemaligen Technikraum der Schule ein „Floriansstüble“geworden.
Auch im Schulgebäude selbst wurde viel umgebaut, um dort die Ortsverwaltung zu beheimaten. Im Erdgeschoss befindet sich außerdem ein Multifunktionssaal, der unter anderem dem Ortschaftsrat für Sitzungen
zur Verfügung steht. Die Grundschule hat sich auf die Räume im Obergeschoss zurückgezogen.
Anlass für die gesamten Maßnahmen war der Beschluss (und die Notwendigkeit), für die Freiwillige Feuerwehr Dietmanns ein neues Einsatzfahrzeug zu kaufen. Angeschafft wird ein Tragspritzenfahrzeug mit Wassertank (TSF-W) für rund 150 000 Euro. Es ersetzt das bisherige TSF ohne Wassertank, das aus dem Jahr 1984 stammt. Mit einem TSF-W kann die Feuerwehr im Brandfall sofort mit dem Löschen beginnen. Der zeitraubende Aufbau einer Löschwasserversorgung entfällt damit zunächst.
Beim Spatenstich im September 2018 hatte der Bad Wurzacher Gesamtkommandant
Rolf Butscher betont, wie wichtig das neue Fahrzeug für die 25-köpfige Dietmannser Wehr ist. „Die Abteilung hat ein großes Gebiet abzudecken.“
Der Haken an der Sache war freilich, dass das neue Fahrzeug der Wehr größer ist als das alte – und damit nicht mehr in die Feuerwehrgarage am Rathaus passt. So begannen die Planungen für die Gesamtmaßnahmen, die die Stadt rund 620 000 Euro kosten.
Die ursprünglich für Anfang März erhoffte Auslieferung des neuen Fahrzeuges hat sich aufgrund der aktuelle Lage verschoben. Damit sind auch die Pläne für eine öffentliche Feier am 28. Juni mit einem Gottesdienst in der Friedrich-Schiedel-Halle,
einem Frühschoppen und einem Tag der offenen Tür mit kleinem Rahmenprogramm infrage gestellt.
Ein weiterer, nicht unbedeutender Aspekt des Rathaus-Abrisses ist, dass er eine Geschwindigkeitsbeschränkung auf der Ortsdurchgangsstraße (Ochsenhausener Straße) von Dietmanns möglich machen könnte. Derzeit grenzt das Rathaus noch Straße und Grundschule voneinander ab. Daher ist nach Gesetzeslage ein Tempolimit nicht möglich, obwohl dort der Schulbus hält.
Ist das Rathaus einmal abgerissen, besteht indes eine Sichtbeziehung zwischen Straße und Schule, die zur Genehmigung eines zumindest zeitlich beschränkten Tempolimits führen könnte.