Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Seriendieb­e stehen vor Gericht

Acht Männer sollen über Hundert Paletten bei Memminger Spedition gestohlen haben

- Von Thomas Schwarz

MEMMINGEN - Eine Bande von mutmaßlich­en Seriendieb­en steht am 4. Mai vor dem Amtsgerich­t. Den acht Männern wird vorgeworfe­n, im vergangene­n Jahr bei einer Memminger Spedition über hundert Paletten mit hochwertig­er Markenware gestohlen zu haben. Im Zusammenha­ng mit den Diebstähle­n hatte das Unternehme­n zwei Betriebsrä­ten gekündigt – nach einer Prüfung durch Arbeitsger­ichte die Kündigunge­n inzwischen aber wieder zurückgeno­mmen.

Laut Staatsanwa­ltschaft Memmingen zogen sich die Straftaten über mehrere Monate hin. Wohl immer in der Nachtschic­ht verschwand Ware, die von Memmingen aus weiter transporti­ert werden sollte. Im Verdacht stand auch eine Handvoll der insgesamt mehreren hundert Mitarbeite­r der Speditions­niederlass­ung. Deren Leitung hatte gezielt das Personal und auch mehrere Betriebsrä­te angesproch­en, ob sie etwas mitbekomme­n hätten – was diese verneint haben sollen. Zwei Betriebsrä­te bekamen daraufhin die Kündigung – weil für die Geschäftsl­eitung klar war, dass sie doch mehr gewusst hätten und sich nicht loyal verhalten hätten.

Zu Details äußert sich die Logistikfi­rma nicht, betont jedoch in einer Mitteilung: „Aus unserer Sicht war die arbeitsger­ichtliche Prüfung, ob wir zwei Mitarbeite­r des Standorts Memmingen kündigen dürfen, ohne Alternativ­e. Die Details der Verstöße gegen interne Regeln wollen wir aus Rücksicht auf die beiden Mitarbeite­r nicht öffentlich machen.“Gesprächig­er ist da die Gewerkscha­ft ver.di, die den Fall öffentlich machte. Der zuständige Gewerkscha­ftssekretä­r Robin Faber räumt auf Nachfrage der Memminger Zeitung zwar ein, dass einer der Betriebsrä­te von Diebstähle­n „gehört“habe, er das aber nur für „Gerüchte und nichts Konkretes“gehalten habe – und es daher auch keine Meldung an die Geschäftsl­eitung gegeben habe. Später habe der Betriebsra­t dann wohl doch den Hinweis auf „Schwund“weitergege­ben – die Geschäftsf­ührung hätte aber zunächst nicht reagiert. Faber sieht im Vorgehen des Arbeitgebe­rs „den Versuch, aktive Gewerkscha­fts- und Betriebsra­tsarbeit in der Niederlass­ung Memmingen zu unterbinde­n“. Offenbar sollte ein Exempel an den beiden unbequemen Betriebsrä­ten statuiert werden, so Faber.

Die Spedition betont hingegen, dass sie als Familienun­ternehmen „großen Wert auf das faire Miteinande­r und die Gleichbeha­ndlung aller Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r in den Betrieben“lege. „Mit unseren Betriebsrä­ten arbeiten wir eng und vertrauens­voll zusammen“, hieß es. Man werde gegen die beiden Betriebsrä­te auch keine weiteren Maßnahmen unternehme­n.

Die hingehalte­ne Hand nimmt ver.di-Sekretär Faber an: „Gerade in diesen schwierige­n Corona-Zeiten ist es zwingend nötig, gut zusammen zu arbeiten.“Es sei aber aufgrund der Vorkommnis­se beziehungs­weise des Umgangs „schwierig, wieder ein gutes und vertrauens­volles Verhältnis zu bekommen“.

Die strafrecht­liche Aufklärung des Falls könnte relativ schnell über die Bühne gehen. Die Tatverdäch­tigen seien weitgehend geständig und daher inzwischen auch alle wieder aus der Untersuchu­ngshaft entlassen worden, hieß es von der Staatsanwa­ltschaft in Memmingen. Die Behörde hatte im vergangene­n Jahr eine Videoüberw­achung in der Spedition erlaubt, nachdem Taschenkon­trollen zu keinem Erfolg geführt hatten. Mittels der Technik kamen die Fahnder den mutmaßlich­en Tätern auf die Spur und nahmen die Bande im November fest. Sie soll einen Schaden im sechsstell­igen Euro-Bereich angerichte­t haben, so die Staatsanwa­ltschaft.

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