Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
THW holt Schutzkleidung in den Kreis
Lindenberger Ortsverband des Technischen Hilfswerkes nimmt eine Schlüsselrolle im Kampf gegen Corona ein
LINDENBERG - Im Kampf gegen die Corona-Pandemie nimmt das THW Lindenberg in der Region eine Schlüsselrolle ein. Der Ortsverband versorgt den Landkreis Lindau mit Schutzkleidung, Masken und Desinfektionsmittel. Derzeit im Schnitt alle zwei Tage fährt ein blauer Lastwagen los, um das dringend benötigte Material aus einem bayernweiten Zentrallager zu holen. „Dafür sind wir da. Das ist unser Job. Wir sind für den Katastrophenschutz ausgebildet – und das machen wir mit Herzblut“, verdeutlicht Lindenbergs Ortsbeauftragter Wolfgang Strahl.
Schutzausrüstung ist weltweit gefragt. Die Preise schießen in die Höhe und liegen teils das Siebenfache über dem Normalwert. Der Freistaat koordiniert deshalb die Beschaffung an einer zentralen Stelle. In der Feuerwehrschule in Geretsried ermitteln Vertreter von Landesgesundheitsamt, Polizei und THW täglich gemeinsam, was wo in Bayern benötigt wird. Sie schauen, wo die Waren verfügbar sind und kaufen für alle Landkreise in Bayern ein. Mit Gunnar Straschek ist derzeit auch ein Mitglied des THW Lindenberg mit dieser wichtigen Aufgabe betraut.
Das bestellte Material wird dann in ein großes Zentrallager im Raum München geliefert. Wo genau das ist, bleibt geheim. Nur so viel darf Wolfgang Strahl verraten: „Größere Lieferungen kommen dort unter Polizeischutz an.“In den großen Hallen wird das Material weiterverarbeitet und den Bestellern zugeordnet. Hier holt das THW die Paletten ab und bringt sie dann zu den jeweiligen Landratsämtern, welche sie vor Ort dann beispielsweise den Krankenhäusern zukommen lässt.
„Wir selbst verteilen nichts. Wir wissen auch gar nicht, was genau auf den Paletten drauf ist – ob das Masken
sind oder Beatmungsgeräte. Unsere Aufgabe ist es nur, die Sachen so schnell wie möglich von A nach B zu fahren“, sagt Sebastian Habersetzer. Der 36-Jährige ist zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit beim THW Lindenberg. Auch über die Mengen, die in die Region kommen, kann er nichts Genaues sagen. „Es ist ausreichend und es kommt immer mehr. Aber es ist nicht so, dass jetzt für jeden Bürger im Landkreis eine Atemschutzmaske dabei wäre.“Der Landkreis hat rund 80 000 Einwohner.
Das THW Lindenberg gibt es seit 1975. Der Ortsverband hat rund 80 Aktive. Ein halbes Dutzend davon ist in jeden der aktuellen Transport-Aufträge eingebunden. Die Lindenberger stimmen sich dabei mit anderen Ortsverbänden im Allgäu ab, damit nicht jeder extra ins Zentrallager fahren muss. Die Ware wird somit auch mal auf halber Strecke übergeben. Das spart Zeit und Sprit.
Denn es muss schnell gehen in diesen Tagen. „Die Lage ist dynamisch“, sagt Habersetzer. Das THW weiß nie genau, wann welcher Auftrag kommt. Auch deshalb ist Strahl dankbar, dass die Arbeitgeber die Lkw-Fahrer freistellen. Im Idealfall ist die Ware innerhalb von sechs Stunden im Landkreis.
Dass das Landratsamt den Ortsverband Lindenberg als Logistikpartner gewählt hat, liegt daran, dass der Ortsverband Lindau bereits mit der Ausleuchtung von Grenzübergängen zusätzlich eingebunden worden ist. Es ist nicht der erste Corona-Einsatz: Zuvor bereits hatte das THW in Lindenberg das Testzelt beim Krankenhaus aufgebaut und den Betrieb auch technisch betreut.
Parallel ist der Ortsverband natürlich weiterhin einsatzbereit für „normale“Einsätze. Wenn es zu einem Vollalarm kommen sollte, seien „sehr schnell“zwischen 30 und 40 Mann verfügbar, sagt Habersetzer.