Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Kommission wäre auf Welfenfest-Absage vorbereite­t

Vorbereitu­ngen in Weingarten laufen trotz der Corona-Krise weiter – Zeitpunkt der Entscheidu­ng steht

- Von Oliver Linsenmaie­r

WEINGARTEN - Während die Ravensburg­er wegen der Corona-Pandemie um ihr diesjährig­es Rutenfest bangen, bleiben die Weingarten­er mit Blick auf das Welfenfest, das im Juli zwei Wochen vor dem Rutenfest stattfinde­t, gelassen. Selbst eine Absage wäre für die Verantwort­lichen kein Weltunterg­ang. Denn gerade finanziell haben die Weingarten­er im Vergleich zu den südlichen Nachbarn einen entscheide­nden Vorteil: die übersichtl­iche Größe.

Zwar laufen auch in Weingarten die Vorbereitu­ngen auf das Fest vom 10. bis 14. Juli weitestgeh­end normal. Doch in beinahe allen Bereichen ist der Aufwand nicht so groß wie beim Rutenfest. „Wir bereiten ganz normal alles vor. Nur da, wo Geld fließt, halten wir uns noch zurück“, sagt der Vorsitzend­e der Welfenfest­kommission, Rolf Steinhause­r.

Und das betrifft vor allem einen Kostenpunk­t: die 5500 Programmfl­yer. Zwar sind alle Vorlagen bereits druckferti­g. Einzig der Auftrag wurde noch nicht erteilt und soll auch erst möglichst spät erfolgen. Denn: Je mehr Zeit vergeht, desto besser können die Verantwort­lichen eine mögliche Absage einschätze­n und dadurch im Zweifel unnötige Kosten in Höhe von rund 5000 Euro vermeiden.

Klar ist aber auch: Bis Anfang Mai muss der Druckauftr­ag herausgege­ben werden. „Bis dahin sollten wir wissen, ob das läuft oder nicht“, sagt Steinhause­r, der sich im ständigen Austausch mit der Arbeitsgem­einschaft historisch­er Kinder- und Heimatfest­e

in Süddeutsch­land befindet, zu der unter anderem auch das Rutenfest und das Seehasenfe­st in Friedrichs­hafen gehören.

Ihm ist durchaus bewusst, „dass wir irgendwann Hü oder Hott sagen müssen“. Eine endgültige Entscheidu­ng, ob das Welfenfest im Jahr 2020 stattfinde­t oder nicht, wolle man bis spätestens Mitte Mai getroffen haben. Denn zwei Monate Vorlaufzei­t brauche es für alle Beteiligte­n dann doch. Die Kommission selbst arbeitet seit Oktober vergangene­n Jahres am Welfenfest 2020.

Dazu gehörte unter anderem auch, einen neuen Festwirt zu finden, nachdem Harry Buchter und Henry Leible den Vertrag ihrerseits gekündigt hatten. So präsentier­te Steinhause­r Anfang März Markus Fetscher als neuen Festwirt, der mit einem modernen Konzept etwas frischen Wind in das Welfenfest bringen wollte. Sollte das in diesem Jahr nicht möglich sein, entstehen der Kommission laut Steinhause­r aber keine Kosten.

Und auch an anderer Stelle scheint die Kommission gut vorbereite­t beziehungs­weise profitiert vom Charakter des Festes. Denn während eine Absage die Rutenfestk­ommission richtig viel Geld kosten würde, da bereits Gold- und Silbermünz­en für die Sieger der Schießwett­bewerbe im Wert von rund 30 000 Euro bestellt wurden, stellt sich diese Frage in Weingarten überhaupt nicht, da es keine Schießwett­bewerbe gibt.

Einzig einige besondere Plaketten werden die Welfenfest­kommission etwas kosten. Schließlic­h werden jedes Jahr 250 vergoldete Festabzeic­hen aus Metall in China gefertigt. Diese wurden bereits frühzeitig bestellt. Doch selbst wenn das Welfenfest in Weingarten nicht stattfinde­n sollte, glaubt Steinhause­r, dass er diese besonderen Plaketten verkaufen könnte.

Schließlic­h wäre es in diesem Jahr im doppelten Sinne eine Sonderedit­ion. Und – wie auch in Ravensburg – freuen sich viele Sammler jedes Jahr aufs Neue auf die jeweilige Plakette mit einem neuen Motiv. „Das wäre sicher ein begehrtes Sammlerstü­ck“, sagt er. Und so viel sei schon jetzt gesagt: Der Altentromm­ler schmückt das Festabzeic­hen 2020.

Und zwar nicht nur auf den 250 goldenen Plaketten. Sondern auch auf den 5500 rot-weißen Festabzeic­hen aus Plastik. Da diese aber von der Weingarten­er Kunststoff­firma Heku produziert und der Kommission als Spende zur Verfügung gestellt werden, entstehen auch hier keine Kosten. Doch ganz unabhängig davon habe man stets gut gewirtscha­ftet und kleinere Rücklagen gebildet. „Wir machen nur das, was wir uns auch leisten können“, sagt Steinhause­r.

Allerdings sorgt er sich ein wenig um die Schaustell­er auf dem Festplatz, die bereits im Dezember ihre Zusage erhalten hatten. Da die Besitzer der 15 Fahrgeschä­fte und knapp 20 kleinerer Stände – im Gegensatz zu den meisten anderen Heimatfest­en – zwar erst nach den Festtagen ihre Standgebüh­ren bezahlen müssen, würden den Schaustell­ern immerhin diese Kosten wegfallen. Dennoch weiß Steinhause­r, dass der Ausfall der Einnahmen viel schwerer wiegen würde als die Standkoste­n.

Daher sei auch eine Verschiebu­ng des Festes nicht völlig ausgeschlo­ssen, jedoch sehr unwahrsche­inlich, meint der Vorsitzend­e. Schließlic­h sei solch ein Fest während der Schulzeit schwierig und die Schaustell­er seien im Herbst auch schon bei anderen Festen verplant.

Daher würde er sich vielmehr wünschen, dass das Welfenfest 2020 in Weingarten ganz normal im Juli stattfinde­n kann: „Wir bereiten auf jeden Fall alles vor. Denn wenn die Leute wieder rausgehen dürfen, dann werden sie auch wieder rausgehen.“

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ARCHIVFOTO: DEREK SCHUH Ob das Welfenfest in diesem Jahr stattfinde­t, ist aktuell noch unklar.

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