Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Kommission wäre auf Welfenfest-Absage vorbereitet
Vorbereitungen in Weingarten laufen trotz der Corona-Krise weiter – Zeitpunkt der Entscheidung steht
WEINGARTEN - Während die Ravensburger wegen der Corona-Pandemie um ihr diesjähriges Rutenfest bangen, bleiben die Weingartener mit Blick auf das Welfenfest, das im Juli zwei Wochen vor dem Rutenfest stattfindet, gelassen. Selbst eine Absage wäre für die Verantwortlichen kein Weltuntergang. Denn gerade finanziell haben die Weingartener im Vergleich zu den südlichen Nachbarn einen entscheidenden Vorteil: die übersichtliche Größe.
Zwar laufen auch in Weingarten die Vorbereitungen auf das Fest vom 10. bis 14. Juli weitestgehend normal. Doch in beinahe allen Bereichen ist der Aufwand nicht so groß wie beim Rutenfest. „Wir bereiten ganz normal alles vor. Nur da, wo Geld fließt, halten wir uns noch zurück“, sagt der Vorsitzende der Welfenfestkommission, Rolf Steinhauser.
Und das betrifft vor allem einen Kostenpunkt: die 5500 Programmflyer. Zwar sind alle Vorlagen bereits druckfertig. Einzig der Auftrag wurde noch nicht erteilt und soll auch erst möglichst spät erfolgen. Denn: Je mehr Zeit vergeht, desto besser können die Verantwortlichen eine mögliche Absage einschätzen und dadurch im Zweifel unnötige Kosten in Höhe von rund 5000 Euro vermeiden.
Klar ist aber auch: Bis Anfang Mai muss der Druckauftrag herausgegeben werden. „Bis dahin sollten wir wissen, ob das läuft oder nicht“, sagt Steinhauser, der sich im ständigen Austausch mit der Arbeitsgemeinschaft historischer Kinder- und Heimatfeste
in Süddeutschland befindet, zu der unter anderem auch das Rutenfest und das Seehasenfest in Friedrichshafen gehören.
Ihm ist durchaus bewusst, „dass wir irgendwann Hü oder Hott sagen müssen“. Eine endgültige Entscheidung, ob das Welfenfest im Jahr 2020 stattfindet oder nicht, wolle man bis spätestens Mitte Mai getroffen haben. Denn zwei Monate Vorlaufzeit brauche es für alle Beteiligten dann doch. Die Kommission selbst arbeitet seit Oktober vergangenen Jahres am Welfenfest 2020.
Dazu gehörte unter anderem auch, einen neuen Festwirt zu finden, nachdem Harry Buchter und Henry Leible den Vertrag ihrerseits gekündigt hatten. So präsentierte Steinhauser Anfang März Markus Fetscher als neuen Festwirt, der mit einem modernen Konzept etwas frischen Wind in das Welfenfest bringen wollte. Sollte das in diesem Jahr nicht möglich sein, entstehen der Kommission laut Steinhauser aber keine Kosten.
Und auch an anderer Stelle scheint die Kommission gut vorbereitet beziehungsweise profitiert vom Charakter des Festes. Denn während eine Absage die Rutenfestkommission richtig viel Geld kosten würde, da bereits Gold- und Silbermünzen für die Sieger der Schießwettbewerbe im Wert von rund 30 000 Euro bestellt wurden, stellt sich diese Frage in Weingarten überhaupt nicht, da es keine Schießwettbewerbe gibt.
Einzig einige besondere Plaketten werden die Welfenfestkommission etwas kosten. Schließlich werden jedes Jahr 250 vergoldete Festabzeichen aus Metall in China gefertigt. Diese wurden bereits frühzeitig bestellt. Doch selbst wenn das Welfenfest in Weingarten nicht stattfinden sollte, glaubt Steinhauser, dass er diese besonderen Plaketten verkaufen könnte.
Schließlich wäre es in diesem Jahr im doppelten Sinne eine Sonderedition. Und – wie auch in Ravensburg – freuen sich viele Sammler jedes Jahr aufs Neue auf die jeweilige Plakette mit einem neuen Motiv. „Das wäre sicher ein begehrtes Sammlerstück“, sagt er. Und so viel sei schon jetzt gesagt: Der Altentrommler schmückt das Festabzeichen 2020.
Und zwar nicht nur auf den 250 goldenen Plaketten. Sondern auch auf den 5500 rot-weißen Festabzeichen aus Plastik. Da diese aber von der Weingartener Kunststofffirma Heku produziert und der Kommission als Spende zur Verfügung gestellt werden, entstehen auch hier keine Kosten. Doch ganz unabhängig davon habe man stets gut gewirtschaftet und kleinere Rücklagen gebildet. „Wir machen nur das, was wir uns auch leisten können“, sagt Steinhauser.
Allerdings sorgt er sich ein wenig um die Schausteller auf dem Festplatz, die bereits im Dezember ihre Zusage erhalten hatten. Da die Besitzer der 15 Fahrgeschäfte und knapp 20 kleinerer Stände – im Gegensatz zu den meisten anderen Heimatfesten – zwar erst nach den Festtagen ihre Standgebühren bezahlen müssen, würden den Schaustellern immerhin diese Kosten wegfallen. Dennoch weiß Steinhauser, dass der Ausfall der Einnahmen viel schwerer wiegen würde als die Standkosten.
Daher sei auch eine Verschiebung des Festes nicht völlig ausgeschlossen, jedoch sehr unwahrscheinlich, meint der Vorsitzende. Schließlich sei solch ein Fest während der Schulzeit schwierig und die Schausteller seien im Herbst auch schon bei anderen Festen verplant.
Daher würde er sich vielmehr wünschen, dass das Welfenfest 2020 in Weingarten ganz normal im Juli stattfinden kann: „Wir bereiten auf jeden Fall alles vor. Denn wenn die Leute wieder rausgehen dürfen, dann werden sie auch wieder rausgehen.“