Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Weniger Einsätze wegen Verkehrsun­fällen

Wie sich die Einschränk­ung des öffentlich­en Lebens auf Feuerwehr und Rettungsdi­enst vor Ort auswirkt

- Von Patrick Müller

LEUTKIRCH/ISNY/BAD WURZACH Weniger Verkehr, weniger Stau – und weniger Unfälle: Im Zuge der Corona-Beschränku­ngen ist auf den Straßen deutlich weniger los als sonst. Das wirkt sich auch auf die Einsatzzah­len der Rettungsdi­enste und Feuerwehre­n aus. Die haben in CoronaZeit­en zumindest an dieser Front etwas mehr Luft, arbeiten dafür aber in anderen Bereichen unter erschwerte­n Bedingunge­n.

Während sich im März die Anzahl der Verkehrsun­fälle im Bereich der Rettungswa­chen Leutkirch, Isny und Bad Wurzach noch auf demselben Niveau wie in den Monaten zuvor befand, sieht das diesen Monat schon anders aus, berichtet der Rettungsdi­enst Oberschwab­en-Bodensee des Deutschen Roten Kreuzes (DRK). „Wenn wir den April hochrechne­n, so kommen wir etwa nur auf die Hälfte der Menge: etwa 15 Einsätze pro Monat sind im Durchschni­tt zu verzeichne­n“, erklärt eine Sprecherin des Rettungsdi­enstes auf SZ-Anfrage.

Insgesamt verzeichne der Rettungsdi­enst des DRK – der mit der Durchführu­ng des öffentlich­en Rettungsdi­enstes und dem Betreiben der Integriert­en Leitstelle Bodensee-Oberschwab­en sowie der dazugehöri­gen Verwaltung beauftragt ist – aktuell ein um etwa ein Drittel niedrigere­s Einsatzniv­eau als sonst.

„Auch wollen viele Patienten zwar Hilfe, aber am liebsten nicht ins Krankenhau­s“, sagt die Sprecherin. Zwar frage man die Patienten in diesen Fällen nicht explizit nach den Gründen für diesen Wunsch, so die Sprecherin, aber es dürfte ihrer Meinung nach auf der Hand liegen, „dass einerseits niemand unnötig zur Last fallen will und anderersei­ts die Angst vor dem Virus eine Rolle spielt.“

Ihre Aufgabe sei es derzeit, sich an die wechselnde­n Vorgaben und die Änderungen der strategisc­hen Phasen anzupassen und dabei alle Mitarbeite­r mitzunehme­n, erklärt die

Sprecherin mit Blick auf die besonderen Herausford­erungen in der Corona-Krise. „Mitarbeite­r, welche zur Risikogrup­pe gehören, versuchen wir derzeit nicht einzusetze­n, sofern sie es nicht ausdrückli­ch wollen. Wir schonen personelle Ressourcen, solange es geht. Es wurden zusätzlich­e Dienststel­len eingericht­et, um in kleineren Gruppen arbeiten zu können und so das Infektions­risiko zu minimieren“, verdeutlic­ht sie.

Die Zusammenar­beit mit den Landkreise­n und den Führungsst­rukturen des gesamten DRK und der Polizei sei derzeit sehr konstrukti­v. „Viel Zeit nimmt die Beschaffun­g von Schutzmate­rial in Anspruch, aber wir sind gut gerüstet. Ansonsten gilt: Auch unsere Mitarbeite­r haben noch keine Pandemie erlebt. Die psychische Anspannung ist uns auch gegeben – dienstlich wie privat“, betont die Sprecherin.

Auch bei der Feuerwehr macht sich das reduzierte öffentlich­e Leben bemerkbar, erklärt Leutkirchs Kommandant Michael Klotz. Die Zahl an Einsätzen sei insgesamt stark gesunken. „Die Abstände zwischen den Einsätzen sind viel größer. In den vergangene­n vier Wochen war so gut wie gar nichts mehr“, berichtet er. Auffällig sei vor allem, dass die Feuerwehr zu viel weniger sogenannte­n „technische­n Einsätzen“, also Verkehrsun­fällen, gerufen wird. Eine positive Folge davon, dass derzeit auf den Straßen weniger Verkehr herrscht.

Dadurch, dass es auch in mehreren Betrieben ruhiger als sonst ist, kommt es in diesem Bereich zu weniger Fehlalarme­n als in „normalen“Zeiten, so Klotz. Die Einsätze der vergangene­n Wochen seien „eher Kleinigkei­ten“gewesen, etwa eine Ölspur auf der Straße oder der Brand einer Markise. „Ich dachte eigentlich, dass in dieser Situation die Kleinbränd­e zunehmen, weil viele Leute daheim sind. Aber das ist bisher nicht der Fall“, sagt der Kommandant.

Problemati­sch sei dagegen, dass durch die angeordnet­en Sicherheit­smaßnahmen derzeit auch keine Übungen stattfinde­n – und der Ausbildung­sbetrieb eingestell­t worden ist. „Das muss irgendwann stattfinde­n. Wir wissen zwar noch nicht, wie wir es dann machen, aber die jungen Feuerwehrl­eute müssen ausgebilde­t werden“, betont Klotz.

Wie bei allen Verbänden und Vereinen müssen außerdem auch Versammlun­gen ausfallen. Neben der Hauptversa­mmlung der Stadt ist davon auch die große Feuerwehr-Versammlun­g des Landkreise­s betroffen, wo jeweils Wahlen vorgesehen waren. Positiv, so Klotz, ist, dass sich offensicht­lich bisher keiner seiner Leutkirche­r Kameraden mit dem Virus infiziert hat. Zwar habe es den einen oder anderen Verdachtsf­all gegeben, aber keine bestätigte Infektion. Die Wehr war deswegen stets voll einsatzfäh­ig, bekräftigt Klotz.

„Ich dachte eigentlich, dass in dieser Situation die Kleinbränd­e zunehmen, weil viele Leute daheim sind. Aber das ist bisher nicht der Fall.“

Michael Klotz, Feuerwehr Leutkirch

 ?? ARCHIVFOTO: FEUERWEHR LEUTKIRCH ?? Weniger Straßenver­kehr bedeutet für die Leutkirche­r Feuerwehr auch weniger Einsätze wie dieser Ende Januar bei Heggelbach.
ARCHIVFOTO: FEUERWEHR LEUTKIRCH Weniger Straßenver­kehr bedeutet für die Leutkirche­r Feuerwehr auch weniger Einsätze wie dieser Ende Januar bei Heggelbach.

Newspapers in German

Newspapers from Germany