Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Briefe gegen die Einsamkeit
Lebensräume und „Herz und Gemüt“starten die Aktion „Bad Wurzach schreibt“
BAD WURZACH - Gute Ideen sind gefragt in diesen Zeiten, in denen das Coronavirus soziale Kontakte auf ein Minimum beschränkt. Eine solche gute Idee setzt nun Susanne Baur in Bad Wurzach um.
Die Gemeinwesenarbeiterin der Lebensräume für Jung und Alt und hiesige Leiterin der Aktion „Herz und Gemüt“fordert die Bad Wurzacher, ob jung oder alt, auf, Briefe zu schreiben. Briefe für die Bewohner des Pflegeheims Stift zum Heiligen Geist und des Behindertenwohnheims St. Hedwig sowie für alleinstehende ältere Menschen in den Ortschaften.
Sie habe diese Idee nicht selbst entwickelt, räumt Susanne Baur offen ein, „aber ich habe davon gehört und findet sie klasse“. Kurzerhand habe sie daher Kontakt zu den beiden Einrichtungen sowie zu Bürgermeisterin und Ortsvorstehern aufgenommen. Die Reaktionen seien einhellig positiv gewesen. „Total schön“sei die Idee, habe ihr Marlies Mennig, die Leiterin des Stifts, gesagt. „Eine nette Idee, den Alltag zu beleben und Gemeinschaft und Miteinander zu pflegen“, habe ihr Bürgermeisterin Alexandra Scherer Unterstützung zugesagt, berichtet Susanne Baur.
Solchermaßen bestärkt will sie die Aktion nun umsetzen. „Bad Wurzach schreibt“hat sie sie genannt, in Anlehnung an die Einkaufshilfe „Bad Wurzach bringt’s“.
Sie wünscht sich von den Bad Wurzachern, dass sie viele Briefe schreiben. Der Inhalt sei frei. „Einfach hinsetzen und schreiben, was einem einfällt. Das kann über den eigenen neuen Alltag sein, über das Haustier, über das, was es gerade zu
Hause zu essen gibt, was man jetzt im Garten macht, wie man sich die Zeit vertreibt oder oder oder. Eben über alles, was einem Freude macht, und diese Freude kann man im Brief teilen.“
Schreiben können Bad Wurzacher jeden Alters. „Die Kleinen können auch ein Bild dazu malen oder basteln, der Kreativität sind da keine Grenzen gesetzt“, schwebt Susanne Baur vor.
Die Briefe, das hätten Erfahrungen aus anderen Orten gezeigt, brächten dann auch viel Freude in den Alltag der älteren Menschen, denen die Mitarbeiter der Einrichtungen die Briefe vorlesen werden. Mit den Ortsvorstehern sei sie in Gesprächen, wie es in den Teilgemeinden geregelt werden kann.
Gleichzeitig bringe das Briefeschreiben ja auch Abwechslung in den manchmal eintönigen Alltag der
Schreiber selbst, glaubt die Bad Wurzacher Initiatorin. Vor allem aber könnten die Briefe ein starkes Zeichen dafür sein, „dass wir hier in Bad Wurzach und seinen Ortschaften an uns denken und füreinander da sind“. Sie könne sich daher auch vorstellen, dass die Aktion „Bad Wurzach schreibt“nicht auf die CoronaZeit begrenzt bleibt. „Das würde mich sehr freuen.“
Die Briefaktion ist für Susanne Baur ein weiterer Mosaikstein im Aufbau einer sorgsamen Nachbarschaft. Schon seit Jahren wirbt sie für diese Achtsamkeit, ohne die, so auch die Meinung vieler anderer Experten der Seniorenarbeit, die Gesellschaft schon bald nicht mehr funktionieren könne.
Wenn die Corona-Krise etwas Positives hinterlasse, dann vielleicht eben dieses Signal und viele gute Ideen, wie diese Miteinander gestaltet werden kann.
Die Briefe sollen an Susanne Baur geschickt werden: Lebensräume für Jung und Alt, Aktion Herz und Gemüt, Projekt „Bad Wurzach schreibt“, Marktstraße 21/1, 88410 Bad Wurzach. Natürlich können sie dort auch selbst in den Briefkasten geworfen werden. „Ich freue mich auf einen Sack voller Briefe, denn Abnehmer habe ich genug“, ist Susanne Baur schon voller Vorfreude.
Bei ihr kann sich auch melden, wer selbst gerne einen Brief bekommen möchte. Sie denkt dabei an Menschen, die zu Hause von ihren Angehörigen gepflegt werden oder die schon älter sind und alleine leben. Diese Personen können sich bei ihr telefonisch melden (07564 / 3279 oder 9365019) und auf dem Anrufbeantworter Name und Adresse hinterlassen.