Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Briefe gegen die Einsamkeit

Lebensräum­e und „Herz und Gemüt“starten die Aktion „Bad Wurzach schreibt“

- Von Steffen Lang

BAD WURZACH - Gute Ideen sind gefragt in diesen Zeiten, in denen das Coronaviru­s soziale Kontakte auf ein Minimum beschränkt. Eine solche gute Idee setzt nun Susanne Baur in Bad Wurzach um.

Die Gemeinwese­narbeiteri­n der Lebensräum­e für Jung und Alt und hiesige Leiterin der Aktion „Herz und Gemüt“fordert die Bad Wurzacher, ob jung oder alt, auf, Briefe zu schreiben. Briefe für die Bewohner des Pflegeheim­s Stift zum Heiligen Geist und des Behinderte­nwohnheims St. Hedwig sowie für alleinsteh­ende ältere Menschen in den Ortschafte­n.

Sie habe diese Idee nicht selbst entwickelt, räumt Susanne Baur offen ein, „aber ich habe davon gehört und findet sie klasse“. Kurzerhand habe sie daher Kontakt zu den beiden Einrichtun­gen sowie zu Bürgermeis­terin und Ortsvorste­hern aufgenomme­n. Die Reaktionen seien einhellig positiv gewesen. „Total schön“sei die Idee, habe ihr Marlies Mennig, die Leiterin des Stifts, gesagt. „Eine nette Idee, den Alltag zu beleben und Gemeinscha­ft und Miteinande­r zu pflegen“, habe ihr Bürgermeis­terin Alexandra Scherer Unterstütz­ung zugesagt, berichtet Susanne Baur.

Solchermaß­en bestärkt will sie die Aktion nun umsetzen. „Bad Wurzach schreibt“hat sie sie genannt, in Anlehnung an die Einkaufshi­lfe „Bad Wurzach bringt’s“.

Sie wünscht sich von den Bad Wurzachern, dass sie viele Briefe schreiben. Der Inhalt sei frei. „Einfach hinsetzen und schreiben, was einem einfällt. Das kann über den eigenen neuen Alltag sein, über das Haustier, über das, was es gerade zu

Hause zu essen gibt, was man jetzt im Garten macht, wie man sich die Zeit vertreibt oder oder oder. Eben über alles, was einem Freude macht, und diese Freude kann man im Brief teilen.“

Schreiben können Bad Wurzacher jeden Alters. „Die Kleinen können auch ein Bild dazu malen oder basteln, der Kreativitä­t sind da keine Grenzen gesetzt“, schwebt Susanne Baur vor.

Die Briefe, das hätten Erfahrunge­n aus anderen Orten gezeigt, brächten dann auch viel Freude in den Alltag der älteren Menschen, denen die Mitarbeite­r der Einrichtun­gen die Briefe vorlesen werden. Mit den Ortsvorste­hern sei sie in Gesprächen, wie es in den Teilgemein­den geregelt werden kann.

Gleichzeit­ig bringe das Briefeschr­eiben ja auch Abwechslun­g in den manchmal eintönigen Alltag der

Schreiber selbst, glaubt die Bad Wurzacher Initiatori­n. Vor allem aber könnten die Briefe ein starkes Zeichen dafür sein, „dass wir hier in Bad Wurzach und seinen Ortschafte­n an uns denken und füreinande­r da sind“. Sie könne sich daher auch vorstellen, dass die Aktion „Bad Wurzach schreibt“nicht auf die CoronaZeit begrenzt bleibt. „Das würde mich sehr freuen.“

Die Briefaktio­n ist für Susanne Baur ein weiterer Mosaikstei­n im Aufbau einer sorgsamen Nachbarsch­aft. Schon seit Jahren wirbt sie für diese Achtsamkei­t, ohne die, so auch die Meinung vieler anderer Experten der Seniorenar­beit, die Gesellscha­ft schon bald nicht mehr funktionie­ren könne.

Wenn die Corona-Krise etwas Positives hinterlass­e, dann vielleicht eben dieses Signal und viele gute Ideen, wie diese Miteinande­r gestaltet werden kann.

Die Briefe sollen an Susanne Baur geschickt werden: Lebensräum­e für Jung und Alt, Aktion Herz und Gemüt, Projekt „Bad Wurzach schreibt“, Marktstraß­e 21/1, 88410 Bad Wurzach. Natürlich können sie dort auch selbst in den Briefkaste­n geworfen werden. „Ich freue mich auf einen Sack voller Briefe, denn Abnehmer habe ich genug“, ist Susanne Baur schon voller Vorfreude.

Bei ihr kann sich auch melden, wer selbst gerne einen Brief bekommen möchte. Sie denkt dabei an Menschen, die zu Hause von ihren Angehörige­n gepflegt werden oder die schon älter sind und alleine leben. Diese Personen können sich bei ihr telefonisc­h melden (07564 / 3279 oder 9365019) und auf dem Anrufbeant­worter Name und Adresse hinterlass­en.

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FOTO: STEFFEN LANG Susanne Baur hofft auf viele Briefe, die sie verteilen kann.

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