Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Bürgermeis­terin Knott tritt bei Freien Wählern aus

Ihr Grund: Gruppe entwickelt sich „parteipoli­tisch“– Bald bei der CSU in Kempten?

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KEMPTEN (jan) - Das große Stühlerück­en im Kemptener Stadtrat geht mit einer faustdicke­n Überraschu­ng weiter: Bürgermeis­terin Sibylle Knott ist am Dienstag aus der Fraktion der Freien Wähler ausgetrete­n. Sie begründet ihren Schritt mit der Aufnahme der beiden ehemaligen CSU-Stadträte Andreas Kibler und Alexander Buck bei den Freien Wählern: „Seit einiger Zeit sehe ich eine Entwicklun­g unserer Gruppierun­g und auch in der Fraktion zu einer Parteipoli­tik, die ich nie wollte.“Vermutlich wird Knott zur CSU wechseln.

Seit 24 Jahren sitzt die 58-jährige Kempteneri­n für die Freien Wähler im Stadtrat. 1996 war sie angesproch­en worden und habe sich von der überpartei­lichen Bewegung angezogen gefühlt, sagt sie dazu. „Ich wollte stets offen sein für eine Zusammenar­beit im Stadtrat mit anderen Gruppierun­gen ohne parteipoli­tische Scheuklapp­en.“Nach der Aufnahme von Kibler und Buck „in einer Sitzung mit komischer Atmosphäre“sei jedoch die Zusammenar­beit von Freien Wählern und CSU und damit „die Politik der politische­n Mitte stark belastet“.

Bereits seit Längerem gefalle ihr auch anderes nicht mehr bei den Freien Wählern. Ihre Kritik richtet sich indirekt gegen den Fraktionsv­orsitzende­n und Landtagsab­geordneten Alexander Hold. Es seien Anträge im Namen der Fraktion an den Oberbürger­meister gestellt worden ohne vorherige Absprache mit den Stadträten. Am meisten habe sie eine Unterschri­ftenaktion für die Sanierung des Bachtelwei­hers gestört. Nicht in der Sache, da das Naherholun­gsgebiet dringend aufgewerte­t gehört, sagt sie. Nachdem eine Sanierung jedoch im zuständige­n Stadtratsa­usschuss aufgrund der hohen Kosten mit Zustimmung der Freien Wähler-Stadträte vertagt worden sei, müsse man eine Unterschri­ftenaktion als Angriff auf den

Oberbürger­meister werten. „Mir ist von anderen Stadträten gesagt worden, ihr seid die größte Opposition gegen Kiechle“, sagt Knott.

Alexander Hold reagiert gelassen: „Ich habe ihre Arbeit geschätzt, lasse sie ohne Groll ziehen. Unsere Fraktion hat aber seit einiger Zeit gespürt, dass Frau Knott ihre Perspektiv­en gewechselt hat.“

Der stellvertr­etende Fraktionsv­orsitzende der Freien Wähler, Hans-Peter Hartmann, zeigt sich „geplättet“von dem Austritt. Knott habe zwar vor der Aufnahme von Kibler und Buck offen gesagt, dass sie dies nicht mittrage, die strikte Konsequenz überrasche ihn dennoch. „Ich kann sie aber verstehen“, sagt Hartmann. Er räumt ein, „dass nicht jeder Antrag vorher durchdisku­tiert wird und abgestimmt ist“.

Der Austritt schmerzt Hartmann, da er Knott „für ihre gute Argumentat­ion“schätzt, gerade weil sie manchmal „konträr“sei. Dies befruchte. Für die Freien Wähler stelle sich nun die wichtige Frage des Bürgermeis­teramtes. Aufgrund des Wahlergebn­isses werde die Fraktion diese Position „wieder einfordern. Nur, wer macht das dann?“

Wie sieht die politische Zukunft von Knott aus? Ihr Lebenspart­ner ist der CSU-Fraktionsv­orsitzende Erwin Hagenmaier, dessen Politiksti­l Kibler und Buck als wesentlich­en Faktor für ihren Austritt genannt hatten. Sie habe zwar noch keinen Antrag bei der CSU gestellt, sagt Knott, jedoch mit deren Kreisvorsi­tzendem Thomas Kreuzer telefonier­t. Dieser kann sich persönlich die Stadträtin „als Bereicheru­ng gut vorstellen“, entscheide­n könne dies aber nur die Gesamtfrak­tion.

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FOTO: RALF LIENERT Sibylle Knott

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