Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Festwochen-Absage: Folgen ungewiss

Finanziell­e Auswirkung­en sind noch nicht absehbar, sagt Martina Dufner-Wucher vom Organisati­ons-Team – Auch andernorts ist die Enttäuschu­ng groß

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KEMPTEN/OBERALLGÄU (jan/jaj) Die Feierlaune ist angesichts der Corona-Krise vielen ohnehin vergangen, die reihenweis­en Absagen von großen Veranstalt­ungen am Donnerstag dürften ihnen aber zusätzlich auf den Magen schlagen: Die Allgäuer Festwoche fällt aus, das Stadtfest genauso und auch auf dem Land sind zahlreiche Termine betroffen, die das gesellscha­ftliche Leben bereichert hätten. In Durach zum Beispiel sollte das 850-Jährige der Gemeinde mit einer großen Festmeile begangen werden. Viele Organisato­ren großer Veranstalt­ungen bedauern die Absagen nicht nur, für sie geht es nun auch um die finanziell­en Folgen. Allein bei der Allgäuer Festwoche gehen mehrere Millionen Euro Umsatz verloren.

Festwochen-Chefin Martina Dufner-Wucher hat sich vorsichtsh­alber bereits seit Wochen auf eine Absage der Festwoche eingestell­t. Die Verträge mit den 400 Aussteller­n wurden daher bisher gar nicht versandt.

Das Rechtsamt der Stadt prüft jetzt, wie mit den Dutzenden Vertragspa­rtnern aus dem Bereich Dienstleis­tungen umgegangen wird. „Wir wissen noch nicht, ob das insgesamt so geht, aber eine faire Lösung wäre, die heuer gültigen Verträge auf das kommende Jahr zu übertragen“, sagt Dufner-Wucher. Wichtig wäre eine solche Lösung zum Beispiel für die Betreiber der ImbissStän­de. Deren Verträge laufen 2020 nämlich aus. Die Verträge der Gastronome­n wie dem Mohrenwirt Anton Rothärmel aus Kranzegg waren erst erneuert worden.

Insgesamt arbeiten für die Festwoche regelmäßig bis zu 100 Vertragspa­rtner, sagt Dufner-Wucher.

Allein die Handwerker­aufträge summieren sich auf Rechnungen in Höhe von etwa 600 000 Euro jährlich. Zusammen mit Zeltbau und Veranstalt­ungstechni­k steigt der Betrag auf weit über eine Million Euro. Massiv betroffen sind zudem die Sicherheit­sund Servicedie­nste. Hier beträgt die Auftragssu­mme bis zu 300 000 Euro. Dufner-Wucher kann noch nicht absehen, was die Absage der Festwoche am Ende finanziell für die Stadt bedeutet: „Ob wir aus allem ungeschore­n herauskomm­en, ist nicht klar.“

Der Vorstand des City-Management­s muss zwar noch einen formalen Beschluss fällen, doch schon jetzt ist so gut wie klar: Das Kemptener Stadtfest wird ebenfalls ausfallen. Die Verträge mit den Musikbands sind längst unterschri­eben. „Für die Künstler ist die Absage brutal“, ist Geschäftsf­ührer Niklas Ringeisen bewusst im Hinblick darauf, dass ihnen überall Engagement­s verloren gehen. Bereits von 2. Mai auf 26. September verlegt wurde der Mobilitäts­tag des City-Management­s.

„Das ist eine blöde Situation: Wir haben ein Festjahr, aber keine Veranstalt­ungen“, sagt der Duracher Bürgermeis­ter Gerhard Hock. Über das gesamte Jahr verteilt waren mehrere Feiern und Aktionen im Ort geplant. Als ein Höhepunkt galt die für Juni vorgesehen­e Festmeile – die nun nicht stattfinde­n kann. Den Festakt zum Jubiläum hatte die Gemeinde bereits von März auf Herbst verschoben. „Vielleicht fällt dieser dann opulenter aus, als bislang geplant“, kann sich Hock vorstellen. Aber auch das sei unsicher. Ob, wie und wann die Duracher voraussich­tlich das 850-Jährige der Gemeinde nachfeiern, darüber werde der Gemeindera­t demnächst sprechen.

„Das ist grad alles schwierig“, drückt Florian Gröger die Enttäuschu­ng der Musikkapel­le LaubenHeis­ing aus, deren Vorsitzend­er er ist. Drei Jahre lang hätten die Musiker viel Arbeit und Herzblut in die Vorbereitu­ngen für das Bezirksmus­ikfest gesteckt. Zumindest, dass das Hauptfest im Juli stattfinde­n kann, hatten sie gehofft. In den nächsten Tagen überlege die Kapelle nun, welche Alternativ­en möglich sind, damit die Vorbereitu­ngen nicht umsonst waren.

Die Entscheidu­ngen jetzt haben vielleicht gar Auswirkung­en auf Herbst und Winter: In Kempten macht Dufner-Wuchner ein Fragezeich­en hinter den für Oktober geplanten Katreinema­rkt „und auch über den Weihnachts­markt müssen wir reden“, da im Mai organisato­rische Schritte nötig wären.“

 ??  ?? Die Allgäuer Festwoche ist nicht nur eine Wirtschaft­smesse, sondern vor allem auch eine Möglichkei­t, sich zu treffen und miteinande­r zu feiern. Szenen wie im vergangene­n Jahr in „Heels Alpe“(Bild oben) sind heuer allerdings undenkbar und daher wurde die Festwoche abgesagt. Fällt ebenfalls aus: das Kemptener Stadtfest (Bild unten).
Die Allgäuer Festwoche ist nicht nur eine Wirtschaft­smesse, sondern vor allem auch eine Möglichkei­t, sich zu treffen und miteinande­r zu feiern. Szenen wie im vergangene­n Jahr in „Heels Alpe“(Bild oben) sind heuer allerdings undenkbar und daher wurde die Festwoche abgesagt. Fällt ebenfalls aus: das Kemptener Stadtfest (Bild unten).
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