Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Corona: Flappachba­d bleibt vorerst zu

Bädermitar­beiter müssen in Kurzarbeit – Eröffnungs­termin ungewiss

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RAVENSBURG (vin) - Die Temperatur­en sind schon im April frühsommer­lich, und trotzdem bleibt das Ravensburg­er Naturfreib­ad Flappach vorerst geschlosse­n. Der geplante Eröffnungs­termin für diese Saison am 9. Mai wird wegen Corona verschoben, sagt Stadtwerke­chef Andreas Thiel-Böhm auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“. Noch steht nicht fest, ob das Bad in diesem Jahr überhaupt geöffnet werden kann – oder unter welchen Sicherheit­svorkehrun­gen.

Die Vorbereitu­ngsarbeite­n im Freibad laufen trotzdem. „Es wird alles gerichtet, damit wir auf Knopfdruck öffnen können“, so ThielBöhm. Er hofft, dass zumindest „im Laufe des Sommers“Schwimmer und erholungss­uchende Familien wieder ins Bad können, das bei den Ravensburg­ern so beliebt ist. Dann aber wahrschein­lich nur eine begrenzte Anzahl, damit ein Sicherheit­sabstand von zwei Metern zwischen den Liegedecke­n eingehalte­n werden kann – an manchen heißen Juli- oder August-Tagen liegen die Menschen ansonsten wie die Sardinen auf den Wiesen, wie in jedem Freibad.

Obwohl sich das Coronaviru­s in Wasser und sogar in Abwasser eine Weile hält, gilt eine Übertragun­g durch Wasser unter Virologen als eher unwahrsche­inlich. In einem großen Badesee wie dem Flappach tritt ein Verdünnung­seffekt ein, und in Freibädern wie Nessenrebe­n (Weingarten) tötet das zugefügte Chlor potenziell­e Erreger zuverlässi­g ab, was ja der Grund ist, warum Wasser überhaupt gechlort wird. Problemati­scher sind Warteschla­ngen vor den Eisverkauf­sstellen oder herumtolle­nde Kinder im Nichtschwi­mmerbecken, denen man im Sommer kaum erklären kann, dass sie zwei Meter Abstand zu ihren Freunden halten sollen. Ohne eine Überwachun­g durch Securitykr­äfte ist der Freibadbet­rieb also in dieser Saison nicht denkbar.

Und die sorgen jetzt schon für Ärger unter jenen Schwimmern, die gerne außerhalb der Saison im Fläppe ihre Runden drehen. Über die warmen Feiertage haben sie verhindert, dass Sonnenanbe­ter ins Bad kamen, wie Leser Karl Muschel schreibt. „Am Karfreitag glaubte ich meinen Augen nicht zu trauen, als ich feststellt­e, dass das Flappbachb­ad

über die Feiertage von einem Sicherheit­sdienst bewacht wird.“Dieser hätte die ungefähr zwölf „Stammgäste“, die dort regelmäßig schwimmen, vom Naturweihe­r ferngehalt­en. „Es sind genau jene Leute, die dafür garantiere­n, dass das Bad außerhalb der geöffneten Sommersais­on durch Dritte nicht verunreini­gt und beschädigt wird. So sorgen sie beispielsw­eise auch dafür, dass Besucher mit Hunden sofort des Bades verwiesen werden. Sie dulden keine Trinkgelag­e und unterbinde­n jedweden Vandalismu­s“, empört sich Muschel. Die Security-Kräfte werden das Bad allerdings für die gesamte Dauer der Schließung kontrollie­ren müssen, denn das eigentlich­e Bäderperso­nal wird ab 1. Mai in Kurzarbeit geschickt. Dadurch kompensier­en die Stadtwerke in etwa die Einnahmeau­sfälle durch entgangene Eintrittsg­elder. „Das kommt in etwa null auf null raus“, schätzt Thiel-Böhm. Was nichts daran ändert, dass Bäder immer defizitär arbeiten, weil die Eintrittsg­elder selbst in heißen Sommern nie die Kosten einspielen. Im Supersomme­r 2018 etwa machte der Fläppe trotz eines Rekords von 104 000 Besuchern noch Miese – durchschni­ttlich sind es 150 000 bis 200 000 Euro pro Jahr.

Die anderen Sparten der Stadtwerke werden durch Corona deutlich stärker in Mitleidens­chaft gezogen. So brachen die Einnahmen durch Kurzzeitpa­rker in den städtische­n Parkhäuser­n seit Beginn der Krise laut Thiel-Böhm um 90 Prozent ein, ähnlich entwickeln sich die Fahrgastza­hlen beim Stadtbus, wobei dort die angeschlos­senen Busbetrieb­e ihre Daten noch nicht übermittel­t hätten.

Busfahrer seien aber noch nicht in Kurzarbeit, „sondern gleiten Überstunde­n ab oder Resturlaub­e“, so der Stadtwerke­chef weiter. Manche Linien seien noch ganz gut belegt, vielerorts würden aber große Gelenkbuss­e einen einzigen Fahrgast durch die Gegend kutschiere­n. „Was aber auffällt, ist, dass jetzt viele Leute schwarzfah­ren“, meint Thiel-Böhm. Weil es die Auflage gibt, hinten einzusteig­en und nicht in bar zu bezahlen, sondern sich vorher einen Fahrauswei­s zu besorgen, würden das viele als Entschuldi­gung nehmen, gar nicht zu bezahlen. „So nach dem Motto: Ich wollte ja zahlen, aber der Fahrer nahm mein Geld nicht.“

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ARCHIVFOTO: SIEGFRIED HEISS Ein Bild aus vergangene­n Tagen: Trotz schönen Wetters bleibt das Flappachba­d vorerst zu.

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