Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Wer darf die neue Landrätin im Amt vertreten?
Kreistag: CSU beansprucht Position. Freie Wähler wollen Roman Haug zur Wahl stellen
OBERALLGÄU (jan) - Hinter den Kulissen wird vor der ersten Sitzung des neuen Kreistags heftig um die Verteilung politischer Ämter und damit um Einfluss gerungen. Die CSU stellt trotz starker Verluste bei den Wahlen weiter die größte Fraktion und beansprucht die bedeutende Position des 1. Stellvertreters der künftigen Landrätin Indra Baier-Müller (Freie Wähler). Zunächst hatte sie den Wiggensbacher Bürgermeister Thomas Eigstler ins Spiel gebracht, diesen würden jedoch die Grünen als drittstärkste Kraft im Kreistag nicht mittragen. Die Freien Wähler setzen darauf, das Amt selbst mit dem früheren Hindelanger Bürgermeister Roman Haug zu besetzen, bestätigt der designierte Fraktionsvorsitzende Philipp Prestel.
Zur Zeit gibt es insgesamt vier Stellvertreter des scheidenden CSULandrats Anton Klotz. Der Ofterschwanger Bürgermeister Alois Ried hat als erster Stellvertreter eine Sonderrolle. Er vertritt Klotz während dessen Abwesenheit. Die weiteren Stellvertreter übernehmen lediglich repräsentative Aufgaben.
Am Montag trafen sich die Mitglieder der neuen CSU-Fraktion erstmals. Zuvor hatte der künftige Fraktionsvorsitzende Joachim Konrad mit Vertretern anderer Parteien telefoniert und Eigstler als Bewerber für den 1. Stellvertreter genannt.
Diesen lehnen die Grünen ab, bestätigen deren Vertreter Christina Mader und Thomas Gehring. „Für die Stellvertreter gab es schon die lustigsten Vorschläge“, sagt Mader zu Gesprächen mit anderen Parteien. Die Grünen tendieren dazu, den Freien Wähler Haug mitzutragen – sofern nicht von der CSU noch ein interessanterer Vorschlag komme.
Aus Sicht der Freien Wähler, sagt Prestel, kommt es beim ersten Stellvertreter auf eine „gute Zusammenarbeit mit der Landrätin an. Loyalität spielt eine zentrale Rolle“. So wie bisher die Landräte der CSU setze man eben auch auf eine Persönlichkeit aus den eigenen Reihen. Haug ist Jurist und politisch erfahren.
Konrad begründet nach dem CSU-Treffen den Anspruch: „Wir stellen mit acht Stimmen Abstand zu den Freien Wählern und zehn zu den Grünen die größte Fraktion. Es ist ungeschriebenes Gesetz, dass diese den ersten Stellvertreter stellt – weil dies den Wählerwillen abbildet.“Ein CSU-Vertreter, sagt Konrad, „würde selbstverständlich die Landrätin voll und ganz unterstützen“. Die Partei will einen neuen personellen Vorschlag unterbreiten. War intern bisher von einem erfahrenen Bürgermeister die Rede (damit käme nur noch der Buchenberger Bürgermeister Toni Barth infrage, da Alois Ried eine erneute Bewerbung ausschließt) spricht Konrad jetzt allgemein von „einer Person mit langjähriger kommunalpolitischer Erfahrung“.
Vorschläge verschiedener Parteien gibt es auch für die Gesamtzahl der Stellvertreter. Von vier auf drei zu reduzieren, ist der Meistgenannte. Um viele Gruppen zu berücksichtigen, liebäugeln einzelne jedoch auch mit einer Aufstockung auf fünf Personen. Sämtliche Entscheidungen trifft der Gesamtkreistag am 29. Mai. Und was wünscht sich die Landrätin? Baier-Müller war trotz mehrfacher Anfrage nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.