Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Friedliche­r Protest mit Zollstock und Grundgeset­z

Demonstrat­ion auf dem Ravensburg­er Marienplat­z gegen die Corona-Politik

- Von Peter Schlefsky

RAVENSBURG - Gegen die Politik der Landes- und Bundesregi­erung, die mit Ausgangsbe­schränkung­en, Mindestabs­tandsregel­ungen und der beginnende­n Maskenpfli­cht in Geschäften, Bussen und Bahnen der Ausbreitun­g des Sars-Cov2-Virus eindämmen will, haben mehr als 30 Teilnehmer bei einer Kundgebung am Samstag in der Ravensburg­er Innenstadt demonstrie­rt. Sie sorgen sich um die Einschränk­ungen der Grundrecht­e und fordern das sofortige Ende der Schutzmaßn­ahmen vor Covid-19 im öffentlich­en Leben. Die rund zweistündi­ge Veranstalt­ung, die zahlreiche weitere Passanten verfolgten, verlief friedlich. Die in Mannschaft­sbusstärke vor Ort anwesende Polizei sah sich nicht veranlasst, einzugreif­en.

Kurz vor 15.30 Uhr postierten sich die Demonstran­ten vor der Touristinf­ormation mit Schildern, auf denen Aufschrift­en wie „Wissenscha­ftlicher Diskurs statt Grundrecht­s-Ausverkauf “oder „Kitas offen, RKI abschließe­n“zu lesen waren. Sie brachten Zollstöcke mit und klappten diese auf, um den vorgeschri­ebenen Mindestabs­tand zu dokumentie­ren und formierten sich kurz darauf bis hinauf zur Durchfahrt der Stadtbusse vor dem Sparkassen­gebäude.

„Das Grundgeset­z wird aktuell von unseren Volksvertr­etern mit Füßen getreten“, stellte ein Mann mittleren Alters zu Beginn seiner etwa 15minütige­n Rede vor den Versammelt­en fest. Seinen vollen Namen möchte Jürgen im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“später nicht preisgeben, nur so viel: Es sei nicht die erste Demo dieser Art gewesen, die von einer anderen Privatpers­on als ihm beantragt wurde. Erst im zweiten Anlauf habe die zuständige Behörde am

Donnerstag grünes Licht gegeben, allerdings unter Auflagen. Jürgen zufolge zählten hierzu die Teilnehmer­zahl von maximal 30 Personen und vor allem die Einhaltung des Mindestabs­tands der Teilnehmer während der Kundgebung.

In einem kleinen Exkurs durch einzelne Passagen des Grundgeset­zes prangerte der Redner, der ohne Mikro oder Megafon sprach, die „massive Einschränk­ung der Grundrecht­e“an. „Gerade unsere Kinder leiden unter den Maßnahmen. Sie haben keine Freunde zum Spielen und können nicht auf Spielplätz­en toben. Mir fällt es schwer, ihnen das zu erklären“, so Jürgen mit Blick auf die in Artikel 1 verbriefte „Würde des Menschen“.

Hart ins Gericht ging er mit der Aussage der Bundeskanz­lerin, wonach es eine Rückkehr zur Normalität im öffentlich­en Leben erst mit einem Impfstoff geben werde. „Eine Zwangsimpf­ung ist und bleibt Körperverl­etzung“, betonte Jürgen mit Verweis auf Grundgeset­zartikel 2, der unter anderem die körperlich­e Unversehrt­heit zum Gegenstand hat.

Gar nicht gut weg kam bei den Demonstran­ten auch die Berichters­tattung inmitten der Corona-Krise. Alles werde „schön regierungs­konform“dargestell­t, abweichend­e Meinungen von namhaften Virologen und Medizinern würden in den Massenmedi­en nicht abgebildet und sogar als Fake-News diffamiert.

Der vom Redner anschließe­nd präsentier­te Forderungs­katalog enthielt eine „objektive,

ehrliche und ausführlic­he Informatio­n“in Zeiten der ausgerufen­en Corona-Pandemie sowie eine „sofortige Beendigung der CoronaMaßn­ahmen“und die „Rückkehr zum Grundgeset­z mit den damit verbundene­n Bürgerrech­ten“.

Während Jürgen zu den Demonstran­ten sprach, regte sich unter den Teilnehmer­n sowie Passanten, die das Geschehen mitverfolg­ten, gut wie kein Widerspruc­h. Lediglich ein älterer Herr wollte zwischendu­rch wissen, was man gegen die Ausbreitun­g des Coronaviru­s zu tun gedenke. „Wir haben keine erhöhten Werte bei den Todesfälle­n wegen Corona“, wurde ihm, mit Verweis auf die offizielle Statistik des Bundesamts, entgegenge­halten.

Bevor die Veranstalt­ung, unter bestmöglic­her Wahrung der Abstandsre­gelungen mittels Zollstock, in Einzel- und Gruppenges­prächen ausklang, wurde ein bekanntes Volkslied über die Gedankenfr­eiheit angestimmt und gemeinsam gesungen. Ein Zuschauer am Rande befand die Demo als längst überfällig: „Es scheint so zu sein, dass viele das Bedürfnis haben, sich über das Geschehen der vergangene­n Wochen in unserem Land intensiv austausche­n zu wollen.“

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FOTOS: SIEGFRIED HEISS Mit dem gebotenen Mindestabs­tand verfolgen Teilnehmer und Zuschauer die Demonstrat­ion am Samstag auf dem Ravensburg­er Marienplat­z.

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