Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
In drei Stunden startklar
Trotz Kurzarbeit kann der Flughafen Friedrichshafen den Betrieb schnell wieder aufnehmen
FRIEDRICHSHAFEN - Die Türen sind zu, die Lichter aus, es starten und landen kaum noch Flugzeuge. Der Bodensee-Airport in Friedrichshafen wirkt wie ausgestorben. Aber er ist trotzdem noch in Betrieb – nur eben in einer Art Winterschlaf.
„Wir haben den Betrieb völlig flexibilisiert“, sagt Geschäftsführer Claus-Dieter Wehr. Das Unternehmen habe sich schon zu Beginn der Corona-Krise von seiner Betriebspflicht befreien lassen. Denn als Teil der Infrastruktur müsste der Flughafen eigentlich seine Benutzbarkeit sicherstellen, also zu den üblichen Zeiten betriebsbereit sein. Dies bedingt, dass dann auch genügend Personal anwesend sein müsste, um Flugzeuge und Passagiere abzufertigen und die Sicherheit zu gewährleisten.
Mit dem Ausbruch der Pandemie, den darauf folgenden Reisewarnungen und Ausgangsbeschränkungen ist der Flugverkehr aber stark eingebrochen, sowohl auf internationaler als auch auf nationaler Ebene. „Selbst wenn wir keinen Flugbetrieb mehr haben, müssten wir wegen der Betriebspflicht immer in Bereitschaft sein“, sagt Wehr. Das bedeute, dass in dieser Zeit auch weiterhin hohe Kosten zu decken wären – obwohl durch die Streichung der Flüge im Unternehmen einerseits kaum noch Arbeit anfalle und andererseits auch keine Einnahmen mehr erzielt werden können.
Anfangs wurde die Betriebspflicht nur in den Randzeiten morgens und abends aufgehoben, wenig später wurde die Aufhebung jedoch auf den ganzen Tag ausgeweitet. Seither befindet sich der größte Teil der Mitarbeiter in Kurzarbeit. Die einzelnen Abteilungen sind in unterschiedlichem Maß von Kurzarbeit betroffen. Während es für den Bodenverkehrsdienst, der für die Flugzeugabfertigung
unabdingbar ist, derzeit keine Arbeit gibt, wird laut Wehr im Finanzbereich unter Hochdruck am Jahresabschluss gearbeitet. Genauso ist der Sicherheitsdienst weiterhin 24 Stunden an sieben Tagen in der Woche vor Ort und auch die Landespolizei sichert das Gelände weiterhin ab. Das Facility-Management arbeitet ebenfalls weiter, wenn auch nur noch mit halber Kraft. „Es wurde etwa die Beleuchtung abgeschaltet, um Strom zu sparen“, sagt Wehr. Und: „Die Anlagen müssen dennoch sporadisch betreut werden.“
Doch obwohl es am Flughafen derzeit so ruhig ist, kann er in kurzer Zeit wieder betriebsbereit sein. „Wir brauchen höchstens drei Stunden, um den Betrieb wieder hochzufahren“, sagt der Geschäftsführer. So lange benötige die Flugsicherung, um vor Ort zu sein, alle Anlagen zu starten und wieder betriebsbereit zu sein. Wann der Flughafen aus seinem Ruhezustand geholt werde, erfolge in Abstimmung mit der Luftaufsicht, sagt Wehr. Sobald dort ein Flug angemeldet werde, müsse geklärt werden, welche Dienstleistungen erforderlich sind, beispielsweise ob das Flugzeug aufgetankt werden soll, ob Wartungen anstehen oder welchen Einreiseund Gesundheitsvorschriften die Passagiere oder auch Crews unterliegen.
Wie viele Mitarbeiter benötigt werden, um ein Flugzeug abzufertigen, hängt vom jeweiligen Flugzeugtyp ab. Für kleine Businessjets reichen laut Wehr ein oder zwei Leute aus dem Abfertigungstrupp. Anders ist es bei größeren Maschinen, die für Linien- oder Charterflüge eingesetzt werden. Weil in solchen Fällen Passagierkontrollen anstehen, ist mehr Personal notwendig. Doch solche Flüge müssen ohnehin längerfristig geplant werden, sodass dann genug Vorbereitungszeit für den Flughafen bleibt. „Sporadische Flugbewegungen haben wir nach wie vor“, sagt Wehr. Hauptsächlich seien dies Starts und Landungen privater Businessjets. Außerdem sei der Flughafen mit seiner aktuellen Form des Minimalbetriebs bereit, auch kurzfristig notwendige medizinische Flüge oder Versorgungs- und Frachtflüge der Bundeswehr abzufertigen. In BadenWürttemberg
sei für solche Flüge sogar das Nachtflugverbot gelockert worden. „Wir müssen es nur vorher wissen, um es zu organisieren“, sagt Wehr. Dienstpläne gebe es weiterhin und die eingeplante Schicht sei dementsprechend in Bereitschaft.
Das Terminal ist übrigens nicht komplett abgeschlossen. Mieter, die dort Büroräume haben, haben nach wie vor Zutritt. „Wir mussten vorher planen, welche Zugänge wir dafür öffnen“, sagt er. Zu den FlughafenMitarbeitern will die Geschäftsführung über die Abteilungsleiter weiterhin Kontakt halten. „Uns ist der persönliche Kontakt wichtig und wir wollen auch innerhalb der Belegschaft kommunizieren, dass nicht alles abgeschaltet ist“, sagt Wehr.