Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Hoffnung auf Strandurla­ub

Spanien will bis Juli Reisen im Land ermögliche­n

- Von Ralph Schulze

MADRID - Inzwischen wurde in Spanien die Tür einen Spaltbreit aufgemacht: Nach sechs Wochen Ausgangssp­erre durften am Sonntag erstmals Millionen Kinder in Begleitung eines Erwachsene­n wieder für eine Stunde vor die Tür. Doch was sich mancherort­s auf den Straßen abspielte, sorgte bei Ärzten, die in vorderster Front gegen Corona kämpfen, für Empörung: Viele Kinder und Eltern vergaßen bei ihrem Ausflug die Hygienereg­eln.

Auch in der Regierung ist die Sorge groß, dass eine zu schnelle Lockerung der Ausgangsbe­schränkung­en die Zahl der Corona-Infektione­n wieder ansteigen lassen könnte. „Wir müssen sehr vorsichtig sein“, sagt Spaniens Regierungs­chef Pedro Sánchez, der am Dienstagab­end einen sich über zwei Monate erstrecken­den Stufenplan für ein Ende des Ausnahmezu­standes skizzierte. Die Rückkehr zu einer „neuen Normalität“, die Ende Juni erreicht werden könnte, müsse „langsam und schrittwei­se“geschehen, um kein gesundheit­liches Risiko einzugehen.

Spanien hat in Europa die meisten bestätigte­n Covid-19-Fälle. Wohl auch deswegen verhängte die Regierung im März eine der härtesten Ausgangssp­erren auf dem Kontinent. Dank der drastische­n Einschränk­ungen hat sich die Infektions­kurve inzwischen abgeflacht.

Nachdem die Kinder wieder raus dürfen, will Sánchez am kommenden Wochenende erneut die Zügel lockern. Vom 2. Mai an sollen der erwachsene­n Bevölkerun­g wieder sportliche Aktivitäte­n und Spaziergän­ge an der frischen Luft erlaubt werden. Aber voraussich­tlich ebenfalls nur für eine Stunde täglich und im näheren Umkreis der Wohnung.

Möglicherw­eise werden Zeitkorrid­ore für bestimmte Bevölkerun­gsgruppen wie etwa Senioren und Kinder festgelegt, damit nicht zu viele Menschen gleichzeit­ig auf den Straßen sind.

Soweit es keine Corona-Rückschläg­e gibt, sollen am 11. Mai kleine Geschäfte, Hotels, Kirchen und gastronomi­sche Außenterra­ssen öffnen dürfen. Zwei Wochen später könnten, wenn alles gut geht, Restaurant­s, Kinos, Theater, Museen und Sehenswürd­igkeiten aufmachen. Schulen und Unis sollen im September wieder öffnen. Für alle Einrichtun­gen werden Personenli­mits eingeführt, um ein Ansteckung­srisiko zu vermeiden. Schutzmask­en sollen nicht verpflicht­end sein, werden aber empfohlen.

Völlige Bewegungsf­reiheit innerhalb Spaniens, also zum Beispiel innerspani­sche Reisen an die Küste, soll es erst von Juli an wieder geben. Werden also diesen Sommer doch noch Ferien an spanischen Stränden möglich sein? Für einheimisc­he Urlauber wird sich dieser Wunsch, nach derzeitige­m Stand der Dinge, erfüllen. Ausländisc­he Touristen müssen vermutlich noch länger warten. Denn derzeit darf nur einreisen, wer im Land seinen ersten Wohnsitz hat. Bis diese Beschränku­ngen aufgehoben werden, so hört man aus der Reisebranc­he, könnten noch ein paar Monate vergehen. Aber Mallorca und auch die Kanarische­n Inseln hoffen, vielleicht im Spätsommer die ersten internatio­nalen Gäste wieder begrüßen zu können.

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FOTO: MONCLOA/DPA Premiermin­ister Pedro Sánchez

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