Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

FDP-Politiker fordert Zuschlag für Bedürftige

Pascal Kober will Grundsiche­rung für Eltern und Ältere erhöhen – und wirft Minister Heil Nichtstun vor

- Von Klaus Wieschemey­er

BERLIN - Die Bundesregi­erung plant vorerst keine coronabedi­ngten Erhöhung der Grundsiche­rung. Das geht aus einer Antwort des Bundesarbe­itsministe­riums auf eine Anfrage des FDP-Bundestags­abgeordnet­en Pascal Kober hervor, der unserer Redaktion vorliegt. Kober hatte in einem Brief an Arbeits- und Sozialmini­ster Hubertus Heil (SPD) vorgeschla­gen, die Sätze für Menschen mit Behinderun­gen, Ältere und Alleinerzi­ehende sowie Paare mit Kindern wegen der Corona-Krise vorübergeh­end zu erhöhen.

Der FDP-Sozialpoli­tiker Kober greift den Minister deshalb scharf an: „Ich werfe Herrn Heil vor, dass er keinen Sinn für die Bedürftige­n hat.“Als Sozialmini­ster sei der SPD-Politiker ein „Totalausfa­ll“, sagte Kober der „Schwäbisch­en Zeitung“. Dabei brauche es für eine zeitweise Anhebung der Bezüge nicht einmal eine aufwendige Gesetzesän­derung.

Mit der Forderung nach einem Corona-Plus in der Grundsiche­rung ist die FDP wahrlich nicht alleine. Die Grünen wollen einen Zuschlag von 100 Euro für Erwachsend­e und 60 Euro bei Kindern. Die Linksparte­i will einen Pandemiezu­schlag auf alle Sozialleis­tungen und Rentnen in der Grundsiche­rung – und allen HartzIV-Empfängern 200 Euro extra geben.

Während Grüne und Linksparte­i also generelle Erhöhungen der Grundsiche­rung vorschlage­n, sieht die FDP vor allem einzelne Bevölkerun­gsgruppen in der aktuellen Situation besonders belastet: So könnten in der Mobilität eingeschrä­nkte Menschen wegen der Ausgangsbe­schränkung­en

schwerer als bisher günstige Geschäfte finden, sondern müssten den nächstgele­genen Laden aufsuchen. Das gelte umso mehr angesichts insgesamt anziehende­r Preise für Lebensmitt­el. Angesichts geschlosse­ner Schulen und Kitas erhöhe sich auch der Aufwand in der Kinderbetr­euung, zudem brauche es zum Lernen zu Hause mehr Übungsbüch­er und andere Materialie­n.

Die FDP schlägt einen zeitlich befristete­n Zuschlag von 15 Prozent für Eltern, Behinderte im Sozialhilf­ebezug und Ältere vor, bei Alleinerzi­ehenden mit ihren Kindern seien 20 Prozent Zuschlag „sachgerech­t“. Kober beziffert die Mehrkosten des Modells auf etwa 300 Millionen Euro pro Monat.

Dagegen hält das Arbeitsmin­isterium das aktuelle Budget derzeit offenbar für ausreichen­d. Leistungse­mpfänger hätten mit ihrem Budget „eigenveran­twortlich zu haushalten“, antwortete Heils Staatssekr­etärin Annette Kramme und ergänzte. „Welches Niveau der Vorsorge von den Bürgerinne­n und Bürgern als das Richtige empfunden wird, ist sehr individuel­l.“Allerdings behält sich die Bundesregi­erung vor, das Existenzmi­nimum zu prüfen und „bei Bedarf entspreche­nde weitere Maßnahmen [zu] ergreifen“.

Für Kober ist das Abwarten von Hubertus Heil – dem er als Arbeitsmin­ister gute Arbeit bescheinig­t – unverständ­lich: „Wir gehen in den dritten Monat der Einschränk­ungen, und das Ministeriu­m hat noch immer nichts getan. Heil versagt in seiner Eigenschaf­t als Sozialmini­ster. Er lässt die Menschen in der Grundsiche­rung eiskalt abblitzen“, sagte Kober.

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