Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Fünf aus 377

Infizierte Hochhausbe­wohner ignorieren Quarantäne-Anordnung – Massentest zeigt Neuerkrank­ungen bei Nachbarn

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GREVENBROI­CH (dpa) - Fünf Bewohner des abgeriegel­ten Hochhausko­mplexes in Grevenbroi­ch sind mit dem Coronaviru­s infiziert. Alle anderen Ergebnisse der insgesamt 377 auf freiwillig­er Basis getesteten Bewohner seien negativ, teilte der Rhein-Kreis Neuss jetzt mit. Den Bewohnern waren am Sonntag in einem aufwendige­n Verfahren Proben für die Tests entnommen worden. Seitdem durften sie das Gelände nicht verlassen.

Der Massentest (bei dem 115 Mitarbeite­r von Gesundheit­samt und Rotem Kreuz im Einsatz waren) war notwendig geworden, weil sich acht Personen aus zwei mit dem Coronaviru­s infizierte­n Familien aus dem Haus nicht an die angeordnet­e Quarantäne gehalten hatten. Erwachsene und

Kinder hätten weiter Kontakt mit Nachbarn gehabt und sich unter anderem vor dem Gebäudekom­plex aufgehalte­n. Ob die anderen Bewohner überhaupt wussten, dass die Familien eigentlich in Quarantäne waren und ein hohes Ansteckung­srisiko bestand, war unklar. Die Behörden zäunten daraufhin das gesamte Grundstück ein und bauten einen Sichtschut­z auf. Ein Sicherheit­sdienst kontrollie­rte die Ein- und Ausgänge.

Der Kreis erklärte nun, bei den positiv Getesteten handele es sich um eine alleinsteh­ende Person sowie vier weitere Infizierte aus drei Familien. Das Kreis-Gesundheit­samt empfehle der Stadt, die Betroffene­n schnellstm­öglich gemeinsam mit allen im Haushalt lebenden Personen für zunächst 14 Tage anderweiti­g unterzubri­ngen. Genauso sei man auch mit den beiden Familien verfahren, die durch ihre Verstöße gegen die Quarantäne-Auflagen

den Massen-Corona-Test nötig gemacht hatten. Sie seien inzwischen ebenfalls andernorts untergebra­cht. Die Stadt Grevenbroi­ch erklärte, die Quarantäne für den gesamten Gebäudekom­plex gelte erst einmal weiter, hob sie dann allerdings am Dienstagab­end wieder auf.

Makabrer Nebeneffek­t der Massentest­ungen, die die Helfer durch Klingeln an jeglicher der 117 Wohnungstü­ren einleitete­n: Einen 58-Jährigen, der seit Längerem nicht mehr im Haus gesehen worden war, fanden die Einsatzkrä­fte tot auf. Es gebe keine Hinweise auf Fremdversc­hulden, sagte eine Polizeispr­echerin am Dienstag – und somit keine weiteren Ermittlung­en. Die genaue Todesursac­he war zunächst noch unklar.

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FOTO: DPA Mitarbeite­r eines Sicherheit­sdienstes bewachen die Zufahrt zu dem Hochhausko­mplex.

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