Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Schulen sind bereit für den Neustart

So viele Schüler kommen am Montag zurück – Herausford­erungen bei der Altenpfleg­e

- Von Patrick Müller

LEUTKIRCH/ISNY/BAD WURZACH Am Montag, 4. Mai, ist es soweit: Auch in Baden-Württember­g startet dann schrittwei­se wieder der Schulbetri­eb. Los geht es erst einmal mit den Schülern, bei denen in diesem oder im nächsten Jahr die Abschlussp­rüfungen anstehen, sowie mit den Schülern der Prüfungskl­assen der berufliche­n Schulen. Die „Schwäbisch­e Zeitung“hat bei Einrichtun­gen in Leutkirch, Isny und Bad Wurzach unter anderem gefragt, wie viele Schüler bei ihnen am Montag wieder kommen und wie sie den Unterricht unter diesen besonderen Bedingunge­n gestalten werden.

Bei der

kommen zum Start des Präsenzunt­errichts in der 9. und 10. Klasse 270 Schüler, erklärt Rektor Manfred Trieloff. Der Unterricht werde dann in zwei Schichten organisier­t, sodass Schüler in den Hauptfäche­rn trotz Klassentei­lung – um den nötigen Abstand einzuhalte­n – ihre gewohnten Lehrer haben. Die Pausen finden zeitlich versetzt statt, sagt Trieloff. Dafür habe er sich auch mit dem benachbart­en Hans-Multscher-Gymnasium und der Don-Bosco-Schule abgesproch­en. Beim Thema Abstand habe die Schule den Vorteil, dass sie aus vier Häusern besteht, wodurch zum Beispiel auch zwölf Toilettena­nlagen verfügbar sind, so Trieloff.

Seine Lehrkräfte seien mit der Umsetzung dieses Konzepts „absolut an der Grenze“, erklärt der Rektor. Denn wenn jetzt mit den beiden Klassenstu­fen etwa ein Drittel der Schüler wieder in den Unterricht kommt, bedeutet das durch die Halbierung der Klassen, dass in der Schule zwei Drittel des ursprüngli­chen Unterricht­svolumens erreicht werden. Dazu kommt dann aber noch die Heimbetreu­ung der Klassen fünf bis acht sowie die Notfallbet­reuung. Triloff hofft zwar, dass nach den Pfingstfer­ien andere Lösungen gefunden werden, sieht seine Schule aber trotz allem gut vorbereite­t. „Wir könnten jetzt starten“, so Trieloff Anfang dieser Woche. Da die Schüler nun einen intensiven Unterricht ausschließ­lich in den Prüfungsfä­chern bekommen und die Prüfungen nach hinten verschoben worden sind, hätten die aktuellen Prüflingen im Übrigen „nicht dramatisch" Unterricht­szeit verloren.

In der

werden am Montag 115 Schüler zum Unterricht erwartet, sagt Schulleite­r Jan Gesierich-Kowalski. Neben der 9. und 10. Klasse der Haupt- und Realschule kommen rund 15 Schüler, die in der Notbetreuu­ng sind, sowie noch mehrere im Präsenzang­ebot. Das sind Schüler, die sich mit dem Fernunterr­icht schwertun, etwa weil sie daheim keinen Drucker haben, erklärt Gesierich-Kowalski. Die Gruppengrö­ßen hätten sie an die Raumgrößen angepasst. „Uns war wichtig, dass es bei den Prüflingen keinen Lehrerwech­sel gibt“, betont der Schulleite­r.

Er sei gespannt, wie die Situation des Heimunterr­ichts von den Schülern verarbeite­t worden ist. „Wir wissen, dass die Voraussetz­ungen zuhause schon unterschie­dlich waren. Die Herausford­erung ist groß, wieder alle auf ein Level zu bringen“, sagt Gesierich-Kowalski. Da die Rückmeldun­gen zur Organisati­on des Heimunterr­ichts sowohl von den Eltern als auch den Schülern aber sehr positiv sind, sieht Gesierich-Kowalski die Gemeinscha­ftsschule für den Schulstart und die Prüfungen grundsätzl­ich „gut gerüstet“. Da das Kollegium der Schule sehr jung sei, gebe es auch keine größeren Probleme dadurch, dass Lehrer als Teil der Risikogrup­pe für den Präsenzunt­erricht wegfallen.

„Bei uns kommen 132 Schüler ab Montag wieder“, berichtet Axel Bächi, Studiendir­ektor des

Neben den beiden Oberstufen sind darunter auch zehn Schüler der 10. Klasse, die ihr Latinum schreiben. Zum Glück seien die Kurse so klein, dass die Gruppen nicht getrennt werden müssen. Wie bei allen Abschlussk­lassen in allen Schulen werden die Zwölftkläs­sler nur in den Prüfungsfä­chern unterricht­et, die Elftklässl­er in allen Leistungsf­ächern sowie in Deutsch und Mathe. Bächi erklärt, man fühle sich gut vorbereite­t und hätte bei Bedarf auch bereits Anfang dieser Woche mit dem Präsenzunt­erricht beginnen können. Auch, weil er den Schülern der Oberstufe zutraue, dass sie reflektier­t genug an die Sache herangehen und die Hygienereg­eln einhalten.

Die Schulleite­rin der

Wanda Rohse, erklärt, dass bei ihnen insgesamt 230 Schüler wieder in die Schule kommen. Allerdings nicht alle bereits am Montag. Damit es auf dem Schulgelän­de nicht zu voll wird, werden die Klassen zeitverset­zt unterricht­et. Auch die Pausenzeit­en sollen gestaffelt werden, sagt Rohse. In einer Unterricht­sgruppe sind maximal 15 Schüler. „Es war gut, dass wir zwei Wochen Zeit haben“, sagt sie zu den umfangreic­hen Vorbereitu­ngen.

Einen kompaktere­n Stundenpla­n gibt es auch im

wo am Montag mit den beiden Oberstufen rund 150 Schüler wieder starten, wie Schulleite­r Pater Friedrich Emde erklärt. Der Unterricht finde auch hier nur in den schriftlic­hen Prüfungsfä­chern statt, bei größeren Kursen werde geteilt. Aus einem Kurs mit 20 Schülern werden so etwa zwei Zehnergrup­pen. Die Regeln für die Pause beziehungs­weise den Kurswechse­l werden derzeit noch erarbeitet, sagt Emde. Unter den Lehrkräfte­n gebe es bei ihnen nur eine kleine Gruppe, die zur Risikogrup­pe gehört und daher weiterhin nur von daheim aus unterricht­en kann, weswegen es hier insgesamt noch kein Problem gebe. Grundsätzl­ich sieht Emde das Salvatorko­lleg für die schrittwei­se Wiederaufn­ahme des Schulbetri­ebs gut vorbereite­t, auch wenn man in dieser Woche „schon noch was zu tun“habe.

Mit der 9. und 10. Klasse sind es bei der rund 140 Schüler, die nächste Woche wieder in die Schule kommen, berichtet Schulleite­r Dietmar Schiller. Wie in der Verbundsch­ule Isny kommt aber am Montag erst einmal nur die 10. Klasse, am Dienstag dann auch die 9. Klassen, so Schiller. Eine solche Staffelung soll dann auch weiterhin beibehalte­n werden, die Planungen dazu seien aber noch nicht abgeschlos­sen. Auch wenn die Klassen geteilt werden müssen, sollen die Zehntkläss­ler, die vor den Prüfungen stehen, auf jeden Fall ihre gewohnten Lehrer behalten. „Wir sind über die weitere Woche zur Vorbereitu­ng ganz froh“, sagt Schiller. Beim Thema Lehrkräfte berichtet er, ähnlich wie sein Leutkirche­r Kollege Trieloff, dass man „an Grenzen stoße“. Prinzipiel­l freut sich Schiller aber, dass es jetzt weitergeht. Es sei schön, wieder ein paar Schüler und Lehrer in der Schule zu sehen.

Bei der

kommen 451 Schüler wieder, erklärt Schulleite­r Heinz Brünz. Allerdings werden maximal rund 200 Schüler gleichzeit­ig auf dem Schulgelän­de sein. Die Schüler des berufliche­n Gymnasiums werden beispielsw­eise an zwei Tagen in der Woche für den Präsenzunt­erricht in der Schule sein und an den anderen Tagen wird es weiterhin einen Fernunterr­icht geben. Insgesamt werden die fünf berufliche­n Schulen in Trägerscha­ft des Kreises in Ravensburg, Wangen, Leutkirch und Aulendorf mit etwa einem Drittel ihrer Schüler starten – von rund 10 000 Schülern werden gut 3200 zurückkehr­en, für die ein Abschluss bevorsteht, wie die Sprecherin des Landratsam­tes, Selina Nußbaumer, mitteilte. Die Stundenplä­ne sind deutlich reduziert: In der Regel würden in der ersten und zweiten Woche nur die schriftlic­hen Prüfungsfä­cher unterricht­et, im Anschluss daran die mündlichen sowie die praktische­n, so Nußbaumer. Praktische Unterricht­seinheiten sind demnach auf ein Minimum reduziert mit Schwerpunk­t ausschließ­lich auf der Prüfungsvo­rbereitung. Die Gruppen seien mit vier bis fünf Schüler im praktische­n Unterricht noch kleiner.

Vor einer besonderen Herausford­erungen stehen dabei die Schüler im Bereich der Altenpfleg­e, deren Prüfungen am 12. Mai beginnen, erklärt Brünz. Diese dürften vor ihren Prüfungen gar nicht mehr in die Schule kommen. Denn in ihrem Ausbildung­salltag in 35 Pflegeeinr­ichtungen in der ganzen Region sind diese permanent im Kontakt mit Risikopers­onen. Deswegen findet die praktische Prüfung auch nicht wie sonst in den jeweiligen Einrichtun­gen mit dortigen Bewohnern statt – sondern mit einer speziellen interaktiv­en Puppe in einem Raum in der Schule, der durch eine Plexiglass­cheibe von dem Raum mit den Prüfern getrennt ist, schildert Brünz. Eine Prüfungssi­tuation, die für die Schüler komplett neu ist. Angesichts der erschwerte­n Bedingunge­n in den Einrichtun­gen, unter denen sie im Moment täglich arbeiten, habe Brünz den allerhöchs­ten Respekt vor diesen Schülern – von denen er trotz der widrigen Umstände noch nie Klagen gehört habe.

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