Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Schulen sind bereit für den Neustart
So viele Schüler kommen am Montag zurück – Herausforderungen bei der Altenpflege
LEUTKIRCH/ISNY/BAD WURZACH Am Montag, 4. Mai, ist es soweit: Auch in Baden-Württemberg startet dann schrittweise wieder der Schulbetrieb. Los geht es erst einmal mit den Schülern, bei denen in diesem oder im nächsten Jahr die Abschlussprüfungen anstehen, sowie mit den Schülern der Prüfungsklassen der beruflichen Schulen. Die „Schwäbische Zeitung“hat bei Einrichtungen in Leutkirch, Isny und Bad Wurzach unter anderem gefragt, wie viele Schüler bei ihnen am Montag wieder kommen und wie sie den Unterricht unter diesen besonderen Bedingungen gestalten werden.
Bei der
kommen zum Start des Präsenzunterrichts in der 9. und 10. Klasse 270 Schüler, erklärt Rektor Manfred Trieloff. Der Unterricht werde dann in zwei Schichten organisiert, sodass Schüler in den Hauptfächern trotz Klassenteilung – um den nötigen Abstand einzuhalten – ihre gewohnten Lehrer haben. Die Pausen finden zeitlich versetzt statt, sagt Trieloff. Dafür habe er sich auch mit dem benachbarten Hans-Multscher-Gymnasium und der Don-Bosco-Schule abgesprochen. Beim Thema Abstand habe die Schule den Vorteil, dass sie aus vier Häusern besteht, wodurch zum Beispiel auch zwölf Toilettenanlagen verfügbar sind, so Trieloff.
Seine Lehrkräfte seien mit der Umsetzung dieses Konzepts „absolut an der Grenze“, erklärt der Rektor. Denn wenn jetzt mit den beiden Klassenstufen etwa ein Drittel der Schüler wieder in den Unterricht kommt, bedeutet das durch die Halbierung der Klassen, dass in der Schule zwei Drittel des ursprünglichen Unterrichtsvolumens erreicht werden. Dazu kommt dann aber noch die Heimbetreuung der Klassen fünf bis acht sowie die Notfallbetreuung. Triloff hofft zwar, dass nach den Pfingstferien andere Lösungen gefunden werden, sieht seine Schule aber trotz allem gut vorbereitet. „Wir könnten jetzt starten“, so Trieloff Anfang dieser Woche. Da die Schüler nun einen intensiven Unterricht ausschließlich in den Prüfungsfächern bekommen und die Prüfungen nach hinten verschoben worden sind, hätten die aktuellen Prüflingen im Übrigen „nicht dramatisch" Unterrichtszeit verloren.
In der
werden am Montag 115 Schüler zum Unterricht erwartet, sagt Schulleiter Jan Gesierich-Kowalski. Neben der 9. und 10. Klasse der Haupt- und Realschule kommen rund 15 Schüler, die in der Notbetreuung sind, sowie noch mehrere im Präsenzangebot. Das sind Schüler, die sich mit dem Fernunterricht schwertun, etwa weil sie daheim keinen Drucker haben, erklärt Gesierich-Kowalski. Die Gruppengrößen hätten sie an die Raumgrößen angepasst. „Uns war wichtig, dass es bei den Prüflingen keinen Lehrerwechsel gibt“, betont der Schulleiter.
Er sei gespannt, wie die Situation des Heimunterrichts von den Schülern verarbeitet worden ist. „Wir wissen, dass die Voraussetzungen zuhause schon unterschiedlich waren. Die Herausforderung ist groß, wieder alle auf ein Level zu bringen“, sagt Gesierich-Kowalski. Da die Rückmeldungen zur Organisation des Heimunterrichts sowohl von den Eltern als auch den Schülern aber sehr positiv sind, sieht Gesierich-Kowalski die Gemeinschaftsschule für den Schulstart und die Prüfungen grundsätzlich „gut gerüstet“. Da das Kollegium der Schule sehr jung sei, gebe es auch keine größeren Probleme dadurch, dass Lehrer als Teil der Risikogruppe für den Präsenzunterricht wegfallen.
„Bei uns kommen 132 Schüler ab Montag wieder“, berichtet Axel Bächi, Studiendirektor des
Neben den beiden Oberstufen sind darunter auch zehn Schüler der 10. Klasse, die ihr Latinum schreiben. Zum Glück seien die Kurse so klein, dass die Gruppen nicht getrennt werden müssen. Wie bei allen Abschlussklassen in allen Schulen werden die Zwölftklässler nur in den Prüfungsfächern unterrichtet, die Elftklässler in allen Leistungsfächern sowie in Deutsch und Mathe. Bächi erklärt, man fühle sich gut vorbereitet und hätte bei Bedarf auch bereits Anfang dieser Woche mit dem Präsenzunterricht beginnen können. Auch, weil er den Schülern der Oberstufe zutraue, dass sie reflektiert genug an die Sache herangehen und die Hygieneregeln einhalten.
Die Schulleiterin der
Wanda Rohse, erklärt, dass bei ihnen insgesamt 230 Schüler wieder in die Schule kommen. Allerdings nicht alle bereits am Montag. Damit es auf dem Schulgelände nicht zu voll wird, werden die Klassen zeitversetzt unterrichtet. Auch die Pausenzeiten sollen gestaffelt werden, sagt Rohse. In einer Unterrichtsgruppe sind maximal 15 Schüler. „Es war gut, dass wir zwei Wochen Zeit haben“, sagt sie zu den umfangreichen Vorbereitungen.
Einen kompakteren Stundenplan gibt es auch im
wo am Montag mit den beiden Oberstufen rund 150 Schüler wieder starten, wie Schulleiter Pater Friedrich Emde erklärt. Der Unterricht finde auch hier nur in den schriftlichen Prüfungsfächern statt, bei größeren Kursen werde geteilt. Aus einem Kurs mit 20 Schülern werden so etwa zwei Zehnergruppen. Die Regeln für die Pause beziehungsweise den Kurswechsel werden derzeit noch erarbeitet, sagt Emde. Unter den Lehrkräften gebe es bei ihnen nur eine kleine Gruppe, die zur Risikogruppe gehört und daher weiterhin nur von daheim aus unterrichten kann, weswegen es hier insgesamt noch kein Problem gebe. Grundsätzlich sieht Emde das Salvatorkolleg für die schrittweise Wiederaufnahme des Schulbetriebs gut vorbereitet, auch wenn man in dieser Woche „schon noch was zu tun“habe.
Mit der 9. und 10. Klasse sind es bei der rund 140 Schüler, die nächste Woche wieder in die Schule kommen, berichtet Schulleiter Dietmar Schiller. Wie in der Verbundschule Isny kommt aber am Montag erst einmal nur die 10. Klasse, am Dienstag dann auch die 9. Klassen, so Schiller. Eine solche Staffelung soll dann auch weiterhin beibehalten werden, die Planungen dazu seien aber noch nicht abgeschlossen. Auch wenn die Klassen geteilt werden müssen, sollen die Zehntklässler, die vor den Prüfungen stehen, auf jeden Fall ihre gewohnten Lehrer behalten. „Wir sind über die weitere Woche zur Vorbereitung ganz froh“, sagt Schiller. Beim Thema Lehrkräfte berichtet er, ähnlich wie sein Leutkircher Kollege Trieloff, dass man „an Grenzen stoße“. Prinzipiell freut sich Schiller aber, dass es jetzt weitergeht. Es sei schön, wieder ein paar Schüler und Lehrer in der Schule zu sehen.
Bei der
kommen 451 Schüler wieder, erklärt Schulleiter Heinz Brünz. Allerdings werden maximal rund 200 Schüler gleichzeitig auf dem Schulgelände sein. Die Schüler des beruflichen Gymnasiums werden beispielsweise an zwei Tagen in der Woche für den Präsenzunterricht in der Schule sein und an den anderen Tagen wird es weiterhin einen Fernunterricht geben. Insgesamt werden die fünf beruflichen Schulen in Trägerschaft des Kreises in Ravensburg, Wangen, Leutkirch und Aulendorf mit etwa einem Drittel ihrer Schüler starten – von rund 10 000 Schülern werden gut 3200 zurückkehren, für die ein Abschluss bevorsteht, wie die Sprecherin des Landratsamtes, Selina Nußbaumer, mitteilte. Die Stundenpläne sind deutlich reduziert: In der Regel würden in der ersten und zweiten Woche nur die schriftlichen Prüfungsfächer unterrichtet, im Anschluss daran die mündlichen sowie die praktischen, so Nußbaumer. Praktische Unterrichtseinheiten sind demnach auf ein Minimum reduziert mit Schwerpunkt ausschließlich auf der Prüfungsvorbereitung. Die Gruppen seien mit vier bis fünf Schüler im praktischen Unterricht noch kleiner.
Vor einer besonderen Herausforderungen stehen dabei die Schüler im Bereich der Altenpflege, deren Prüfungen am 12. Mai beginnen, erklärt Brünz. Diese dürften vor ihren Prüfungen gar nicht mehr in die Schule kommen. Denn in ihrem Ausbildungsalltag in 35 Pflegeeinrichtungen in der ganzen Region sind diese permanent im Kontakt mit Risikopersonen. Deswegen findet die praktische Prüfung auch nicht wie sonst in den jeweiligen Einrichtungen mit dortigen Bewohnern statt – sondern mit einer speziellen interaktiven Puppe in einem Raum in der Schule, der durch eine Plexiglasscheibe von dem Raum mit den Prüfern getrennt ist, schildert Brünz. Eine Prüfungssituation, die für die Schüler komplett neu ist. Angesichts der erschwerten Bedingungen in den Einrichtungen, unter denen sie im Moment täglich arbeiten, habe Brünz den allerhöchsten Respekt vor diesen Schülern – von denen er trotz der widrigen Umstände noch nie Klagen gehört habe.