Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Wichtige Einnahmequelle fällt aus
Was die Absage des Bad Wurzacher Stadtfests für die dort vertretenen Vereine bedeutet
BAD WURZACH - Die Absage des diesjährigen Bad Wurzacher Stadtfests trifft auch viele Vereine, für die das Fest oft eine wichtige Einnahmequelle ist, hart. Die „Schwäbische Zeitung“hat bei fünf Vereinen, die normalerweise jedes Jahr mit großen Hütten und Zelten beim Stadtfest vertreten sind, gefragt, was die Absage finanziell für sie bedeutet. Der Kässpatzenstand des
am Ende der Herrenstraße, ist eine feste Institution auf dem Bad Wurzacher Stadtfest. Für viele Festbesucher gehört ein Abstecher zum Mittag- oder Abendessen in die große Holzhütte fast schon zur Tradition. Die Einnahmen, die der Verein dort am Festwochenende erwirtschaftet, machen jedes Jahr rund 30 Prozent der gesamten Jahreseinnahmen aus, erklärt Gebhard Baumann, Kassier des Musikvereins Arnach. „Das ist schon eine Hausnummer“, betont er.
Eine Folge der fehlenden Einnahmen sei, dass eigentlich geplante Investitionen nach hinten verschoben werden müssen. Wie etwa die Ergänzung der Trachtenausstattung. Eigentlich sollten hier sechs Jungmusikanten neu ausgestattet werden, was jetzt doch nicht mehr in diesem Jahr klappen könnte. Im Gegenzug habe der Musikverein durch die Beschränkungen allerdings in diesem Jahr auch keine großen Auftritte, wie etwa ein Musikfest, wo für die Fahrt normalerweise ein Bus gebucht wird. Dank weiterer Einnahmen, etwa durch die Theatervorstellungen, kommen die Arnacher Musiker aber trotz der Stadtfestabsage in keine elementaren Schwierigkeiten, so Baumann. Bitter sei aber, dass sie eigentlich im Juli ein kleines Fest zum 170-jährigen Bestehen geplant hatten.
Vom Stand der Arnacher ist es normalerweise nicht weit bis zur großen Bühne, gegenüber dieser befindet sich der Stand der
„Wir finanzieren von den Stadtfesteinnahmen unsere Festivitäten wie Grillfest, Jahresabschluss, Halloweenparty, aber auch die Verpflegung für unsere Abteilungs-Hauptversammlung sowie Geschenke für aktive Feuerwehrangehörige“, sagt Kommandant Rolf Butscher. Da das Fest die Haupteinnahmequelle für solche kameradschaftlichen Veranstaltungen sei, werde es davon wahrscheinlich weniger geben.
Mit ihrem Saloon und dem großen Zelt gehört der Bereich der
zu den Festabschnitten, die regelmäßig zahlreiche Besucher
anziehen. „Das Stadtfest ist unsere Haupteinnahmequelle“erklärt deren Vorsitzende Tamara Hofmeister. Als direkte Folge des kompletten Ausfalls dieser Einnahmen könnten unter anderem Ersatzteile für Instrumente nicht in dem Maße angeschafft werden, wie es eigentlich geplant war, so Hofmeister. Sie blickt auch schon etwas besorgt auf die nächste Fasnet voraus, wo die Finanzierung der Busfahrten jetzt problematisch werden könnte. Gegebenenfalls fällt der ein oder andere Auftritt deswegen in der nächsten Fasnet aus. Generell könne der Verein Fahrten zu Auftritten vermutlich erst einmal nicht mehr so wie bisher gewohnt bezuschussen, befürchtet Hofmeister.
Ebenfalls ein großer Anlaufpunkt, vor allem am Samstagabend, ist die große Hütte des
die vor allem für ihre Kölsch-Meter bekannt ist. „Der Gewinn am Stadtfest macht etwa 40 Prozent unserer Einnahmen aus“, sagt Frieder Roggenkamp, Kassier des Fanfarenzug Bad Wurzach. Da der Verein für geplante Investitionen, wie etwa neue Uniformen und Instrumente, entsprechende Rücklagen gebildet habe, sei die Absage zwar erst einmal „nicht so dramatisch“, allerdings müssen eventuell geplante Investitionen etwas nach hinten verschoben werden. Weitere Maßnahmen, wie beispielsweise eine Erhöhung der Mitgliedsbeiträge, seien aber nicht nötig. Aber: Sollte es trotz Corona in diesem Jahr noch mit dem geplanten Proben-Hüttenwochenende klappen, wird der Eigenanteil der Mitglieder in diesem Jahr vermutlich etwas höher sein müssen, so Roggenkamp. Problematischer werde die finanzielle Lage für den Fanfarenzug allerdings, wenn der Weihnachtsmarkt im Dezember auch noch abgesagt werden müsste.
Gegenüber der Hütte des Fanfarenzugs ist normalerweise die
mit ihrem Dinnete-Stand und einem großen Biergarten zu finden. 50 bis 60 Prozent ihres Jahreseinkommens erwirtschaften sie damit, erklärt Alfred Holzmüller, Vorsitzender der Musikkapelle Ziegelbach. Da sie allerdings anlässlich ihres Kreisverbandsmusikfestes 2010 Rücklagen gebildet hätten und immer mit Bedacht finanzieren würden, könnten sie auch ein Jahr mit Corona überstehen. Negativ an dieser Zeit sei allerdings, dass das kulturelle Leben stark eingeschränkt ist. „Man trifft sich nicht mehr für Musikproben oder Auftritte. Die Musikkameraden fehlen. Kontakte und wichtige Mitteilungen laufen derzeit hauptsächlich über soziale Netzwerke“, so Holzmüller.