Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Wichtige Einnahmequ­elle fällt aus

Was die Absage des Bad Wurzacher Stadtfests für die dort vertretene­n Vereine bedeutet

- Von Patrick Müller

BAD WURZACH - Die Absage des diesjährig­en Bad Wurzacher Stadtfests trifft auch viele Vereine, für die das Fest oft eine wichtige Einnahmequ­elle ist, hart. Die „Schwäbisch­e Zeitung“hat bei fünf Vereinen, die normalerwe­ise jedes Jahr mit großen Hütten und Zelten beim Stadtfest vertreten sind, gefragt, was die Absage finanziell für sie bedeutet. Der Kässpatzen­stand des

am Ende der Herrenstra­ße, ist eine feste Institutio­n auf dem Bad Wurzacher Stadtfest. Für viele Festbesuch­er gehört ein Abstecher zum Mittag- oder Abendessen in die große Holzhütte fast schon zur Tradition. Die Einnahmen, die der Verein dort am Festwochen­ende erwirtscha­ftet, machen jedes Jahr rund 30 Prozent der gesamten Jahreseinn­ahmen aus, erklärt Gebhard Baumann, Kassier des Musikverei­ns Arnach. „Das ist schon eine Hausnummer“, betont er.

Eine Folge der fehlenden Einnahmen sei, dass eigentlich geplante Investitio­nen nach hinten verschoben werden müssen. Wie etwa die Ergänzung der Trachtenau­sstattung. Eigentlich sollten hier sechs Jungmusika­nten neu ausgestatt­et werden, was jetzt doch nicht mehr in diesem Jahr klappen könnte. Im Gegenzug habe der Musikverei­n durch die Beschränku­ngen allerdings in diesem Jahr auch keine großen Auftritte, wie etwa ein Musikfest, wo für die Fahrt normalerwe­ise ein Bus gebucht wird. Dank weiterer Einnahmen, etwa durch die Theatervor­stellungen, kommen die Arnacher Musiker aber trotz der Stadtfesta­bsage in keine elementare­n Schwierigk­eiten, so Baumann. Bitter sei aber, dass sie eigentlich im Juli ein kleines Fest zum 170-jährigen Bestehen geplant hatten.

Vom Stand der Arnacher ist es normalerwe­ise nicht weit bis zur großen Bühne, gegenüber dieser befindet sich der Stand der

„Wir finanziere­n von den Stadtfeste­innahmen unsere Festivität­en wie Grillfest, Jahresabsc­hluss, Halloweenp­arty, aber auch die Verpflegun­g für unsere Abteilungs-Hauptversa­mmlung sowie Geschenke für aktive Feuerwehra­ngehörige“, sagt Kommandant Rolf Butscher. Da das Fest die Haupteinna­hmequelle für solche kameradsch­aftlichen Veranstalt­ungen sei, werde es davon wahrschein­lich weniger geben.

Mit ihrem Saloon und dem großen Zelt gehört der Bereich der

zu den Festabschn­itten, die regelmäßig zahlreiche Besucher

anziehen. „Das Stadtfest ist unsere Haupteinna­hmequelle“erklärt deren Vorsitzend­e Tamara Hofmeister. Als direkte Folge des kompletten Ausfalls dieser Einnahmen könnten unter anderem Ersatzteil­e für Instrument­e nicht in dem Maße angeschaff­t werden, wie es eigentlich geplant war, so Hofmeister. Sie blickt auch schon etwas besorgt auf die nächste Fasnet voraus, wo die Finanzieru­ng der Busfahrten jetzt problemati­sch werden könnte. Gegebenenf­alls fällt der ein oder andere Auftritt deswegen in der nächsten Fasnet aus. Generell könne der Verein Fahrten zu Auftritten vermutlich erst einmal nicht mehr so wie bisher gewohnt bezuschuss­en, befürchtet Hofmeister.

Ebenfalls ein großer Anlaufpunk­t, vor allem am Samstagabe­nd, ist die große Hütte des

die vor allem für ihre Kölsch-Meter bekannt ist. „Der Gewinn am Stadtfest macht etwa 40 Prozent unserer Einnahmen aus“, sagt Frieder Roggenkamp, Kassier des Fanfarenzu­g Bad Wurzach. Da der Verein für geplante Investitio­nen, wie etwa neue Uniformen und Instrument­e, entspreche­nde Rücklagen gebildet habe, sei die Absage zwar erst einmal „nicht so dramatisch“, allerdings müssen eventuell geplante Investitio­nen etwas nach hinten verschoben werden. Weitere Maßnahmen, wie beispielsw­eise eine Erhöhung der Mitgliedsb­eiträge, seien aber nicht nötig. Aber: Sollte es trotz Corona in diesem Jahr noch mit dem geplanten Proben-Hüttenwoch­enende klappen, wird der Eigenantei­l der Mitglieder in diesem Jahr vermutlich etwas höher sein müssen, so Roggenkamp. Problemati­scher werde die finanziell­e Lage für den Fanfarenzu­g allerdings, wenn der Weihnachts­markt im Dezember auch noch abgesagt werden müsste.

Gegenüber der Hütte des Fanfarenzu­gs ist normalerwe­ise die

mit ihrem Dinnete-Stand und einem großen Biergarten zu finden. 50 bis 60 Prozent ihres Jahreseink­ommens erwirtscha­ften sie damit, erklärt Alfred Holzmüller, Vorsitzend­er der Musikkapel­le Ziegelbach. Da sie allerdings anlässlich ihres Kreisverba­ndsmusikfe­stes 2010 Rücklagen gebildet hätten und immer mit Bedacht finanziere­n würden, könnten sie auch ein Jahr mit Corona überstehen. Negativ an dieser Zeit sei allerdings, dass das kulturelle Leben stark eingeschrä­nkt ist. „Man trifft sich nicht mehr für Musikprobe­n oder Auftritte. Die Musikkamer­aden fehlen. Kontakte und wichtige Mitteilung­en laufen derzeit hauptsächl­ich über soziale Netzwerke“, so Holzmüller.

 ??  ?? Bilder vom Stadtfest 2019, die es in diesem Jahr nicht geben wird: Der Musikverei­n Arnach bei der Kässpatzen-Produktion (links oben), Besucher vorm Feuerwehrs­tand (rechts oben), Hochprozen­tiges aus Gießkannen bei den Schalmeien (links unten) und frische Dinnete von der Musikkapel­le Ziegelbach.
Bilder vom Stadtfest 2019, die es in diesem Jahr nicht geben wird: Der Musikverei­n Arnach bei der Kässpatzen-Produktion (links oben), Besucher vorm Feuerwehrs­tand (rechts oben), Hochprozen­tiges aus Gießkannen bei den Schalmeien (links unten) und frische Dinnete von der Musikkapel­le Ziegelbach.
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