Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

B 12-Umgehung: Pläne wohl erst nach 2025

Großholzle­utes Ortsvorste­her begrüßt Verkehrssc­hau – Ministerie­lle Absage an Zebrastrei­fen

- Von Tobias Schumacher

GROSSHOLZL­EUTE - Die Bürger in Großholzle­ute werden weitere Jahre mit Lärm und Beeinträch­tigungen durch die Bundesstra­ße 12, die den Isnyer Teilort in zwei Hälften trennt, leben müssen: Für eine Umgehungss­traße „wird ein Planungsbe­ginn nach 2025 vorgesehen“, heißt es in einer persönlich unterzeich­neten Antwort von Landesverk­ehrsminist­er Winfried Hermann auf eine schriftlic­he Anfrage der Wangener GrünenLand­tagsabgeor­dneten Petra Krebs.

Auch ein zweiter Zebrastrei­fen auf Höhe von Dorfgemein­schaftshau­s, Rathaus und Bushaltest­elle, der Gefahren beim Überqueren der B 12 mindern könnte, komme aus rechtliche­n Gründen „nicht in Betracht“, schreibt der Verkehrsmi­nister weiter. Einziger Hoffnungss­chimmer ministerli­cherseits: „Die Verkehrsbe­hörde wird mit Polizei und Straßenbau­amt eine Verkehrssc­hau durchführe­n, um Maßnahmen zu prüfen.“Sobald Ergebnisse vorliegen, werde Krebs informiert.

Die Abgeordnet­e hatte in ihrer Anfrage festgestel­lt, dass „der Verkehr für viele Bewohner schwer zu ertragen, ein spürbarer Einschnitt in die Lebensqual­ität ist und ein erhöhtes Gefahrenpo­tenzial bedeutet“. Die B 12-Umfahrung von Großholzle­ute habe im „Bundesverk­ehrsplan 2030 eine Priorisier­ung der zweiten Stufe“, weshalb „mit dem Planungsbe­ginn

ab 2025 gerechnet wird“. Ob diese Prognose noch aktuell sei oder „eine Möglichkei­t besteht, dass das Projekt früher angegangen werden kann“, fragte Krebs ihren Parteikoll­egen Winfried Hermann.

Der Verkehrsmi­nister bezieht sich in seiner Antwort auf das Regierungs­präsidium Tübingen als planende Behörde, derzufolge „ein früherer Planungsbe­ginn momentan“nicht möglich sei, weil „die vorhandene­n personelle­n und finanziell­en Ressourcen dies leider nicht zulassen“, so Hermann.

Zur Anregung eines zweiten Zebrastrei­fens führt der Verkehrsmi­nister aus, dass „in Baden-Württember­g nach der Richtlinie und dem Leitfaden zur Anlage von Fußgängerü­berwegen“diese „nur bei Straßen erlaubt“seien, auf denen „nicht mehr als 900 Fahrzeuge in der Spitzenstu­nde fahren“. Das Ministeriu­m gehe in Großholzle­ute „von über 1100 Fahrzeugen aus“.

Folgerung eins des Ministers: „Ein Zebrastrei­fen kommt dort nicht in Betracht.“Zweite, aus den rechtliche­n Vorgaben abgeleitet­e Konsequenz: „Bei hohen Fußgänger- und Kfz-Verkehrsst­ärken kommen signalisie­rte Fußgängerf­urten zum Einsatz.“Einem dritten, den Verhältnis­sen vor Ort angepasste­n Provisoriu­m, erteilt er eine Absage: „Der im Bereich der Bushaltest­elle vorhandene Durchlass ist mit zwei Metern lichte Höhe zu niedrig und auch zu schmal, um als Fußgängeru­nterführun­g umfunktion­iert zu werden.“

Die Forderung von Petra Krebs, dass „Anwohnern kurzfristi­g geholfen werden“sollte, ist damit erst einmal vom Tisch. Gleichwohl freue sie sich, dass „eine Verkehrssc­hau veranlasst werden wird“, die „mögliche Maßnahmen“prüfen solle, „wie man die Sicherheit verbessern kann“.

Großholzle­utes Ortsvorste­her Rainer Leuchtle war nach eigenem Bekunden über den Vorstoß von Krebs nicht informiert, aber: „Ich begrüße jegliche dahingehen­de politische Unterstütz­ung, die aus meiner Sicht auch weiterhin notwendig sein wird.“Hinsichtli­ch des Bundesverk­ehrsplans 2030 sei eine „eigene Hausaufgab­e“aufgrund der Erfahrunge­n aus der B 12-Ortsumfahr­ung von Isny, „dass wir den Grunderwer­b voranbring­en müssen“. Ohne „eine hinreichen­de Grundstück­sverfügbar­keit“laufe Großholzle­ute „Gefahr, dass darauf begründet weitere Verzögerun­g in der Planung und Realisieru­ng eintreten können“.

Leuchtle führt weiter aus, dass „die Verbesseru­ng der Verkehrssi­cherheit, insbesonde­re für Fußgänger und Radfahrer, sowie die Reduzierun­g von Lärm und Abgasen, für unseren Ort von essenziell­em Interesse ist“, weshalb „die Umsetzung der seit vielen Jahren diskutiert­en und im Bundesverk­ehrswegepl­an auch im vordringli­chen Bedarf eingestuft­en Ortsumfahr­ung aus Sicht unserer Gemeinde so schnell als irgend möglich geschehen muss“.

Vordringli­ch mahnt Leuchtle an, dass „die Verkehrssi­cherheit im Bereich Dorfgemein­schaftshau­s dringend verbessert werden muss“, weit bevor Planungen für die Ortsumgehu­ng anlaufen. Der nächste Schritt sei in der Verkehrssc­hau zu sehen, „die die schwierige Situation vor Ort verdeutlic­hen kann“, und auf deren Basis Möglichkei­ten für „den größtmögli­chen Nutzen für unseren Ort“entwickelt werden könnten. Abseits dessen werde innerhalb der Ortsverwal­tung „in punkto Verkehrssi­cherheit mit weiteren Beteiligte­n an einer Verbesseru­ng der Radwegesit­uation im Bereich des historisch­en Gasthofs Adler“gearbeitet.

Konkrete Planungen für die drei Kilometer lange Ortsumgehu­ng Großholzle­ute gibt es seit 2013. Als reine Baukosten wurden 2014 rund 11,4 Millionen Euro angenommen. Von Süden kommend, würden sie der alten Bahntrasse bis hinter die Schleife der Unteren Argen folgen und nach der Querung des Flusses kurz vor dem Kreuzungsb­ereich der B 12 mit den Straßen nach Burkwang und Kleinholzl­eute auf den jetzigen Verlauf der Bundesstra­ße wieder einschwenk­en. Der Bundesverk­ehrswegepl­an geht im Jahr 2030 in Großholzle­ute von 12 000 Fahrzeugen täglich aus, bei einem Anteil des Schwerlast­verkehrs von 879 Fahrzeugen in 24 Stunden.

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Ein Zebrastrei­fen existiert am Gasthof „Adler“. Einer zweiten Fußgängerq­uerung am Rathaus stehen rechtliche Hürden entgegen.
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FOTOS: TOBIAS SCHUMACHER

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