Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Pharma-Dienstleister Vetter wächst und baut weiter
Ravensburger Unternehmen baut an der Ulmer Straße und in Erlen für 320 Millionen Euro zwei neue Gebäude
RAVENSBURG - Für den Ravensburger Pharma-Dienstleister Vetter läuft das Geschäft so gut, dass er baut und baut und gar nicht mehr aufhört zu bauen: Kaum ging Ende 2019 das neue, 70 Millionen Euro teure Produktionsgebäude an der Schützenstraße in Betrieb und ist nach Ostern der Bezug des ebenfalls neuen, 30 Meter hohen Bürokomplexes an der Ulmer Straße angelaufen, hat das Unternehmen schon die nächsten Projekte in der Pipeline. Auch in den kommenden Jahren wird Vetter Hunderte Millionen Euro in die Infrastruktur am Standort Ravensburg investieren.
Weil die EnBW, die derzeit ihr Umspannwerk an der Ulmer Straße modernisiert, dafür mit weniger Platz als gedacht auskommt, konnte Vetter dem Stromversorger ein weiteres, 6000 Quadratmeter großes Grundstück abkaufen. Neben dem Vetter-Parkplatz nördlich des gerade fertiggestellten Bürokomplexes, dem dafür rund ein Drittel der Plätze abgeknapst werden, wird nächstes Jahr für über 200 Millionen Euro ein weiteres Produktionsgebäude hochgezogen. In drei Reinräumen sollen dort künftig zahlreiche Medikamente abgefüllt werden.
Außerdem hat Vetter für den Fall, dass man die Kapazitäten womöglich irgendwann noch einmal erweitern will, vorgesorgt und sich in der Schützenstraße das Areal zwischen einem eigenen Produktionsgebäude und dem Arbeitsamt gesichert. Ob und gegebenenfalls was dort entsteht, sei jedoch Zukunftsmusik, versichert Geschäftsführer Thomas Otto – schließlich laufe dort die nächsten 15 Jahre noch ein Mietvertrag mit Bosch.
Da auch und gerade in Zeiten der Corona-Pandemie jede Menge Aufträge für die Fertigung aseptisch vorgefüllter Spritzen oder Vials (Fläschchen) eingehen, wächst der Umsatz des Ravensburger PharmaDienstleisters jährlich weiterhin „durchschnittlich im niedrigen zweistelligen Bereich“, wie Otto berichtet. Deshalb geht man auch im Gewerbegebiet Mariatal in die Vollen: Nach langen Verhandlungen hat Vetter vor Kurzem das Areal der ehemaligen Metzgerei Walser gekauft und die dortigen Gebäude bereits abgerissen. Hier soll ein großer Parkplatz für rund 400 Fahrzeuge inklusive E-Bike-Stationen entstehen und den Parkdruck in Mariatal abmildern. Denn bisher müssen VetterLeute, die in Mariatal arbeiten, entweder auf dem Oberschwabenhallen-Parkplatz oder dem Gelände von Beton-Wolf in Eschach ihr Auto abstellen und werden dann jeweils per Shuttle zum Gewerbegebiet im Ravensburger Süden kutschiert. Momentan baut Vetter in Mariatal für rund 60 Millionen Euro einen Neubau für optische Kontrolle und Endverpackung, in dem ab September gut 300 Menschen arbeiten werden.
Damit noch immer nicht genug: Den (vorläufigen) Neubau-Reigen schließt ein drittes Gebäude im Gewerbegebiet Erlen an der B 33 zwischen Ravensburger Weststadt und Bavendorf. 2012 und 2016 wurden dort für insgesamt 135 Millionen Euro bereits Teil I und II des Logistikzentrums samt Lager und optischer Kontrolle hingestellt. Der Rest der insgesamt 85 000 Quadratmeter in Erlen soll frühestens 2022 bebaut werden – was Investitionen in Höhe von weiteren 120 Millionen Euro bedeutet. „Dann“, sagt Otto, „ist Erlen fertig.“
Besonders stolz ist der Geschäftsführer auf das neue Verwaltungsgebäude an der Ulmer Straße, in das nach und nach rund 1000 Mitarbeiter einziehen sollen. Man habe das Bürogebäude mit dem Fraunhofer Institut ausgetüftelt. Herausgekommen ist dabei ein Konzept, das statt auf Großraumbüros auf kleinere Einheiten von vier bis sechs Mitarbeitern setzt. Auf diese Weise „bekommen wir Ruhe ins Büro rein“, die konzentriertes Arbeiten ermögliche, so Otto. Auch er selbst ist bereits in die neue Firmenzentrale eingezogen. Für Schalldämpfung sorgen zudem entsprechende Decken, Wandbeläge und Teppichböden. Darüber hinaus werde ständig frische Luft in die Räume geblasen.
Vor allem aber geht Mitte des Jahres in dem Bürokomplex ein Betriebsrestaurant, in dem Platz für 500 Mitarbeiter ist, an den Start: Eine Handvoll Köche, die von einem 20 bis 30 Mann starken Küchenteam unterstützt werden, sorgen dann rund um die Uhr für warme Mahlzeiten aus „gesunden, regionalen und bezahlbaren Zutaten“, wie Otto berichtet – das hätten die Mitarbeiter sich in einer Vorabumfrage gewünscht.
Damit sich alle Vetter-Leute die Menüs tatsächlich leisten können, schießt das Unternehmen eine ordentliche Summe zu. Wobei Otto betont, dass nicht nur die VetterMitarbeiter im Bereich Schützenstraße, die hier im Drei-Schicht-Betrieb arbeiten, von der Kantine profitieren: Das Essen wird von dort aus an die übrigen Ravensburger Standorte in Ravensburg und Langenargen mit ihren insgesamt 4800 Mitarbeitern geliefert.