Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Bergatreuter Rat ist für den Schutz des Altdorfer Waldes
Was dieser Beschluss mit dem geplanten Kiesabbau zu tun hat und wie es jetzt weitergeht
BERGATREUTE (knf) - Nach Baienfurt und Baindt hat sich nun auch der Bergatreuter Gemeinderat der Forderung angeschlossen, für den Altdorfer Wald ein durchgehendes Landschaftsschutzgebiet auszuweisen. Die örtliche BUND-Gruppe hatte dies beantragt. Hintergrund ist die Kontroverse um ein geplantes Kiesabbaugebiet im Altdorfer Wald.
Die Entscheidung fiel bei der öffentlichen Sitzung am Montagabend mehrheitlich. Zuvor hatten Wilfried Franke, Direktor des Regionalverbands, und Friedemann Reiser von der örtlichen BUNDGruppe ihre Sichtweisen zum Thema dargelegt.
„Es war ein sachlicher, demokratischer Diskurs“, sagte Friedemann Reiser am Dienstag im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“. Er zeigte sich zufrieden mit dem Ausgang, obgleich die Bergatreuter Räte den Beschluss auf den bewaldeten Teil des insgesamt mehr als 82 Quadratkilometer großen Gebietes eingeschränkt hatten. Diese Entscheidung sei verständlich, da ein
Großteil des Bergatreuter Gemeindegebiets Teil des Altdorfer Waldes sei und dort die Einschränkungen eines Landschaftsschutzgebiets nicht sinnvoll seien, so Reiser.
Der Altdorfer Wald ist in den öffentlichen Diskurs geraten, weil in der Nähe des Vogter Teilorts Grund ein elf Hektar großes Kiesabbaugebiet geplant ist. Über dieses Vorhaben wird in der Region seit rund drei Jahren diskutiert. Der Verein „Natur- und Kulturraum Altdorfer Wald“ist aus der Protestbewegung gegen diesen Kiesabbau hervorgegangen. Gegenstand der Diskussion ist auch der Schutz der Trinkwasserquelle Weißenbronnen. Die Gemeinden Baienfurt und Baindt beziehen ihr Trinkwasser aus dieser Quelle, die sich in der Nähe des vorgesehenen Kiesabbaugebiets bei Grund befindet.
Auch die Windparks, die zwischen Bergatreute und Enzisreute sowie zwischen Mochenwangen und Zollenreute im Altdorfer Wald geplant sind, sind Gegenstand von Diskussionen. Allerdings positioniert sich der Verein „Natur- und Kulturlandschaft Altdorfer Wald“nicht zu den Windparks. Im Fokus steht bei dem Verein der Kiesabbau.
Anfang des Jahres hatte der Verein „Natur- und Kulturraum Altdorfer Wald“eine Petition gestartet mit der Forderung, dass der Altdorfer Wald in seiner kompletten Ausdehnung über 82 Quadratkilometer Landschaftsschutzgebiet werden soll. Teile dieses Gebiets stehen schon heute unter Schutz, es gibt dort diverse kleinere Landschafts-, Natur- und Wasserschutzgebiete sowie Flora-Fauna-Habitate. Auch die SPD-Fraktion im Ravensburger Kreistag setzt sich für das Vorhaben ein.
Dieser Forderung hat sich nun auch die Bergatreuter BUND-Gruppe angeschlossen – „vor allem in Bezug auf die immer mehr schwindende Biodiversität und die Folgen des Klimawandels“, wie es in ihrer Begründung heißt.
In der Sitzungsvorlage zu diesem Tagesordnungspunkt hieß es im Gemeinderat: „Gerade in dieser von einem Virus geprägten Zeit, welche die Grenzen für die gesamte Welt aufzeigt, ist es notwendig sich zu besinnen und dem Schutz der Natur einen gewissen Raum und Stellenwert einzuräumen. Die Ausweisung eines Landschaftsschutzgebietes ist angezeigt und vor allem vor dem Hintergrund des Klimawandels geeignet und notwendig.“
Die Forderungen der Gemeinderäte gehen ans Landratsamt Ravensburg. Dieses ist zwar als Untere Naturschutzbehörde für die Ausweisung von Landschaftsschutzgebieten zuständig, das entsprechende Verfahren müsste aber das Land Baden-Württemberg einleiten. Und auch falls ein flächendeckendes Landschaftsschutzgebiet kommen sollte, wäre dies noch keine endgültige Absage an den Kiesabbau. Ob eine neue Kiesgrube einer Landschaftsschutzgebietsverordnung widerspricht, müsse man im Einzelfall anhand der Verordnung prüfen und gegebenenfalls gutachterlich feststellen lassen, teilte das Landratsamt Ravensburg mit.