Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Ein Hof, viele Fragen

Mehrere Bauanträge: So urteilen Kißleggs Räte über die Vorhaben am Berghof

- Von Paul Martin

KISSLEGG - Es war absehbar: Die Kißlegger Gemeinderä­te haben nicht nur nach baurechtli­chen Aspekten agrumentie­rt, als sie in ihrer jüngsten Sitzung das Einvernehm­en für die Vergrößeru­ng einer Biogasanla­ge auf dem Berghof verweigert haben (die „Schwäbisch­e Zeitung“berichtete). Nun stellt sich die Frage, wie es weitergeht auf dem Hof und bei dem Genehmigun­gsverfahre­n. Denn die Erweiterun­g der Biogasanla­ge, ist nur eines von verschiede­nen Bauvorhabe­n am Berghof.

Das sagt die Gemeinde:

Wie berichtet steht die Kißlegger Verwaltung dem Vorhaben ablehnend gegenüber. Unter anderem gibt es Bedenken wegen der Zunahme von Schwerlast­verkehr und Geruchsbel­astung, dem Umgang mit Abwässern und Einschränk­ungen für die Entwicklun­g der Gewerbebet­riebe in Zaisenhofe­n.

Das sagen die Räte:

„Wir haben eine Fürsorgepf­licht für unsere Bürger. Für die Anwohner ebenso wie für die Betriebe in Zaisenhofe­n“, sagte Friedrich Rockhoff (CDU). Seine Fraktion schließe sich den Bedenken der Verwaltung an. Wenn das Landratsam­t zu der Erkenntnis komme, dass diese Bedenken zu vernachläs­sigen sind, habe man zumindest ein Signal gesetzt.

Josef Kunz (SPD) löste sich von den baurechtli­chen Aspekten. Ihm gehe es um den gesunden Menschenve­rstand. „Jeder Kißlegger, der sieht, wsa was da tagsüber und teilweise auch nachts rauf und runter gefahren wird, weiß, dass jedes Prozent mehr zu viel ist.“Außerdem sieht er die Lage des Hofs bei einer Havarie besonders bedrohlich. „Wenn die ganze Soße mal auf Zaisenhofe­n runter kommt, dann gute Nacht.“Die SPDFraktio­n lehne das Einvernehm­en schon deswegen ab, „weil es vielen Kißleggern eh schon stinkt, was da oben läuft.“

Vor einigen Jahren habe man das Einvernehm­en für eine große Biogasanla­ge in Rahmhaus erteilt, weil die Gefahr bestand, dass die Gemeinde in in Regresspfl­icht kommt, wenn die Räte es verweigern, erinnerte sich Martin Müller (CDU). Bürgermeis­ter Dieter Krattenmac­her erklärte, dass das aufgrund einer Rechtsände­rung ausgeschlo­ssen werden kann.

Hubert Braun (GOL/ELK) stellte fest: „Ob wir zustimmen oder ablehnen ist dem Landratsam­t ja egal.“Dass der Berghof mit seiner exponierte­n Lage vor Jahren überhaupt für eine Biogasanla­ge in Frage kam, „hat mit Bio ja schonmal gar nichts zu tun“. Man müsse das Landratsam­t in die Pflicht nehmen und auf die entspreche­nden Vorschrift­en hinweisen. „Jetzt muss Schluss sein.“

Kommt die Erweiterun­g der Anlage trotzdem?

Das ist im Moment ungewiss. Das Verfahren zum Immissions­recht läuft noch. „ Der Ausgang des Verfahrens bleibt abzuwarten,“sagt Franz Hirth, Sprecher des Landratsam­tes.

Hirth zählte auf SZ-Nachfrage auf, welche baurechtli­chen Verfahren derzeit bezüglich des Berghofs laufen. Es sind fünf an der Zahl. Im August 2017 sei bereits die Nutzungsän­derung eines Kuhstalls eingereich­t worden. Beantragt wurde eine genehmigun­g für 169 Liegeboxen plus Außenboxen. Anderhalb Jahre später wurde der Bau eines weitere Milchviehs­talls (60 Meter lang, 25 Meter breit) beantragt.

Er soll Platz für 108 Kühe bieten. Ebenfalls im Dezember 2018 wurde eine Überdachun­g für ein Fahrsilo beantragt. Vor rund einem Jahr ging der Bauantrag für die Erweiterun­g der Maschinenh­alle ein. Dazu erteilten die Kißlegger Räte in ihrer jüngsten Sitzung bei einer knappen Mehrheit das Einvernehm­en. Eine Bauvoranfr­age für den Neubau einer Betriebsle­iterwohnun­g, Ferienwohn­ungen und eines Bauernhofc­afés wurde diesen März gestartet. Der Kißlegger Rat zeigte sich hierzu mehrheitli­ch ablehnend. Der Landratsam­tsprecher gibt bekannt: „Bei allen Baugenehmi­gungsverfa­hren sind die Antragsunt­erlagen unvollstän­dig.“Erst wenn eine Vollständi­gkeit der benötigten Planunterl­agen vorliege, könne die Genehmigun­gsfähigkei­t der einzelnen Vorhaben beurteilt werden.

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